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Sonntag, 09.05.2004 | von: mw

33. Adidas Vancouver Marathon

Mal wieder ein Jubiläum, der 150. steht an. Nach meiner Planung wäre das wieder Anfang Mai in Hannover gewesen. [Dort war jedoch schon vor zwei Jahren der 100. Marathon. D.Red.] Ich ließ mir was anderes einfallen. Kreienbaum Sportreisen, mit denen ich schon Marathonreisen nach Zypern und Malta gemacht habe, bot sehr günstig den Vancouver Marathon an. Der findet immer am gleichen Datum wie Hannover statt.  Im Januar war das schon alles für mich gebucht, ich musste nur zusehen, dass es auch der 150. wird. So war das Wochenende davor kein Marathon geplant. Falls ich mal einen nicht laufen kann, wird spontan noch einer gemacht. Aber das war ja nicht nötig, und so fieberte ich dem Tag des Abfluges entgegen. Der kam dann auch am 29.04.04. Kerstin brachte mich zum Flughafen Hannover, da saß doch einer den ich kannte, der Dietmar aus Bückeburg. Wir guckten uns an. „Vancouver“ Natürlich. Meinen Koffer hatte ich inzwischen abgegeben und hoffe, dass ich ihn in Vancouver wiedersehe. Aber ein Läufer sorgt ja vor, so hatte ich meine Laufschuhe und das VHV Shirt in mein Handgepäck gepackt. Sicher ist sicher. So flogen wir pünktlich 11:25 Uhr nach Frankfurt, kamen dort am Terminal A an und mussten weiter zu Terminal B. Wer schon mal in Frankfurt war, weiß, wie weit das sein kann. Nach 25 Minuten haben wir B48 gefunden. Hier trafen wir uns mit Bernhard Kreienbaum, unserem Reiseleiter. Da war noch der Udo aus Stuttgart, mit dem ich im Februar in Bertlich zusammen am Frühstückstisch gesessen habe, der hat seinen Laufkumpel Gerd mitgebracht, und mit Gerd habe ich 3 Wochen vorher in Bonn noch gesprochen. Die Läuferwelt ist klein. Insgesamt waren wir 24 Leute und im Flieger saßen wohl 350. Auch hier 13:15 Uhr pünktlicher Abflug Nonstop über Großbritannien an Island vorbei über Grönland hinweg Richtung Hudsen Bay und schon war Kanada erreicht. Vancouver liegt ja an der Westküste nicht weit von der Grenze zur USA entfernt. Nach 9:30 Std. landeten wir in der Stadt der Olympischen Winterspiele 2010, 14:20 Uhr Ortszeit. Nur eine gute Stunde unterwegs was will man mehr. Zeitunterschied 9 Std. zurück. Das wird ein langer Donnerstag. Nachdem wir unsere Koffer - meiner war tatsächlich da - in Empfang genommen hatten, standen schon 4 Limousinen für uns bereit. Mindestens sechs Meter lang mit Ledersitzen 4 Plätze quer und 3 längs mit Bar, nur war leider nichts drin. Sonst werden in diesen Autos wohl Filmstars transportiert. Das Wetter war herrlich über 20 Grad, wolkenlos, und so blieb es bis Samstagabend. In diesen 3 Tagen wurde die wärmsten Temperaturen seit 50 Jahren hier gemessen. Samstag 27 Grad Celsius. Nach 30 Minuten war das Hotel erreicht. Koffer auspacken, und gegen Abend gingen wir gemeinsam ins Restaurant. Hier war es 18:30 Uhr, bei uns 3:30 Uhr! Ich war immer noch auf, und was sagt mein Magen dazu, wenn ich um diese Uhrzeit noch was esse. Der Magen kam damit zurecht.  Aber ich konnte die Nacht ganz schlecht schlafen. Einfach überdreht. Der Freitag begann nach dem Frühstück mit einer 5-stündigen Stadtrundfahrt mit einem genialen Busfahrer, dem Martin aus München. Er lebt schon 14 Jahre hier und brachte uns diese eindrucksvolle Stadt näher. Teile der Strecke wurden schon besichtigt, das hatte hier einen Hauch von New York. Manche Strasse wirkte wie in San Francisco. Nachmittags setzte er uns an der Halle ab, wo wir unsere Startnummern in Empfang nehmen konnten. Grosse Messe war hier auch, ich schaute mich noch um, der Start und das Ziel waren genau vor der Halle, und zum Hotel waren es 5 Minuten Fußweg, alles perfekt. Freitagabend und Samstag bis 17:00 Uhr standen zur freien Verfügung. Ich nutzte das am Samstag mit einem Stadtbummel nach einer Nacht, in der ich wieder schlecht geschlafen hatte. 17:00 Uhr - die Pastaparty beginnt und war wohl das allerbeste, was ich bisher erlebt habe. Ein Riesentisch war aufgebaut mit Selbstbedienung. 3 Sorten Nudeln, verschiedene Salate, Kuchen und Kekse. Nur kein Bier. Dann mussten wir früh ins Bett, der Halbmarathonstart bereits um 7:00 Uhr, der Marathon 7:30 Uhr. In Deutschland gibt es nur einen Marathon der auch um 7:30 Uhr startet. Wieder mal schlecht geschlafen. In Hannover war der Marathon bereits Geschichte, und hier gings jetzt los. Kurz nach sieben gingen wir Marathonis die paar Minuten zum Start. Ca. 4500 standen auf dem Pazifik Blvd. Vorher wurde noch ein Kandier geehrt, er hatte die Startnummer 100 und lief seinen 100sten. Die ersten 5 km in südliche Richtung, nach 3 km kam der erste schon entgegen, der war bei 6 km. Ein kleiner Bogen und auf der anderen Straßenseite wieder zurück fast am Start vorbei. Km 10 und wir liefen durch Chinatown, hier ist das zweitgrößte Chinesenviertel (nach San Francisco) an der Westküste Amerikas. Km 15, der Ortsteil Gastown ist die Altstadt entlang der Waterstreet mit der Attraktion Steam Clock. Hier steht eine der wenigen Dampfuhren (Steam Clock) der Welt. Die Uhr ist ca. 5,5 Meter hoch und hat nachts sogar beleuchtete Zifferblätter. Vier Töne zur Viertelstunde, acht zur halben, zwölf um viertel vor und sechszehn zur Stunde werden von der Uhr geblasen. Dann folgt eine Serie von Tuten mehrerer Dampfpfeifen und zur vollen Stunde ein Tuten der großen Dampfpfeife, bevor sie wieder mit einem lauten Seufzer und einem großen Dampfausstoß in ihren Ruhezustand versinkt. Ich dampfe inzwischen auch schon, denn in der Nacht hatte sich das Wetter geändert. Nach kurzem nächtlichen Regen war es jetzt trocken und mit 17 Grad angenehm, aber die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch. Bis km 20 liefen wir durch Downtown dem größten Ort Vancouvers, hier leben 500.000 Einwohner, und ein Hochhaus steht neben dem anderen, halt wie in New York. Immer wieder mal eine giftige Steigung, und der schönste Teil der Strecke beginnt. Der Stanley Park, gilt laut Reiseführer als schönster Stadtpark der Welt. Vorbei an Marterpfählen ins Grüne und immer die Skyline auf der anderen Seite im Auge. Bei km 27 hatten wir den Park hinter uns. Der nächste km über die Burrard Bridge, und wer die Brücken hier kennt, das sind andere Ausmaße als zum Beispiel die Rheinbrücke in Bonn. Ganz schön bergauf und wie ich sehe muss ich hier noch mal rüber, auf der anderen liefen schon die ganz schnellen. Na Prima, aber die Aussicht entschädigte. Km 29 bis km 38 bestand nur aus Gegenverkehr der schnelleren Läufer, also Pendelstrecke, irgendwann kehrt man um und läuft auch auf der anderen Straßenseite. Km 33 Der äußerste Punkt war erreicht, jetzt war ich auf der schnelleren Seite und konnte sehen, wie viel noch hinter mir sind. Km 39 und noch mal über diese Bridge, Km 40 immer noch auf der Bridge aber das Ziel naht leicht abschüssig setzte noch mal ein kräftiger Laufschritt ein, und nach 4:39:42 Std. war das Ziel erreicht. Die Zeit verging wie im Fluge. Das lag wohl auch daran, dass ich die Meilenangabe immer schön umrechnen konnte, bis ich das raus, hatte war schon wieder eine Meile vergangen. Im Ziel schämte ich mich meiner Tränen nicht. Öfter denke ich, meine Leukämie könnte mich irgendwann mal einholen, und nun hatte ich den150sten Marathon gefinisht. Das hätte ich nie für möglich gehalten. So sass ich da und musste heulen, eine Chinesin, ja das war international hier, fragte, ob alles okay wär. Yes, und ich fing mich dann doch schnell wieder. Mit Medaille und Finishershirt ging ich zum Hotel, Erst mal duschen. Die letzte Läuferin kam übrigens nach 10:30 Std. ins Ziel. Jetzt weiß ich auch, warum diese frühe Startzeit, hier haben alle noch ein wenig länger Zeit, it´s America. Abends trafen wir uns alle im Restaurant zum Essen und einer internen Siegerehrung. Der Udo wurde 1. in der Alterklasse M65, der Gerd 1. in der M70. Auch ich wurde geehrt für meinen 150 Marathon, und alle standen auf und klatschten Beifall, ein rührender Moment.  Die fanden das alle unglaublich was ich trotz meiner Krankheit leiste. So war der Sonntag auch zu Ende. Am Montag war auch frühes Aufstehen angesagt. 7:00 Uhr ab zum Frühstück, und um 9:00 Uhr stand der Bus vorm Hotel für die Tagesfahrt nach Victoria auf Vancouver Island. Obwohl Vancouver die drittgrößte Stadt Kanadas ist, heißt die Hauptstadt vom Staat British Columbia (so groß wie Deutschland, Frankreich und der Schweiz) Victoria. Der Busfahrer heißt diesmal Roland, lebt seit 16 Jahren hier. Er war einer von der lustigen Sorte, und wir hatten viel Spaß mit ihm. So fahren wir Richtung Süden durch Richmond nach Tsawwassen. Nach 45 Min. erreichen wir unsere Fähre und durch die beautiful Landschaft der tausend Inseln (einige gehören schon zu den USA) erreichen wir nach anderthalb Stunden Swartz Bay auf Vancouver Island. Eine Insel von 460 km Länge und 80 km Breite. Nach einem Besuch in den Butschard Gardens, einem der schönsten Blumenparks der Welt, fuhren wir weiter nach Victoria ganz im Süden der Insel. Dort konnten wir uns eine Zeitlang umschauen, bevor es zurück zur Fähre ging. Die hatte dann eine Stunde Verspätung, aber das macht hier nichts, die Leute sind sehr geduldig, und es gab auch nie so was wie Hektik wie in Germany. Durch die abendliche Inselwelt wieder zurück, es ist so wunderschön hier. Gegen 23:00 Uhr sind wir wieder im Hotel, ein Super-Tag geht zu Ende. Der Dienstag für 18 Leute der Rückflug, 6 andere verlängerten noch eine Woche. 13:00 Uhr da stehen sie wieder, diese superlangen Limousinen und brachten uns zum Flughafen. 16:00 Uhr pünktlich heben wir ab. 9einhalb Stunden später landen wir sicher mit dem Airbus 340-600 in Frankfurt. 10:30 Uhr MEZ aber bereits Mittwoch. Eine Nacht war weg. Jetzt noch 2 Stunden gedulden bis zum Flug nach Hannover. Das klappte auch noch, welche Überraschung: Auch mein Koffer war da. So bin ich gegen 16:00 Uhr zu Haus eingetroffen. Damit war ein Traum erfüllt. Der erste Überseemarathon! Nach 150 Läufen soll ja nicht Schluss sein, das nächste Ziel ist wohl die 200. So Gott es will. So geht es am 15. Mai zum ersten Mannheimer Dämmerungsmarathon. Eine Woche später nach Prag. Noch ein Satz zu meiner Pulsuhr, sie zeigte folgende Daten nach dem Lauf an: 3248 Kalorien, 40.950 Herzschläge, Durchschnittspuls 145 und 305 Höhenmeter. Wenn man sich nicht laufend auf die Socken macht, dann bekommt man kalte Füsse. In diesem Sinne bis demnächst.

Wolfgang Schwabe
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