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Dienstag, 29.03.2005 | von: mw

Connemara Marathon & Ultramarathon

Connemara, eine der wildesten und schönsten Landschaften Irlands, lädt alljährich am letzten März-Wochenende zum Marathon ein. Die Zitate in der Ausschreibung, die mir schon im Oktober beim Dublin-Marathon 2004 in die Hände gefallen war, überschlagen sich fast: "... a feeling that landscape, people and event had come together to create a day which would be remembered forever by all those who took part" (IRISH RUNNER) - "With a course that is second to none, we have a race with a most exciting future" (IRISH INDEPENDENT) - "A Breath of Fresh Eire - The course ranks among the most beautiful you're likely to find..." (RUNNERS WORLD)!!!!!!! Hmm, da muß man ja geradezu hin! Schon 2004 hatte dieser Lauf mich gereizt, und als ich im August 2004 in Longford von meinem nord-irischen Lauffreund Peter Ferris MBE erfuhr, dass man sogar einen Doppeldecker laufen kann, war die Reise für 2005 quasi gebucht. Günstige Flugtickets von HLX für je 29,99 Euro pro Person und Richtung trugen das ihrige dazu bei. Und auch Race Director Ray O'Toole half mit persönlichen Engagement und Entgegenkommen bei den Anmeldungen mit. So konnte nämlich Barbara ihre Anmeldung zum Ultramarathon am Sonntag bis zum Samstag-Nachmittag offenhalten... Zum Lauf selbst ist folgendes zu sagen: Gelaufen wird am jeweils letzten Sonntag im März, und zwar gleichzeitig Ultramarathon (Start um 09.00 h), Marathon (Start um 10.30 h) und Halbmarathon (Start um 12.00 h). Die Ultras laufen eine Meile plus die volle Runde, die Marathonis steigen (wie beim Ederseelauf) später ein, die Halbmarathonis zuletzt, und alle laufen logischerweise dann ins selbe Ziel in Maam Cross. Für die Ultra-Teilnehmer gibt es seit 2004 veranstalterseitig das Angebot, den Marathon bereits am Samstag zu laufen, allerdings mit deutlich abgespeckter Logistik, sprich: Verpflegung. Barbara und ich flogen also am Gründonnerstag spätnachmittags los nach Dublin, übernachteten dort günstig unweit des Busbahnhofs (Busáras) und saßen bereits am Freitagmorgen gegen 9.30 h im Bus nach Galway. Dass wir die Bustickets bereits am Vortag gekauft hatten, war ein kleiner Vorteil, denn der Bus war, was in Irland wohl keine Seltenheit ist, rasch voll. Also Pech für die übrigen Fahrgäste: Sie mußten warten, bis nach rund 20 Minuten ein Extrabus anrückte und in Dublin wie auch unterwegs all diejenigen auflas, die der reguläre Bus mit seinen 53 Sitzplätzen nicht mehr unterbrachte. Um 14.10 h (fahrplanmäßig 13.30 h) hatten wir Oranmore, unser heutiges Tagesziel, erreicht, fanden rasch das "Oranmore Lodge Hotel", in dem uns Peter Ferris zu Sonderkonditionen eingebucht hatte, und checkten ein. Unser Zimmer empfing uns mit allen Annehmlichkeiten, so dass wir etwas länger verweilten, bevor wir - nur mit Mini-Gepäck - weiter ins 9 km entfernte Galway fuhren, wo wir in der Altstadt herumbummelten und auch zu Abend aßen. Am Samstag wurde es dann ernst: Um 9.30 h bestiegen wir in Oranmore erneut den Bus nach Galway, um 10.00 h dann in Galway den nach Maam Cross, und um 10.53 h pünktlich trafen wir bei Peaockes Hotel ebendort ein. Peter Ferris und sein Laufkollege Noel sowie Mick Rice vom Org.-Team warteten bereits auf uns, so dass wir uns schnell umzogen und dann gleich mit Micks Wagen zum Startpunkt direkt am Lough Inagh fuhren. Um 11.45 h erfolgte - mit Telefon-Countdown in die Rennzentrale zu RD Ray O'Toole - der Start für Basia, Peter und mich. Wir hatten beschlossen, zunächst zusammen zu laufen, da Peter nicht riskieren wollte, dass Basia und ich uns verliefen. Dies war zwar nicht unmöglich, aber dennoch sehr unwahrscheinlich. Zunächst führte uns die Strecke die R344 entlang nach Norden, wobei wir die eindrucksvolle Bergkette der Twelve Pins (711 m) rasch links hinter uns ließen. Die Landstraße war verkehrsarm. Rechts uns links der Strecke zogen sich fast endlose Moorlandschaften dahin, immer wieder mit Hügeln und Bergen, dazwischen einsamen Bauernhöfen oder vereinzelt kleinen Ortschaften, die wir jedoch nicht berührten. Nach rund 6 Meilen stießen wir kurz vor dem Kylemore Lough auf die N59, der wir nach rechts, d.h. nach Nordosten folgten. Hier kamen nach bis dahin nur unwesentlichen Aufs und Abs die ersten echten Steigungen, die es teilweise ganz schön in sich hatten und sich immerhin auch über fast 3 Meilen hinzogen. Danach durften wir es so richtig "rollen" lassen, denn nun ging es hinunter zum Killary Harbour, Irlands einzigstem Fjord, dessen Südufer wir dann bis fast zu seinem Ende, jedenfalls bis zu unserem Halbmarathonpunkt, folgten. In der kleinen Ortschaft Leenaun bogen wir erneut rechts ab, diesmal nach Südosten in die R336, auf der es nun für mehr als zwei Meilen galt, im Tal des Joyce's River wieder Höhenmeter zu "machen". Auf dem folgenden Abschnitt im Joyces Country passierten wir immer wieder kleine Höfe, meist Einzelhäuser in malerischer Lage. Das Höhenprofil auf der Streckenskizze zeigt zwar einen "ebenen" Verlauf, in Wahrheit ging es auch hier immer wieder ganz nett rauf und runter, so dass es wirklich nie langweilig wurde. Immer wieder lockten Fotomotive am Wegrand, Bäche, Seen, Panoramen, so dass ich allein am Samstag beim Marathon rund 120 Digitalfotos schoß und am Sonntag noch einmal fast 100. In Maam - rund 4,5 Meilen vor dem Ziel - ging es zum letzten Mal nach rechts, womit wir jedoch nur der R336 folgten. Ab hier folgte nun der härteste Teil der Strecke, nämlich 2,5 km heftiger Anstieg auf einen Pass der Maumturk Mnts., der es wirklich in sich hatte. Von der Passhöhe aus durfte man dann wieder zum Ziel hin, das mit seinem 20 Meter "hohen" Aussichtsturm weithin sichtbar war, wieder forcieren, wenn man noch konnte und wollte. Für uns ging es um nichts mehr: Die 5 Stunden waren nicht mehr drin, also liefen wir einfach durch und erreichten Maam Cross nach 5:06:30 h, wo uns Ray, unser Race Director, im Ziel empfing und uns die ersten Fisher-T-Shirts überreichte. Peter Ferris, der sich bei Maam am letzten Wegabzweig von uns gelöst hatte, war rund 12-14 Minuten vor uns angekommen. Nach einer Erfrischungspause im Pub von Peacockes fuhren wir rasch zu unserem Hotel nach Oranmore, wo die Badewanne auf uns wartete. Das Carboloading folgte preiswert beim "Chinaman" im Dorf. Dann hieß es früh zu Bett gehen. Schließlich war diese Nacht dank der Umstellung auf die Sommerzeit eine Stunde kürzer. Das Oranmore Lodge Hotel war so nett, uns auch eine ganze Stunde vor der offiziellen Zeit, nämlich um 6.30 h statt ab 7.30 h, am Sonntagmorgen ein reichliches Frühstück anzubieten, wenngleich diesmal das "Full Irish Breakfast" dem kontinentalen Stil weichen mußte. Kurz nach 7 Uhr saßen wir dann wieder im Auto, und kurz nach acht erreichten wir erneut Maam Cross, wo sich heute rund 1.700 (!) Läufer einfinden sollten. Beim ersten Lauf vor 3 Jahren waren es kaum 75 gewesen! Diesmal trafen wir in der großen Festhalle, in der ab 8 Uhr für alle Läufer Frühstück angeboten wurde, weitere bekannte Gesichter, u.a. Horst Preisler, der sich sichtbar freute und heute gar nicht so wortkarg und in sich zurückgezogen war. Im Bus, der die 71 Ultraläufer um 8.45 h zum Start brachte, und am Start selbst trafen wir vier weitere 100MC-ler: Steven Koch, Han Frenken, Jan-Willem Dijkgraaf und Dietrich Eberle. Zum Klönschnacken war jedoch keine Zeit: Das irische Fernsehen bat zum Interview... Die erste Meile des Ultras war auch die letzte, d.h. nach einer Meile passierten wir das Ziel, ließen es jedoch einfach links liegen und bogen nach Westen auf die N59 ab. Das Feld zog sich nach zwei Meilen immer mehr auseinander. Alle hatten es scheinbar sehr eilig oder waren supergut drauf. Jedenfalls hatten wir - d.h. Basia und ich - bald nur noch eine englische Läuferin aus dem 100MC U.K. hinter uns. Immerhin: Dietrichs gelbes Trikot blieb immer gut in Sichtweite; bis etwa Meile 10 lief er meist so 60-90 Sekunden vor uns. Dann wurde auch er schneller und wir etwas langsamer, und so vergrößerte sich der Abstand rasch auf rund 5-6 Minuten, d.h. wir sahen ihn noch noch bei wenigen Streckenabschnitten vor uns. Was sollte es: Er war frisch, wir hatten den Marathon vom Samstag in den Beinen... Also laß ihn doch laufen! Als wir uns in Killary Harbour (dem Fjord) dem nunmehr heutigen Marathonpunkt näherten, hatten wir jedoch plötzlich das gelbe Hemd wieder dicht vor uns. Sein Träger hatte sichtbar Probleme, legte auch auf flachen Abschnitten immer wieder Gehpausen ein. Die Marathonmarke passierte er nach 4:52:55 h, wir nach 4:53:46 h. Kurz darauf verpaßte er in Leenaun beinahe den Abzweig nach rechts, fand jedoch gerade eben noch den Dreh ins Joyce's River Valley. Ab hier trennten Basia und ich uns verabredungsgemäß, weil Basia als kleine und leichte Läuferin in dem ja sehr profilierten und steigungsreichen letzten Drittel einfach stärker sein würde als ich und weil sie zudem noch ein paar Läufer mehr einholen wollte... Also auf zur Attacke und vorbei an Dietrich! Der hatte am Berg auch nichts gegenzuhalten, und so war Basia bald außer Sichtweite entschwunden. Bei Meile 34 (bzw. 21 für die Marathonis) hatte sie unseren irischen Freund Liam Fenelon ein und wenig später auch Gunla Eberle, die beide den Marathon bestritten und bei ihrem Start 51 Minuten Vorsprung auf uns gehabt hatten. Beide kamen dann lange nach Basia ins Ziel... Ich hingegen hatte noch nicht vor, Dietrich so rasch zu versägen und dann von ihm gejagt zu werden. Dafür war mir der noch bevorstehende Streckenteil zu lang und zu schwer. Also fotografierte ich munter weiter, ließ Dietrich dabei immer wieder etwas vorlaufen und schloß einfach immer wieder auf. Bei Meile 29 ging es jedoch nicht mehr anders: Dietrich, der bei Meile 26 die Wasserdepots übersehen hatte, ließ sich von Helfern eine Flasche Wasser reichen und trank sie dann - bei leicht abschüssigem Terrain - gehenderweise. Das war die Einladung, zumal ich auf dem folgenden Streckenabschnitt locker und gut laufen konnte und sich die Steigungen hier in Grenzen hielten. Als die große Steigung dann begann, war von Dietrich längst nichts mehr zu sehen, und das sollte sich bis 15:23 Minuten nach meinem Zieleinlauf nicht ändern... Unsere Ergebnisse stellten Basia und mich mehr als zufrieden: Basia war eine 7:23:33 h gelaufen, ich eine 7:48:21 h. Dabei hatte sich Basia erst am Nachmittag des Vortags überhaupt zugetraut, ihren ersten Ultra seit der Krebs-OP im Juli 2004 und diesen gar als zweiten Teil ihres ebenfalls ersten Doppeldeckers seit der OP zu laufen, und hatte da erst ihre "wild card" zur Nachmeldung bei Ray wahrgenommen. Auch ich hatte meine Erwartungen mehr als erfüllt: HM nach 2:21:04 h statt der erwarteten 2:30 h, Marathon nach 4:53:46 h statt der erwarteten 5:15-5:20 h (beides jeweils zusammen mit Basia) und Ziel nach 7:48:21 h statt der erwarteten über 8 h. Oder anders herum: Die zweiten 13,1 Meilen des Ultra (deckungsgleich mit den ersten 13,1 Meilen des Marathons) genau 12:00 min langsamer als am Vortag mit frischen Beinen, die letzten 13,1 Meilen dann "nur" 7:47 min langsamer als beim Marathon... Basia muß hier ja sogar 17:01 Minuten schneller gelaufen sein als am Samstag! Da kann man wirklich nicht meckern! Beim Essenfassen in Peacockes Hotel - es gab Kaffee & Tee, heiße Suppe und Obst satt - trafen wir unseren Freund Liam Fenelon wieder, so dass wir das Gepäckumladen von Peters in Liams Wagen reibungslos vollziehen konnten. Gegen 18 h brachen wir mit Liam und seiner Frau Mary als Fahrerin auf und trafen zwei Stunden später in ihrem Haus in Longford ein. Hier erwartete uns nach einer heißen Dusche ein reichhaltiges und super-leckeres Abendessen, das die drei Töchter der Familie Fenelon für uns alle vorbereitet hatten und das wir im Kreis der gesamten Familie (insgesamt sogar zu acht) einnahmen... Ein Fazit zum Connemara Marathon & Ultramarathon: ein einzigartiger Lauf auf einer wunderschönen Strecke in einer faszinierenden Landschaft, nicht leicht zu laufen, sondern durchaus sehr anspruchsvoll für einen reinen Straßenlauf, weitab "vom Schuß", aber dennoch gut zu erreichen. Alles, was wir von der Organisation in Anspruch nahmen, hat allerbestens funktioniert. Allerdings sollen einige der Shuttle-Busse morgens ab Galway etwas später abgefahren und demnach auch in Maam Cross angekommen sein, und ebenso sollen einige Busse rückzu zu früh gefahren sein, so dass ein paar Läufer per Auto-Stopp nach Galway zurückreisen mußten, was jedoch auch ging. Das Startgeld von 60 Euro erscheint auf den ersten Blick recht hoch, allerdings ist darin der Bustransfer ab/bis Galway enthalten, der allein mit 15 Euro angesetzt sein soll. Für die übrigen 45 Euro gibt es neben der Start-, Strecken- und Zielverpflegung, Medaille, T-Shirts (für die Marathonläufer kurzärmlig, für die Ultras langärmlig!). Urkunden und Ergebnislisten sollen noch per Post folgen. Streckenfotos sollen zum Download auf der Homepage aufgespielt werden. Für mich jedenfalls steht das Fazit: Connemara ist eine Reise wert! Prima Lauf, super-schöne Landschaft und vor allem sehr nette und freundliche Menschen. Also ein Event, das mich sicher noch öfters wiedersehen wird!
- cho -
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