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Montag, 28.10.2013 | von: mw

Trailmarathon Heidelberg

Angekündigt als härtester Stadtmarathon Deutschlands bietet der neue Trailmarathon in Heidelberg eine interessante Herausforderung an. Bei nur 1.500 Startplätzen sichere ich mir einen Startplatz durch eine frühe Anmeldung.

Auf dem Universitätsplatz im Zentrum Heidelbergs hat man ein großes Zelt aufgebaut. Hier gibt es neben der Startnummernausgabe eine kleine Marathonmesse.

Dort treffe ich auch Clubmitglied Werner.

Im Auto mitgenommen habe ich Lauftreffkollege Peter und Arbeitskollege Eberhard.

Die Teilnehmer begeben sich in ihren Startblock. Es gibt die Blöcke A1 bis A4, die im 5 Minuten Abstand gestartet werden sollen.

Es ist kurz vor 9:00 Uhr. Gleich geht es los.

Doch zu meiner und vieler anderer Verwunderung wird gleich das ganze Feld auf die Strecke geschickt. Dumm, denn meine GPS Uhr hatte ich noch nicht aktiviert. Erst nach über 15 Minuten bekomme ich ein Signal. Die ersten etwa 2,5 km auf flacher Strecke fehlen somit in meiner Aufzeichnung, aber ich kann es verschmerzen.
In der Ergebnisliste findet man später 668 Männer und 110 Frauen. Da wurden also nur gut die Hälfte der verfügbaren Startplätze genutzt. Vielleicht deswegen war kein Blockstart nötig. Allerdings hätte man dies den Teilnehmern auch mitteilen können.

Auf der Höhe im Vordergrund erhaschen wir einen kurzen Blick auf das Schloß. Gegen Ende des Marathons werden wir aber noch durch den Schloßgarten laufen. 

Erster Höhepunkt und erster ganz leichter Anstieg hoch auf die Alte Brücke, die den Neckar seit über 200 Jahren überspannt.

Der Kopfsteinpflasterbelag stört uns nicht bei dieser Kulisse.

Von der Brücke aus erkennen wir auf halber Höhe Läufer. Ein erster richtiger Anstieg wird also bald kommen.

Doch vorher noch ein Blick zurück auf die Alte Brücke bei zunächst herrlichem Spätherbstwetter.

Dann links um eine Ecke gebogen geht es los, die erste längere giftige Steigung. Die ersten paar Meter versuchen die meisten noch zu laufen,

um wenig später in den Gehschritt zu verfallen.

1.800 Höhenmeter sind es laut Ausschreibung. Meine GPS Uhr speichert am Ende 1.510 Meter Aufstieg und 1.476 Meter Abstieg. Stimmt auch nicht ganz, bei Start = Ziel. Aber gut 1.500 Meter sind es in jedem Fall, kommen doch noch die paar Höhenmeter der ersten Viertelstunde hinzu.

Der Schlangenweg, der zum Philosophenweg hochsteigt, erweist sich als erste harte Prüfung.

Aber das wussten alle, die sich hier angemeldet haben.

Oben angekommen entschädigt der tolle Ausblick für die Strapazen.

Lang ist die Erholungsphase leider nicht. Der nächste Anstieg ist schon da. 5 km haben wir nun in den Beinen.

Wir kommen jetzt richtig in den Wald hinein und hinauf zum Heiligenberg. Noch sind es gut zu belaufende breite Wege, auch wenn die Läuferinnen und Läufer meiner Preisklasse oft in den Gehschritt verfallen. Hier ist mehr Wandern, als Laufen angesagt.

Wir erreichen eine Verpflegungsstation. Wasser und ISO sind die Regel, dazu Müsliriegel und Bananenstücke. Später gibt es auch gelegentlich Apfelschorle oder Cola.
An jeder Verpflegungsstelle steht ein Rettungswagen, gelegentlich auch zwischen den Verpflegungsstellen. Das ist lobenswert, angesichts der anstrengenden und schwierigen Laufstrecke.

Wir erreichen die Thingstätte. Peter ist noch bei mir, der Berglauf erfahrene Eberhard ist bereits enteilt.

Innendrin eine tolle Kulisse, aber auch ein schwerer Treppenanstieg. 178 Stufen sind zu bewältigen.

Kein Problem, sie lassen sich gut gehen.

Bald ist diese Hürde genommen.

Ein Blick zurück zeigt, welche Höhenmeter wir auf diesem kurzen Stück gemacht haben.

Es geht wieder bergab, aber die Freude darüber ist nur kurz.

Der Weg wird trailartig. Im Laub sind unzählige Steine und Wurzeln versteckt. Da ist höchste Vorsicht geboten.

Ich kann hier nicht vernünftig laufen, beschränke mich auf zügiges Gehen. Schade, bergab hatte ich gehofft, Boden gutzumachen. Der leichtfüßige Peter hatte hier weniger Probleme und ich habe ihn fortan nicht mehr gesehen.

Endlich wird der Weg besser. Wir erreichen den Zollstockbrunnen.

Na ja, kein wirkliches Highlight.

Nach kurzem Anstieg geht es dann endlich auf leicht fallender Strecke auf gut belaufbarem Untergrund weiter.

So kann man es mal richtig laufen lassen. 10 km sind nun geschafft.

Doch dann geht es natürlich wieder hinauf.

Ich laufe den moderaten Anstieg, um weiter Boden gut zu machen. Viele marschieren.

Als es gerade wieder bergab geht, treffe ich Werner. Offensichtlich hat er die Startnummer eines verhinderten Läufers bekommen, vielleicht der Grund dass ich ihn später nicht in der Ergebnisliste finde.

Km 15 sind geschafft und meine Uhr zeigt genau 2:00 Stunden. Wenn ich weiter so laufe, dürften die 6 Stunden zu packen sein.

Doch wieder einer dieser zähen kraftraubenden Anstiege,

die nun immer häufiger kommen.

Wir erreichen den "Weißen Stein".

Wie ich mir von einem Streckenposten sagen lasse, sei dies kein einzelnes Objekt, sondern die Bezeichnung dieses Gebietes,

an dem auch dieser markante Turm steht.

Wenig später sind 20 km im Kasten, aber der Blick auf die Uhr bereitet mir Sorgenfalten. 2:46 h sind bereits vergangen. Die letzten 5 km haben also mehr als eine dreiviertel Stunde gekostet. Die 6 Stunden rücken in weite Ferne.

Doch dann geht es auf breiten teilweise asphaltierten Wegen lange hinunter. Nach gut einer halben Stunde später müsste auf diese Weise km 25 erreicht sein, aber die Marke will und will nicht kommen. Ich frage bei der nächsten Verpflegungsstelle. "Hier ist km 28,5" wird mir gesagt, aber so weit kann ich noch nicht sein.
Einige km später geht es richtig kräftig hinunter auf Asphalt nach Schlierbach. Die Oberschenkel brennen. Wann kommt km 30?

Über eine Brücke gelangen wir auf die andere Seite.

Es geht unter den Bahngleisen hindurch

und wir erreichen einen Verpflegungspunkt. Wieder frage ich, wo wir jetzt sind. "Bei km 28,8". Na super, aber realistischer als die Aussage rund 20 Minuten zuvor.

Und da kommt es endlich das 30 km Schild. Laut Höhenprofil befinden wir uns bereits auf dem steilsten Anstieg, der uns bis km 36 führen soll.

Es ist nun jeder Kilometer ausgeschildert. Eine gute Orientierung, angesichts der Anstiege. Kurz zuvor bei km 31 hatte ich Arbeitskollege Eberhard eingefangen, der sich bei km 31 kurz hingesetzt hatte. Wie er mir später erzählte, sei sein Puls nach zwei Bechern Cola so stark nach oben gegangen, dass er pausieren musste. Ein Versuch, wieder in den Laufrhythmus zu kommen, scheiterte leider. Eberhard stieg aus.

Eine kleine Bank unterhalb eines großen Steines wirkt interessant.

Und dann ist sie vor uns die Himmelsleiter, sie führt uns über Naturstufen, Felskanten und Geröllsteine hinauf zum  Königstuhl.

Schnell verrinnt die mühsam erlaufene Zeit. Diese Stufen sind für mich eine echte Strapaze nach rund 35 km.

Da ist ein zwischenzeitlicher kurzer Abschnitt auf normalem Waldweg eine echte Erholung, auch wenn es weiter nach oben geht.

35 km sind geschafft. Mit 4:38 liege ich noch gut im Soll.
Weiter geht es hinauf zum Königstuhl

Und  dann geht es weiter über die Himmelsleiter. Fast endlos bis km 36.
Es wurde gemunkelt da oben liegt Schnee, aber angesichts der fast sommerlichen Temperaturen der letzten Woche, kann das auf 576 Metern Höhe eigentlich nicht sein. Tatsächlich ist es ein kleiner Gag des Veranstalters, hier eine Portion Schnee zu präsentieren.

Nach dieser anstrengensten und sehr viel Zeit kostenden Passage hat man hier oben aber einen tollen Ausblick. 5:02 Stunden sind bereits vergangen.

Und wieder führt die Strecke an einem Turm vorbei,

Die letzten 6 km sollten nun meist recht deutlich bergab führen, womit sich viel Zeit gutmachen läßt. Doch die Realität ist eine andere. Der erste km Abstieg ist so grobsteinig, dass ich nicht mal ein Foto mache, sondern mich auf das zügige Gehen konzentriere, wenn man überhaupt von zügig reden kann. Auch der Rest ist schlecht belaufbar, denn unter dem Laub wimmelt es nur so von größeren Steinen, wahre Stolperfallen.

Dann endlich sind 40 km erreicht. 5:46 zeigt meine Uhr. 44 Minuten für 4 km bergab. Eine Enttäuschung, auch wenn der Abschnitt zwischen km 37 und 38 bergauf führte. Auch, wenn es jetzt gut zu belaufen nur noch bergab gehen sollte, wird es knapp mit der 6 Stunden Marke, aber für mein Ziel-60 Spiel kann ich mir eine 6:04 leisten. Das sollte machbar sein. Aber es geht bergauf! Ich gebe alles. Nach ein paar hundert Metern liegt linker Hand das Schloss. Auf flacher Strecke laufen wir oben um das Schloß herum, um danach eine flache Runde im Schloßgarten zu drehen. Das km 41 Schild sehe ich nicht, gebe weiter Gas. Es beginnt zu regnen, jetzt ist es aber egal. Keine Zeit mehr für Fotos. Es geht steil hinunter. Ich nehme keine Rücksicht mehr, lasse es laufen. Unten angekommen noch ein Stück auf grobem Kopfsteinpflaster. Das Schild km 42. Meine Uhr zeigt 6:03 und wie viel auch immer Sekunden. Die 195 Meter schaffe ich in dieser Minute, es läuft ja sehr gut. Aber das Ziel kommt nicht. Erst bei netto 6:05:32 erreiche ich das Ziel. Die offizielle Nettozeit liegt gar bei 6:05:37. Das ist schon schade, denn ich habe auf den letzten Kilometern wirklich alles gegeben.
Ein paar Fotos weniger oder einmal weniger die Steinchen aus den Schuhen schütteln und es hätte gereicht. Ein Laufabenteuer war es aber allemal.  Laut Ergebnisliste liefen hier noch weitere Clubmitglieder, allesamt mit zum Teil erheblich schnellern Zeiten. Respekt für diese Leistungen und offensichtlich genug Mut, dieses Terrain so zügig belaufen zu haben.
 
Viele Grüße
 Michael Weber  
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4 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Gerd Junker schrieb am 28.10.2013 - 16:15 email

Lieber Michael,

ein bildreicher, schöner Laufbericht

so wie immer von Dir gewohnt,

Glückwunsch zur Bewältigung dieser

doch sehr anspruchsvollen Strecke !

 

Gerd

Nr. 2   Mario schrieb am 28.10.2013 - 20:50 email

Bei den Treppen und Steigungen möchte ich da eher nicht laufen.

Glückwunsch und Respekt an alle, die es trotzdem machen und schaffen.

Ob wissentlich oder nicht: du hast auch Ulla (Partnerin von Mitglied Christoph; im "We run Tallinn"-T-Shirt) und Mitglied Michael aus Hannover fotografisch erfasst.

Nr. 3   Ulla Mayfield schrieb am 28.10.2013 - 22:12 email

Hallo Michael, vielen Dank für den tollen Fotobericht - genau so habe ich den Lauf erlebt, allerdings bei km 28,8 abgebrochen (s. Foto Redface ) Trotzdem: Ein traumhaft schöner Lauf im herbstlichen Heidelberg mit reichlich Unterstützung vom Wettergott! Gruß auch von Christoph:-) Ulla

Nr. 4   Gunla Eberle schrieb am 03.11.2013 - 12:10 email

Lieber Michael, durch deine wirklich gelungenen Bilder wirkt die Strecke nicht nur erkennbar anspruchsvoll, sondern auch wunderschön!

Liebe Grüße

Gunla