Alt-Text
jagaball erima Powerschnecke lg-duv



Donnerstag, 24.09.2009 | von: ce

Claudia beim Berlin-Marathon 2009

Meinen ersten Marathon überhaupt lief ich im Jahr 2000 in Berlin, 6 Jahre später den 3. dann wieder dort, ohne zu wissen, dass ich wenige Wochen später  ins das Milieu derer geraten sollte, die so viele Marathons laufen und sammeln, dass sie einen Club dafür gegründet haben.

Wiederum 3 Jahre später mit nun schon einigen Marathons in den Beinen (jedoch immer noch nicht „volljährig“), wollte ich nunmehr zum 3. Mal in Berlin an den Start gehen. Nach einem marathon-armen Sommer war es ja auch an der Zeit zu sehen, wie viel von der Ausdauer noch übrig geblieben war.

Samstag gegen Mittag  holte mich Hiren vor der Haustür ab und fuhr mich (und sich) sicher und souverän (naja, ok, auch er hat eine Charlotte, die allerdings Jane heißt und nur Englisch spricht…) in seinem schicken neuen Firmenwagen in die Hauptstadt. Wie es sich für so ein  Großereignis gehört, dem zigtausende Läufer, Skater, Rollifahrer, Handbiker und natürlich Zuschauer beiwohnen – alleine die teilnehmenden Läufer stammten aus über 120 Nationen –  zeigte sich das Wetter weltmeisterlich von seiner besten Seite.

Gegen 15.30 h erreichten wir das Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof am Platz der Luftbrücke (sehr geschichtsträchtig!) und somit auch den Ort der Startnummernausgabe sowie der Marathonmesse.



(Blick über das Rollfeld zum Flughafengebäude Tempelhof)

Durch die altehrwürdigen Hallen gelangten wir schließlich an Museumsflugzeugen und natürlich allen erdenklich nützlichen und unnützen Waren und Dienstleistungen für die laufende Zunft in Hangar 6 und bekamen dort unsere Unterlagen. Wie mit Doris und Mario, die ja schon (fast) mitten in der Nacht nach Berlin gefahren waren, um am Frühstückslauf teilzunehmen, ausgemacht, trafen wir uns noch zu einem kleinen Plausch und stießen dabei  auch noch auf  Helmuth „Over-all“-Altkanzler mit seiner netten Gattin Maria.  Natürlich wurde dieses Stelldichein fotografisch festgehalten.



(v.l: Claudia, Maria, Hiren, Helmut, Doris, Mario)

Nach einer  Tasse Kaffee (nebst mäßig gutem Kuchen), einem kurzen Shoppingstopp am „Javaball“-Stand sowie der Anfertigung von 2 Zielzeitbändchen für meinen Lauf bei Asics ging es dann weiter zu den jeweiligen Unterkünften (meine einen Steinwurf vom „Checkpoint Charlie“ entfernt) , mit kleinen Hindernissen allerdings, weil ja der Skatermarathon noch in Gange und somit die halbe Innenstadt gesperrt war. Schließlich schafften wir es dann aber doch noch zu einer ordentlichen Zufuhr an Kohlenhydraten am Potsdamer Platz – gemeinsam mit sicherlich an die 1000 weiteren Marathonis und deren Sympathisanten.



(Mauermonument am Potsdamer Platz)

In ordentlicher Zeit lag ich in meinem Bett, schlief bestens und war somit am nächsten Morgen auch gut ausgeruht und bereit für den langen Weg…




(Ruhe vor dem Sturm - das Brandenburger Tor in der Morgensonne)

Schnell noch in die „Bannmeile“ bevor die Straßensperrung begann, Hiren abgeholt und zu Fuß zum Startbereich. Dort trennten sich dann unsere Wege, ich ging in meinen Startblock „G“ wie ...?



(Nun könnte es eigentlich los gehen!)



(Der Startschuss war gefallen, die Ballons stiegen, aber Block "G" stand noch... - kein Wunder, dass die Afrikaner früher fertig sind!)

Dicht an dicht gedrängt warteten dann die mehr als 40.000 Läufer auf den Startschuss, den pünktlich um 9.00 Klaus Wowereit und Jogi Löw abgaben. Auf den Weg „meines“ Blocks bis zum Start gab es dann nochmals genügend Zeit, sich die Büsche entlang der Straße des 17. Junis nochmals genauer  zu betrachten, und so kam ich dann beim „Wiedereinscheren“ in die Nähe des 4:00 h-Ballons.  Also dachte ich, den musst du vielleicht mal im Auge behalten.

Vorbei an der Siegessäule ging es zum Ernst-Reuter-Platz und durch Alt-Moabit in östlicher Richtung vorbei an Hauptbahnhof, Bundeskanzleramt und Reichstag  zum Friedrichspalast. Da ich mir vorgenommen hatte, auf „Tempo“ (Tempo ist relativ, Arne!) zu laufen und nicht auf „Sightseeing“, ließ ich meine Kamera in der Gürteltasche stecken, obwohl ich kurz nach dem Bahnhof wirklich versucht war anzuhalten. Da  stand ein  Zuschauer – männlich – an einen Sicherungskasten gelehnt, der plakatiert war mit dem Titel „Männer-Schlussverkauf“ – aber ich hatte eh nur einen Notgroschen einstecken, so lief ich doch weiter…

Als ich kurz nach der Halbmarathonmarke, etwa bei km 22, auf die Uhr schaute – ich hatte 2:06 h stehen -  dachte ich: "Haile wird  jetzt schon im Ziel sein und seinen Weltrekord geknackt haben."  Tatsächlich hatte er da wohl gerade fertig und seinen Rekord um etwa 2 min. verpasst…

Irgendwann hatte ich eine Erscheinung und meinte, René Wallesch vorbeilaufen zu sehen, dachte aber dann: „Was für ein Blödsinn, was soll der denn hier hinten bei den 4-Stunden –und mehr-Läufern machen?“.  (Wie ich später in Marios Bericht sah, war René doch vor Ort und zwar in genau den Klamotten, in denen ich ihn gesehen hatte. – Bleibt die Frage, was machte der so weit hinten, wenn er dann doch viel schneller finisht?)

Insgesamt  fand ich das Gedränge diesmal sowohl beim Laufen, als auch im besonderen an den Verpflegungsständen als extrem schlimm – überall wurde hin und her geschubst, Läufer blockierten die Getränkestände anstatt einen Becher zu greifen und wieder  Platz  zu machen, und man musste wirklich ständig mit Ellbogentaktik laufen, um einen Bewegungsraum zu  haben - von plötzlichem Stehenbleiben des Vordermannes sowie Querläufern ganz zu schweigen. Vielleicht  lag es ja daran, dass ich diesmal eine Dreiviertelstunde schneller als 2006 unterwegs war, und „weiter hinten“ einfach mehr Luft ist. Da hat so ein kleiner feiner Öjendorfer oder Langelner Marathon schon sein Gutes…!

Aber trotzdem war es ein Genuss, mit so vielen Leuten aus der ganzen Welt friedlich und fröhlich und ohne Angst um die Sicherheit ein so grandioses Lauffest feiern zu können. Dieses Gefühl,  dass dies schon ein großes Privileg ist, dass wir in einem Land leben, in dem das möglich ist, war in mir sehr stark, als ich durch den Ostteil der Stadt lief und bescherte mir noch mehr Endorphine (oder waren es die Endorphine, die dieses Gefühl entstehen ließen…?)

Als ich den Kudamm passierte, hatten wir sicherlich die 20°C-Marke bereits merklich überschritten, und ich dachte mit Respekt an die letzten Kilometer auf der Straße „Unter den Linden“, die ich aus 2006 noch als sehr heiß, sehr hart und ohne den kleinsten Schatten in Erinnerung hatte. Doch waren wir scheinbar diesmal auf der anderen Straßenseite und dadurch etwas mehr sonnengeschützt, und so gestaltete sich dieses letzte Stück doch nicht als so extrem wie befürchtet – jedoch immer noch hart genug! Bei km 40 war mir schon klar, dass ich die 4-Stunden-Marke wohl doch noch nicht würde knacken können (Bändchen 1) und als ich dann bei 4:00 h durch das Brandenburger Tor lief, (dort war ich vor 3 Jahren stehen geblieben, weil ich dachte, ich sei schon im Ziel…), ging mir dann auch wirklich die Luft und die Lust aus, die Beine wurden schwer. Jedoch half das Anfeuern des Publikums auf den Tribünen, die letzten 195 m zu bewältigen. Haile und ich hatten zwar unser primäres Ziel beide um 2 min. verpasst, dennoch war ich sehr glücklich über meine neue PB von 4:01:53 - und er wohl auch - über seinen Sieg und den neuen WR über die Halbmarathondistanz!




(Wie bei einem Open-Air-Konzert: nach dem Zieleinlauf)

Durch wiederum dichtes Gedrängel kämpfte ich mich zur Kleiderausgabe vor, bekam unterwegs eine Medaille umgehängt und gönnte mir ein leckeres Erdinger mit einem Schokobrötchen aus der ebenfalls erhaltenen „Realtüte“. Hierzu setzte ich mich kurz in die Sonne und beobachtete das rege Treiben um die Gepäckaufbewahrungsstände.



(Gar manche(r) konnte das Elend nicht mehr mit ansehen...)



(Vor dem "Adlon" wurden die Läufer regelmäßig mal nach rechts, mal nach links geleitet, um Passanten das Überqueren des Pariser Platzes zu ermöglichen...)

Nach einiger Zeit machte ich mich dann auf dem Weg zum Hotel um zu duschen, und danach mit Hiren, der mit einer Zeit von 3:49 h ins Ziel gekommen war und sogar schon eine Urkunde hatte, auf zu Blockhouse, wo wir uns nach den Strapazen und vor der Heimfahrt noch einmal stärken wollten.



(So sieht es dann nach ca. 6 Std. Marathon an den Verpflegungsständen aus!)

Das Wetter war so superschön, dass wir draußen saßen, und ich fühlte mich an meine Urlaubswoche  Ende August am Mittelmeer zurückversetzt. Um 17.00 h bei der Abfahrt hatten wir immer noch 25°C! Nach  ausgiebiger Eiweißzufuhr machten wir uns auf die Heimfahrt, die leider aufgrund  des starken Verkehrs und somit einigen Staus auch noch einmal zu einem Marathon wurde.



(So sehen Sieger aus...!)

Mein Resümee des Berlin-Marathons: ein wunderschönes Wochenende in einer tollen Stadt mit fantastischen Menschen,  deshalb wohl auch ein bisschen viel Gedrängel, aber allemal eine Reise wert!

 

Kaltenkirchen, 23.09.09


« zurück

Möchtest Du einen Kommentar zu diesem Beitrag schreiben?
Dann logge Dich bitte links in der Navigation ein!
5 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Kohl Heínz Helmuth schrieb am 24.09.2009 - 22:03 email homepage

Hallo Claudi, Razz

Sehr schöner Bericht und auch noch Congratulation zu Deiner PB. Cool

Auch mir ging das Gedränge, Geschiebe und Schubserei ganz schön auf die Nerven Evil Dass Du trotzdem so ne tolle Zeit gelaufen bist ist darum noch bemerkenswerter Neutral

Aber Alles in Allem war es doch sehr schön, auch Euch dort getroffen zu haben Razz

Tshüß bis zum 03.10. in Öjd!!

 

Dein Altkanzler zwinker

Nr. 2   von Palombini schrieb am 24.09.2009 - 23:00 email

Dear Gazelle,

frauentechnisch schreibmäßig ausgehungert sind wir alle froh, dass Du back bist. Deine elegante, leichte Schreibe hat doch sehr gefehlt.

Nun kannst Du bestzeitengestärkt ganz auf die 100 zusteuern, vielleicht mal in einem gemeinsamen run, denn ich nähere mich allmählich von der anderen Seite den vier hours.

Es grüßt der off-road runner, Jo

Nr. 3   Hiren Kurani schrieb am 26.09.2009 - 23:04 email homepage

Hello Claudia,

 

 Great report. Quite fascinating at the way you (and the others) use the language as a medium. If I look at the newspapers it’s the same phraseology day in and day out. My compliments. And keep it up.

 If the young lady in my car has got to have a name how about Julia or Judy or Kate or Kim or whatever. But Jane? For heaven’s sake! That sounds like Jane Smith. Every third female has that name.

 Unlike her real life counterparts (Claudia, you are an exception of course), the young lady in the car is very versatile and flexible. In addition to English, she is able to communicate in a vast range of European and Scandinavian languages. All one has to do is hit a few buttons.

 Comment under the last photograph: With your new PB you can rightfully claim to be a winner. As mentioned on the way back home, I missed out on my time by something like 6 minutes. I feel like anything but a winner. But it was still a great outing.

Hiren

Nr. 4   Claudi schrieb am 28.09.2009 - 22:56 email

Hello boys, thanks for your comments!

Da scheint ja der Club der Anglophil-/und phonisten kommentiert zu haben Big Grins Kanzlerchen, Dein Bericht war nicht minder unterhaltsam! Jobi, danke für die Blumen, das mit dem gemeinsamen Lauf wird schwierig, wenn du dich jetzt schon der "5" näherst... - Viel Spaß in England (watch your kids!)

Hiren, last but not least many thanks to you for everything - let's call her Angie (Helmuth'S girlfriend in Berlin...)!

Liebe Grüße an alle - Claudia

Nr. 5   Hiren Kurani schrieb am 29.09.2009 - 22:21 email homepage

My pleasure. Do it anytime again.

Angie is just fine with me. Like I said, anything but Jane.

Hiren