Alt-Text
jagaball erima Powerschnecke lg-duv



Sonntag, 10.04.2011 | von: af

Nr. 1 für Hans

 

Schweizer sind langsam (eine kleine Geschichte vom Öjendorfer See)

 

 

Hans kommt aus der Schweiz, und irgendwie stieß er im Internet auf den Öjendorfer Marathon. So begann eine der kuriosesten Laufgeschichten, die bisher beim Öjendorfer Marathon passiert sind.

 

Ca. zwei Wochen vor dem Öjendorfer Marathon nahm der Schweizer per E-Mail Kontakt mit dem Quentsch auf. Sein Problem: wie kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom HH Hauptbahnhof zum Start des Öjendorfer Laufes. Der Quentsch machte den Vorschlag, dass Hans eine Station bis zum HH Dammtor Bahnhof weiterfahren soll, denn da kommt der Quentsch mit dem Auto auf dem Weg nach Öjendorf vorbei und könnte den Schweizer einladen und mitnehmen.

 

So fuhren Rita und der Quentsch am Veranstaltungstag als Fahrgemeinschaft um 6:30 Uhr in Kaltenkirchen ab und trafen gegen 7:10 Uhr auf dem Parkplatz Bahnhof Dammtor ein. Hans erschien auch kurz danach. Allerdings stand er in normalen Zivilklamotten vor dem Auto und eine Sporttasche war nicht zu sehen.  Es sollte sein Outfit für den Lauf sein, Wechselklamotten Fehlanzeige! Es wurde eine lustige Fahrt Richtung Öjendorf, denn während der Quentsch  Hans ausgiebig ausfragte und dem Schweizer  Statistikdaten vom 100 MC an den Kopf schmiss, amüsierte sich Rita köstlich über dieses Gespräch.

 

Der Schweizer  wollte in Öjendorf doch tatsächlich seinen ersten Marathon absolvieren, nachdem er bisher nur zwei Mal über die Halbmarathondistanz gestartet war. Allerdings sprach er von einer Marathonendzeit von 7,5 bis 8 Stunden. Da er aber eine Halbmarathonzeit von 2,5 Stunden angab, konnten sich Rita und der Quentsch  nicht vorstellen, dass Hans tatsächlich über 6 Stunden benötigen würde. Die Halbmarathonzeit war allerdings über zwei Jahre alt, wie sich viel später in einem Gespräch herausstellte!



Hans nach ca. 1,5 Stunden

 

Um 8 Uhr startete Hans dann als Frühstarter und übernahm sofort die rote Laterne! Nach 2 Runden (8,2 km) hatte er bereits eine Zeit von 1:14 Stunden auf der Uhr (Schnitt etwas über 9 Minuten pro km) , eine dritte Runde (von 11) konnte Hans noch in diesem Tempo laufen, dann brach er ein! Die Distanzhälfte erreichte er nach 3:50 Stunden, sein km Schnitt war zu diesem Zeitpunkt also auf fast 11 Minuten abgefallen. Außerdem hinterließ Hans keinen so ganz guten körperlichen Eindruck beim Passieren der Rundenzähler. So fragte der Quentsch Hans mehrfach am Rundenende, ob alles OK sei. Der Schweizer war geistig voll auf der Höhe und erwiderte immer wieder, dass alles nach Plan läuft. Auch hatte Hans anscheinend eine genaue Tabellenvorgabe während des gesamten Laufes in der Hand  und notierte mit einem Stift die Zwischenzeiten. Er hatte inzwischen auch seinen Pullover und seine Jacke auf Anraten der Rundenzähler abgelegt, denn die Temperatur war um über 10 Grad seit dem Start angestiegen. Seine Startnummer lag übrigens mit seiner Jacke auf der Wiese! Als nach ca. 6 Stunden der vorletzte Läufer  ins Ziel kam, fehlten bei Hans noch über 2 Runden auf dem Rundenprotokoll. Man begann bei dem traumhaften Wetter mit dem Abbau und als Hans dann endlich in seine letzte Runde (noch 3,776 km) ging (natürlich erst nach der Frage ob noch alles OK sei), war bereits der komplette Abbau in Öjendorf erledigt. Nachdem der Schweizer bereits einige Zeit unterwegs war, nahm der Quentsch eine Abkürzung und hatte schnell Sichtkontakt mit dem Schweizer. Er machte von hinten keinen guten Eindruck. Da er eine Flasche Malzbier (?) in der rechten Hand hielt und immer in einigen Abständen einen Schluck davon trank, sah er mit seinem Jeans und Hemdoutfit, sowie seinem nach inzwischen fast 40 km Strecke nicht mehr so richtig funktionierenden  Bewegungsapparat aus, als wenn ein alkoholisierten Spaziergänger um den See schlendert .

 

Ca. 2,5 km vor dem Ziel erreichte der Quentsch den Schweizer und ging dann mit ihm das letzte Stück bis zum Ziel. Der Schweizer wurde dabei wieder deutlich schneller, hatte aber sogar noch ca. 1,5 Kilometer vor dem Ziel die Befürchtung, dass er das Unternehmen Marathon vielleicht nicht beenden könnte. Diese Gefahr sah der Quentsch aber zu keinem Zeitpunkt, denn bei dem „lockeren Spaziergang“ hinterließ Hans einen recht guten körperlichen und geistigen Eindruck. Bei dem Gespräch stellte sich heraus, dass Hans ein 10 Wochen Programm bis zum Halbmarathon aus dem Internet absolviert hatte und am letzten Tag dieser Vorgabe stand eben ein 21,1 km Lauf auf dem Zettel. Das Motto von Hans war aber, warum nur einen Halbmarathon, wenn man in Öjendorf auch an einem Marathonlauf teilnehmen kann. Übrigens hatte der Schweizer auch noch 12 Kilo in letzter Zeit abgenommen.



Hans nach über 8 Stunden

 

Nach 8:16:33 Stunden machte Hans dann seinen Traum wahr und erreichte die Ziellinie bei seinem ersten Marathon. Ein Kilometerschnitt von 11:46 Minuten! Übrigens trafen die beiden Sanitäter, die die Veranstaltung begleiteten, fast gleichzeitig im Ziel ein. Die Sanitäter hatten zu Fuß ebenfalls den Öjendorfer See im Abstand zu Hans umrundet, um sofort einzugreifen,  falls dieser wirklich ernsthafte Probleme bekommen hätte. Vielen Dank dafür an die beiden netten Jungs vom Roten Kreuz.

 

Quentsch und Rita fuhren den Schweizer dann zum HH Hauptbahnhof und durch die extreme Übersäuerung der Muskulatur hatte Hans große Probleme beim Verlassen des Auto. Auf dem Gehweg konnte er sich fast gar nicht mehr fortbewegen, denn seine Beine waren wohl durch die 42,195 km völlig überlastet.  Er hatte fast keine Kontrolle mehr über seine Beine. Ein wirklich unvergesslicher Anblick, besonders als Hans noch vor dem Quentsch Auto versuchte eine Fußgängerampel zu überqueren…  eine Filmreife Scene, die sich da abspielte!

Fazit:

Ein unvergessliches Sportereignis für Öjendorf und sicherlich auch für Hans, der demnächst mit einem härteren „10 Wochen bis zum Halbmarathon“- Programm erneut anfangen möchte und damit weitere  5 kg an Gewicht loswerden will.  Wahrscheinlich hat er heute einen ganz gewaltigen Muskelkater in den Beinen, aber wie heißt es in Läuferkreisen immer: Der Schmerz geht, der Stolz bleibt!

 

Also herzlichen Glückwunsch in Richtung Schweiz für diesen ungewöhnlichen sportlichen  Kraftakt!

 

AF (Quentsch)


« zurück

Möchtest Du einen Kommentar zu diesem Beitrag schreiben?
Dann logge Dich bitte links in der Navigation ein!
7 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Michael Weber schrieb am 10.04.2011 - 20:07 email homepage

Tolle Story Arne,

 

auch das gehört mal dazu und großartig Wie Du und das restliche Helferteam damit umgegangen seid.

Ich hoffe nur, dass Hans wieder wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt ist.

 

Grüße

Michael

Nr. 2   Christian Hottas schrieb am 11.04.2011 - 03:32 email

Super-schöne Geschichte, Quentsch! Klingt so, als hättet ihr sie verfilmen sollen... Big Grins

 

Das Rita inzwischen längst nicht mehr Letzte ist, wissen wir ja schon lange. Dass sie einen Konkurrenten indessen um rund 160 Minuten hinter sich lässt, dürfte es so "schnell" Mr. Green auch nicht wieder geben... zwinker

Nr. 3   Peter Kellermann schrieb am 11.04.2011 - 14:06 email

Schöner Bericht.

 

Ich bewundere Hans, daß er die Sache durchgezogen hat.

Herzlichen Glückwunsch zum 1.Marathon.

 

Peter

Nr. 4   Tanja schrieb am 12.04.2011 - 09:59 email

Herzlichen Glückwunsch Hans

zum ersten Marathon!

Super Leistung und erhol Dich gut!

 

Brig und Tanja

Nr. 5   Arne Franck schrieb am 13.04.2011 - 17:37 email homepage

Hallo Arne

 

Wie ich Dir schon sagte, hat mich Dein Bericht begeistert. Ausserdem liebe ich es, über mich selbst zu lachen, was der Bericht liebevoll ermöglicht hat.

 

Der Bericht ist auch sehr informativ und hilft mir, mein Training weiter zu planen. Insbesondere ist klar geworden, dass ich ab Runde 4 eingebrochen bin, also unmittelbar nach dem Viertelmarathon.

 

Dies zeigt zweierlei:

 

1. Mit Willen und geistiger Kraft lässt sich im Laufen sehr viel erreichen.

 

2. Ich hatte schlicht zu wenig Trainingskilometer in den Beinen.

 

Ich bin nun hochmotiviert, weitere Trainingskilometer zu machen. Dies ist schon nächste Woche wieder möglich, da ich mich gut erholt habe.

 

Nächstes Ziel, das ich anstrebe, wird sein: H A L B - Marathon in 2:30.

 

Erst wenn ich dieses Ziel erreicht habe (und es ist zu erreichen, ich habe ja mal einen Halbmarathon in 2:26 gemacht), gibt es dann das Aufbauprogramm zum Marathon. Sobald ich dieses absolviert habe, kann das Sammeln von Marathons losgehen.

 

Dass ich für dieses Training - Dank Euch - hochmotiviert bin, versteht sich von selbst.

 

Ich bin Euch als Organisatoren des 1. Lothar-Gehrke-Gedenkmarathons sehr dankbar. Alles an diesen Marathons ist vorzüglich: Du, der Du mich nach Öjendorf und zurück gebracht hast, die HelferInnen, die Verpflegung, die vorzügliche Aufmunterung die ich von vielen LäuferInnen und speziell von Dir am Schluss erhalten habe, den Sanitätern, die mir immer - besser als jede Leibwache - auf der Spur waren.

 

Ich empfehle diese Marathons gerne weiter.

 

Allerdings: Ein bisschen besser vorbereitet als ich es war, sollte man schon sein....

 

Nochmals danke ich allen, die mir dieses einmalige Erlebnis ermöglicht haben, Dir ganz speziell.

 

Liebe Grüsse

 

Hans, der zu seinem 1. Marathon kam wie die Jungfrau zum Kind.

Nr. 6   Christian Hottas schrieb am 13.04.2011 - 22:39 email

Peter W, Christine und ich waren uns heute an den Teichwiesen einig, dass Hans ganz zweifellos ein sehr schönes Kapitel Öjendorf-Geschichte geschrieben hat.

 

Ähnlich wie Markus K im Herbst 2010 (damals 6.32 h) hat er sich hier bei seinem Marathon-Debüt trotz erheblicher Konditionsprobleme erfolgreich bis zum Ziel durchgeschlagen, und ähnlich wie Markus, der am 09.04. mit 4.22 h (also 2.10 h schneller!) neue PB und tags darauf in Cuxhaven gleich noch einmal um die 4.40 h lief (!), wird auch Hans bei regelmäßigem Laufen - "Learning by doing!" - seine Fortschritte machen.

 

Wir freuen uns jedenfalls schon heute darauf, Hans im Herbst wieder in Öjendorf zu treffen und zu sehen, wie er die 7 und die 6 Stunden knackt...

 

Viele Grüße in die Schweiz & Happy Running!

 

Christian

Nr. 7   Christian Hottas schrieb am 08.10.2011 - 22:22 email

Heute war Hans wieder in Öjendorf und hat mit 6.33 h seine Debützeit um gut 100 Minuten verbessert. Vor allem sah er die ganze Zeit über gut aus und hielt dabei seinen geringen Abstand zum "Kaleu" und zum "Chief" ziemlich konstant!

 

Es macht wirklich großen Spaß, solche Fortschritte mitzuerleben! Gut gemacht, Hans, und weiter so auf diesem Weg! smile