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Freitag, 29.07.2011 | von: ms

Wie Horst die Weltspitze übernahm

Dieser Tage ist oder wird es also geschehen: unser Ehrenmitglied Horst Preisler wird auf dem ersten Platz der Weltrangliste der Marathonsammler abgelöst.
Mir stellt sich dabei die Frage, wie es wohl war, als Horst die Führung der Weltrangliste übernommen hat.

Ich habe das erste Mal im September 2000 von Horst gelesen. Der Berliner Tagesspiegel schrieb seinerzeit, dass er bei diesem Berlin-Marathon das 1.000-mal die Marathon-Distanz (oder länger) absolvieren würde.
Es war mein 2. Marathon und diese Zahl war für mich unvorstellbar.

Noch mehr wurde meine Vorstellungskraft belastet, als ich las, dass Horst, um diese Zahl zu erreichen, in 22 Tagen 13 M/Us gelaufen war, und dazu durch Tschechien und Finnland gereist war. Ich war SCHOCKIERT!

Dieser Schockzustand hat sich mittlerweile gelegt und ich wollte von Horst wissen, wie er eigentlich Tabellenführer wurde und wie damals die Abstimmung und Kommunikation funktionierte.

Für diesen Bericht hat Horst noch einmal in die Vergangenheit geblickt, nämlich gut 15 Jahre.
Dazu Horst: „Bei der riesigen Menge an vorhandenem Material gar nicht so einfach, das zu finden, was so weit zurück liegt.“

Übernommen hat Horst die Weltspitze Ende des Jahres 1995. Damals zog er am Amerikaner Norm Frank vorbei. Da Internet und e-Mail zu dieser Zeit kaum verbreitet waren und Mr. Frank schwierig zu erreichen war, ist das genaue Datum nicht bekannt.
Trotzdem teilte dieser Norm Frank mit, dass Horst der Erste sein würde, der die 600er Marke erreichen würde.

Ebensowenig gab es eine weltweite Rangliste. Die Bestätigung bekam Horst vielmehr von einer kanadischen Ultralaufzeitschrift, als diese im Januar 1996 offiziell verkündete, dass er die Führung übernommen hatte.

Norm Frank war davor der Führende gewesen, seit er den (an Krebs verstorbenen) Amerikaner chinesischer Abstammung Sy Mah überholt hatte, indem er seinen 525. M/U lief.

Die Nachricht von diesem Führungswechsel hatte für Horst Signalwirkung: „Ich habe damals im Spiridon ein ´Duell´ angekündigt.“

Horst berichtet weiter, dass er mit dem Amerikaner nie richtig warm geworden ist, obwohl zu dieser Zeit die Gemeinde der Marathonvielstarter noch sehr übersichtlich gewesen ist.
Dagegen hält die Freundschaft zum finnischen Läufer Kalevi Saukkonen, damals der dritte im Bunde, immer noch an und ihre Zusammentreffen sind bis zum heutigen Tag stets herzlich.
Aktuell steht Kalevi bei 1.448 Marathons (Stand: 20.07.2011) und ist die Nr. 4 der inoffiziellen Weltrangliste.

Seinen 600. Marathon lief Horst am 3. Februar 1996 in Apeldoorn. Seitdem stand Horst ununterbrochen an der Spitze der Liste der weltweiten Marathonsammler: 15 Jahre!

Lieber Horst, mach weiter so, sei immer mit (Lebens-)Freude dabei und noch viele schöne, abwechslungsreiche Läufe!

Mario Sagasser




Horst Preisler beim Hannover-Marathon mit einem „Fan“
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1 Kommentar

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Nr. 1   Christian Hottas schrieb am 29.07.2011 - 17:37 email

Danke für den schönen Rückblick, Mario!

 

Ein paar Ergänzungen:

 

SY MAH, übrigens kein US-Amerikaner, sondern kanadischer (!) Hochschullehrer chinesischer Abstammung, war mit seinen 524 M/U jahrelang die unangefochtene Nummer 1 der Welt, und nachdem er 1988 im Alter von 62 Jahren starb, galt seine Bestmarke lange Zeit als uneinholbar.

 

Mitte 2010 war er damit nur noch die Nummer 62 in der Welt! Wie sehr sich doch die Relationen ändern können!

 

NORM FRANK übernahm damals die Führung von SY MAH, aber irgendwann zwischen M/U # 550 und # 600 war HORST PREISLER an ihm vorbeigezogen und seinerseits nun die neue Nummer 1!

 

NORM FRANK, 1931 geboren und damit 4 Jahre älter als Horst, steht mit 965 M/U immer noch an Nummer 1 der USA, aber nur noch an Nummer 8 weltweit. Soweit mir bekannt ist, lebt er nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim und kann nur mit Rollator gehen. Seinen 1000. M/U wird es also nicht geben.

 

Horst hat zweifellos - und das habe ich auf meinem privaten Blog auch ausdrücklich betont - von allen die weitaus beeindruckenste Dauerleistung erbracht. Man darf nicht vergessen, dass es bis Anfang der 1990er Jahre nur "von A nach A" (Apeldoorn bis Arolsen) Marathons gab, also von Anfang Februar bis Ende November. Später dann "von B nach B" (Berlin/Team-Marathon bis Bertlich). Im Dezember und Januar war Winterpause!

 

Außerdem musste man damals erheblich reisen: In den 1990er Jahren waren Horst, Hajo Sigrid und ich mit meinem Auto nicht selten Wochenende für Wochenende meist 1000-2000 km unterwegs, um unsere Doppeldecker laufen zu können!

 

Ich denke, dass Horst auch als die Nummer 2 der Welt künftig weiter laufen und seine Reisen genießen wird. Seine Lebensleistung wird dies nicht schmälern.