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Dienstag, 28.04.2009 | von: af

Ein heißes Rennen - Hamburg-Marathon 26.04.09

(Noch sehe ich den Geschehenissen gelassen entgegen...)

Ein sportliches Wochenende stand ins Haus, das aus Golf und Laufen bestand. Zunächst war da die Teilnahme an einem Charity-Golfturnier, das ich zwar trotz  meiner Spielfrequenz von ca. 2 x im Jahr doch recht ordentlich absolvierte. (Läuferlevel ca. 4:50 h)  Lediglich meine Hacken nahmen mir die so gut gepflegt sprich erst einmal gebrauchten – im Prinzip aber eigentlich sehr bequemen – Golfschuhe übel und zeigten mir dies auch mit Blasen deutlich an. Gott sei Dank finden sich jedoch auch in der Provinz  notdiensthabende Apotheken, die die sehr zu empfehlenden Compeed  Blasenplaster zum Verkauf anbieten. (Gut, dass ich eine Apothekerin in meinem Flight hatte, die mir diese Marke empfahl und von Hansaplast abriet – ich pflasterte dann mit beiden, alles war paletti!)

Der Leiden nicht genug, kämpfte ich nachts auch noch mit Halsschmerzen, die mir schließlich dann nur 4 Stunden Schlaf brachten. Meinen Wecker um Viertel vor Sechs hörte ich dann auch nicht, wachte aber glücklicherweise um 6.00 h von selbst auf und sprang aus dem Bett. Natürlich hatte ich meine Organisation mal wieder schleifen lassen, und meine Laufsachen und was frau sonst so braucht wieder mal nicht vorbereitet , und auch ein Kuchen für die 10-Jahres-Jubi/After-Marathon –Party war noch zu produzieren.

Aber alles lief – bis auf etwas fehlendes Mehl, das ich in Anbetracht der Tageszeit und der vorabendlichen Geburtstagsfeier eines Nachbars  dann doch lieber nicht in der Nachbarschaft auftreiben wollte – gut , und so kam ich mit einer Viertelstunde Verspätung aus dem Haus und bei meinem Ex-Nachbar und Lauffreund Jörg an.

Bereits kurz vor 8.00 h trafen wir auf dem Heiligengeistfeld ein, wo wir auch – für eine Gebühr von 3 Euro – einen prima Parkplatz fanden. Dann der nächste Schreck:  hatte ich noch extra meinen I-Pod, also den „Turbolader“ für die – an diesem Tage im wahrsten Sinne des Wortes – heißeste Phase des Rennens (na, ok, ich will mal nicht übertreiben: des Laufes) noch extra voll aufgeladen, so musste ich feststellen, dass ich die „Earphones“ dazu doch vergessen hatte einzupacken – schöne Sch…lamassel! Aber ich war noch nicht bereit aufzugeben, fragte einige „Nachbarparker“ nach überflüssigen Kopfhörern, die jedoch alle  freundlich „negierten“. Drei besonders nette Triathleten (einer davon lief, die anderen versorgten ihn an diversen Stellen per Fahrrad) erklärten,  beim Triathlon seien die  MP3s und ihre Artgenossen verboten, seit ein Sportler  bei einem Unfall mit einem Bus tödlich verunglückt sei. Na, ich durchwühlte nochmal mein Auto, das noch einige „Schätze“  meines Sohnemanns Nick von der Osterreise zu Oma enthielt und  - Wunder oh Wunder! – auch ein paar Kopfhörer aus dem vorigen Jahrhundert, die auch noch in meinen I-Pod passten! Was sollte jetzt noch schief gehen!?!

(Mit Jörg und meinen Monsterkopfhörern in der Morgensonne)

So kamen wir mit einiger Mühe dann in unseren Startblock (ok, ich geb zu, wir hatten beide K, kämpften uns aber in I, da nirgends mehr ein Durchkommen war) und warteten auf den Startschuss - - und dann unseren Start, so knapp 10 min. später (ist ja kein Wunder, dass die ersten da  so viel früher fertig sind…). Ich sprach noch einen dänischen Läufer an, der mir erzählte, dass er zwar seit vielen Jahren Laufreisen organisiere und schon ganz oft in Hamburg gewesen sei, und jetzt aber seinen ersten Marathon (AK60) lief – nach vielen Halbmarathons. Ich traf ihn später auf der Strecke nochmals und sah dann im Internet, dass er kurz nach mir gefinisht hatte.(Überhaupt bildeten die Dänen sicherlich wieder die stärkste Auslandsfraktion des HH-Marathons und hatten  auch massenweise euphorische Fans an der Strecke!!)


(Auf dem Weg zum Start "erwischt": Familie Jakisch aus Kaltenkirchen)


(Die Läufer stehen in den Startlöchern...)


(... und dann geht es endlich los!)

Die ersten Kilometer lief ich gemeinsam mit Jörg, der dann aber Gefallen am Ballon 4:30 h (Paceläufer) fand und so etwas zurückblieb.  Da waren wir so um km 5, und ich lief, um auszuweichen, wie einige andere auf dem Gehweg statt auf der Straße. (Hier traf ich auch auf Hans-Jürgen Lange, der sich aber auch gleich wieder in die Büsche verabschiedete – tja, so ist das mit den Jungs halt immer auf den ersten Kilometern – ob das wohl die Aufregung ist?)  Als ich dann mit Entsetzen feststellte, dass ich gerade km 6 passierte, und ich bei km 5 – wohl außen laufend – keine Matte passiert hatte! Nach dem Schreck dachte ich eine Sekunde ans Umdrehen, dann aber entschloss ich mich, einfach weiterzulaufen und auch den Dingen ihren Lauf zu lassen (später stellte ich fest, dass es nur Matten bei den vollen Zehnern, dem Halbmarathon und natürlich am Start und im Ziel gab – Schwein gehabt!). Wir kamen auf die Elbchaussée, wie immer mit einem tollen Blick auf die Elbe.


(Blick auf die Elbe)

Plötzlich sah ich in gelbem Trikot unseres  Clubs – unverkennbar – Günni Antoni vor mir. Freudig rief ich ihn schon von hinten an, er  freute sich wohl auch, mich zu sehen, klagte aber bereits über Krämpfe. Schnell wollte ich ein Foto von ihm machen – doch – was war das? Die Kamera streikte! Wenn das man nicht ein leerer Akku war (ob das ein Virus ist?! Es ging jedenfalls nix mehr – nicht mal das Objektiv fuhr zurück. Na, vielleicht war die Tatsache, dass ich jetzt nicht mehr fotografieren konnte ja meiner geplanten Zielzeit zuträglich – hatte mir doch so ein netter Mensch auf der Marathonmesse angeboten, mir meinen Zielzeitplan auszudrucken und ich hatte – verwegen wie ich bin – eine 4:15 h als Wunschzeit angegeben…

(Ich hab die Jungs in Anzug gefragt, ob sie von den Chippendales sind, und nach und nach die Hüllen fallen lassen... - Fehlanzeige!)

So genoss ich den Lauf durch die Perle des Nordens und die Begeisterung und Fröhlichkeit der vielen Hundertausend Zuschauer an der Strecke – für mich immer wieder (bei meinem 3. HH-Marathon) ein Grund dafür, hier trotz des stolzen Startgeldes  zu laufen. Dieses „Bad in der Menge“ und „Sich-von-ihr-tragen-lassen“ gehört für mich genauso zu meinem Läuferleben wie  die „Familienfeiern“ in Öjendorf und an den Teichwiesen oder ein einsamer, ja gar meditativer Lauf durch die  Weiten Schleswig-Holsteins bzw. das Kaltenkirchener  Umland.

Auf der Kennedybrücke, ca. km 16, rief plötzlich Papa Arne: „Ja was machen Sie denn hier, Frau Erdmann“! Sprach‘s und rannte (erstaunlich flink für seinen Trainingsstand!) ein paar Hundertmeter voraus (wollte er sich auch in seine Laufstatistik für dieses Jahr eintragen…) und lichtete mich für seine Fahndungsliste auf der Homepage gnadenlos ab. Aber selbst solche Erlebnisse geben wieder Auftrieb und so umrundete ich noch erstaunlich locker und leicht die Außenalster (mein letzter Lauf hier waren die letzten km des Lü-Ha-Fun Runs, der zu der Zeit gar nicht mehr so funny war!).

(Ein häufiger Marathongast aus Frankreich: "Baron de la Baguette"!)

Freudig stellte ich fest, dass ich die erste Hälfte der Strecke sehr gleichmäßig und für mich zügig unterwegs war und so die Halbmarathonmarke bereits nach 2.03 h passieren konnte! Doch jetzt wurde es auch zunehmend wärmer und ich konnte sehen, dass viele mit der Temperatur zu kämpfen hatten. Ich nahm mir vor zu versuchen, das Tempo bis km 30 auf jeden Fall zu halten, um dann für die letzten 12 km und den eventuellen Einbruch ein gutes „Polster“ herauszuarbeiten – soweit die Theorie…

Was mir auf dem berüchtigten Maienweg (heißt der so?)  neben einem zusammengeklappten aber sofort gut versorgten Läufer auffiel, war die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Zuschauer dort, die von Gummibärchen über gekochte Pellkartoffeln (!) bis zu Schokolade  alles großzügig anboten! (Ich weiß ja nicht, was in den leckeren Gummibärchen drin war – auf jeden Fall hat es super gewirkt!)

Meinen Turbo hatte ich übrigens so um km 20 angeworfen, jedoch hatte ich mal laute Musik, mal leise, mal gar keine, weil die ollen Kopfhörer ständig irgendwie am Rutschen waren. Aber so kann man sich ja auch prima beschäftigen…

Bald hatte ich Eppendorf und mich die Erschöpfung  erreicht, doch dachte ich nicht daran, der letzteren schon jetzt die Oberhand zu überlassen. Ich dachte, jeder km, den du noch unter 7 min. laufen kannst, vergrößert die Chance, die  Wunschzielzeit zu erreichen. Apropos Zielzeit: mir fielen ab ca. km 30/35 sehr viele dieser blauen Bändchen, wie ich eines am Handgelenk trug , auf, die  - aus Frust, dass die Planung  „in die Hose“ gegangen war (?)– lieblos auf die Straße  geworfen worden waren… - zerplatzte Läuferträume?

Ab km 38 dachte ich, jetzt brauchst du auch nicht noch anzufangen, langsamer zu werden, was mir auch solala gelang – zumindest schaffte ich es, die 40-km-Marke noch gerade unter 4 Stunden (!!!!!) zu passieren – und so mobilisierte ich den Rest der Energiereserven, die ich noch so finden konnte und lief nach 4:13:06 h fast zwei Minuten früher als geplant über die Ziellinie – JUHUUUU!!!!

Auf Läufer-Wolke 7 schwebte ich durch das Läuferdorf, sammelte Medaille, Rewetütchen und einen Becher Bier ein und genehmigte mir  mit einer Wartezeit von ca. 20 min. eine wohltuende – etwa 10-minütige – Massage, bevor ich zum Auto ging, mich im Rahmen der Möglichkeiten frisch machte und umzog und dann auf Nachbar Jörg wartete, der – ob seinem verminderten Training – auch zufrieden mit seiner Zeit von 4:59 h war.

Mit einigen Schwierigkeiten – da viele Straßen noch gesperrt waren und daher auch meine Charlotte noch ratloser  als sonst – kamen wir dann tatsächlich irgendwann in die Tiergartenstraße und – quer durch Planten und Blomen – an den Treffpunkt zur After-Run/bzw. 10-Jahre-100-MC-Feier. Neben zwei ansprechenden Reden von Mario Sagasser und Dr. Jürgen Kuhlmey gab es noch ein sehr gemütliches Stündchen mit netten Gesprächen und leckeren Schlemmereien bevor wir dann zu viert – Arne und Caro Sagasser hatten mein Mitfahrangebot gerne angenommen – die Heimreise  in die Provinz antraten.

(Und da ging die Kamera plötzlich doch wieder...)


(Jürgen spricht, Hartmut, Ha-Jo, Konrad und Thomas lauschen...)

(...u.a. auch Hirendra und Christine, die mit Mann und Schwester mitfeierte.)

(Jürgen von hinten sowie Jörg, Ingo, Mario und Michael)

(hinten rechts der Mann mit dem Decknamen "Udo" - besser bekannt als  Prof. Dr. Schneggi)

Sven fühlt sich wohl zwischen den Mädels!)

(Und auch Thorsten teilt gerne die Bank mit mehreren Frauen!)

Hauptthema im Auto natürlich – nach dem Motto „nach dem Marathon ist vor dem Marathon“ – die anstehenden 100-MC-Veranstaltungen der Außenstelle  Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg  im Segeberger Forst (6.06.09) sowie an den Langelner Grabhügeln (19.07.09) – zwei Sahnestückchen für eher publikumsscheue aber um so naturverbundenere Läufer!!!

Kaltenkirchen, am Tag danach

P.S. Wie man sieht, funktionierte die Kamera nach dem Lauf wieder…!


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6 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Werner schrieb am 28.04.2009 - 07:45 email

Hi Claudia,

entweder Du musst - wie Dein ehrenwerter Reporter-Kollege Löffel - nochamls zur Schulung bei Schneggi oder Quentsch (immer 3 Ersatz-Akkus dabei Mr. Green Mr. Green Mr. Green ) oder Dein Akku ( Eek ) wollte sichergehen, das Du Deine Zielzeit gaaanz sicher erreichst?!! Razz Razz Razz

Nochmals herzlichen Glückwunsch zur PB Cool und ein Dankeschön für einen sehr schönen Bericht!!! Razz

Gruß Werner

Nr. 2   von Palombini schrieb am 28.04.2009 - 18:44 email

Hallo Claudi,

 

auch ich bin schwer beeindruckt von Deinem wunderbar lesbarem und bebilderten Bericht.

Dachte schon, ich muss mir wieder die Mühe machen, in Deine bescheidene Geheimbloghütte zu finden...

Danke für die tolle Schilderung!

Und falls Wolfgang Schwabe dies liest: Wolfgang, so Leute wie Du machen unseren Club stark; Dein Lebensmut, Dein Wille nach der schweren Erkrankung. Du motivierst mich dadurch unheimlich.

Gruß Jobst

Nr. 3   Kohl Heínz Helmuth schrieb am 28.04.2009 - 22:52 email homepage

Hey Kaki Gazelle Big Grins

 

Sehr schöner Bericht und ebenso schöne Bilder Razz

Das alles und dann noch eine PB, also Claudi besser geht es kaum. Cool

Übrigens der Franzose, das ist Michell und der wohnt seit über 30 Jahren in Rahlstedt. In Chicago war er auch dabei als Napoleon. Ist ein ganz Netter, wie fast alle Marathonis Mr. Green

 

Greetings from,

 

"Altkanzler"

Nr. 4   Rita Brämer schrieb am 29.04.2009 - 12:15 email

Hallo Claudia,

 

auch dir vielen Dank für den unterhaltsamen Bericht und herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Bestzeit Big Grins

 

Als ich das Foto von "Baron de la Baguette" gesehen habe, musste ich schmunzeln - da dieser mir beim Zieleinlauf eine seiner Stoffrosen überreicht hat. Eine ganz besondere Erinnerung an meinen ersten Marathon und einen tollen Tag... smile

 

Liebe Grüße

Rita zwinker

Nr. 5   Günter Antoni schrieb am 30.04.2009 - 10:34 email

Moin Claudia, ein super Bericht. Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Leistung.Als ich Dich sah, gings mir gleich wieder etwas besser. Ich hätte Dir ja deine Kamera repariert, aber Du warst ja so am FLIEGEN(rennen)und es hat sich für Dich ja auch gelohnt. Prima, prima. Ich habe mich trotz Aufhörgedanken durchgequält, bei km 24 hat mir Rosi eine Schnelldiaknose erstellt, und meinte ich solle man langsam weiterlaufen. Ab 32 km ging es mir dann wieder ziemlich gut und am Ende war ich glücklich das Ziel erreicht zu haben. Wie sich richtig(lt.Rosi)herausstellte habe ich einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel, es geht aber schon ganz gut wieder, sodass am 6.6. auf jeden Fall wieder dabei bin.

Bis dann

Günni

Nr. 6   Claudi schrieb am 30.04.2009 - 19:28 email

Vielen Dank für Euer Feedback!

Auch Euch herzliche Glückwünsche, besonders Dir, liebe Rita, zum 1. Marathon und Dir, Günni, dafür dass Du trotz der Schmerzen durchgehalten hast! Werner wird ja sicher "bei Tui" punkten ebenso wie Jobst auf der "Juniorenstrecke". Beiden gutes Gelingen! Allen einen schönen ersten Mai (den ich u.a. bei unserem Kaki-Stadtlauf über eine noch kürzere Strecke - 10 km - feiern werde)!

Viele Grüße Claudia