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Montag, 27.05.2013 | von: ms

Manchmal werden Träume wahr… (Update)

Schon seit Kindertagen war es mein größter Traum, einmal in einen Knast zu kommen, nur um zu gucken, wie es da so ist. Am Wochenende war es nun soweit. Frühes Anmelden sicherte mir einen Startplatz. Damit ich eine sichere Anreise hatte, entschloss sich mein lieber Mann, mich zu begleiten und meldete sich ebenfalls an.

Um 8 Uhr am Sonntag standen wir nun vor dem großen Tor. Einige Läufer standen schon davor und warteten auf Einlass. Wir warteten mit Michael und René, der tags zuvor noch mal eben den Rennsteig gelaufen ist und gerade aus Afrika kam. Erika und Till waren zu diesem Zeitpunkt schon drin. Endlich ging die Tür auf und sieben Läufer durften eintreten. Zuerst musste jeder einzelne von uns durch das Sicherheitstor, dann musste der Personalausweis abgegeben werden und man bekam ein Armband, welches das „Rückfahrtticket“ war. Danach wurde das Gepäck durchleuchtet. Anschließend mussten wir uns in einen Raum setzen und warten, bis den nächsten 7 Läufern Einlass gewährt wurde und sie dieselben Sicherheitsvorkehrungen hinter sich hatten. Als 28 Läufer in dem Raum saßen, immer auf Abstand, kam der große Wauwau und schnüffelt alle ab, ebenso das Gepäck. Als er bei keinem etwas Auffälliges erschnüffelte, durften wir in den Innenhof. Dort hatten schon fleißige Helfer diverse Zelte und den Start/Ziel-Bereich aufgebaut und die Strecke markiert. Wer wollte, konnte sich erst einmal stärken mit belegten Brötchen und Kaffee oder Tee. Danach holten wir unsere Startnummern in einem anderen Zelt ab. Mit der Startnr. gab es ein persönliches T-Shirt und einen Beutel. Auch trafen wir noch Marion und Günter, sowie unsere Lauffreunde aus Schweden Babro und Jan. Vielleicht sollte ich noch kurz etwas zum Wetter sagen. Die Engel hatten ihren Badetag, falls ihr wisst, was ich damit meine und anscheinend genossen sie ihn, denn sie badeten den ganzen Tag.

Da sich die Einlasskontrolle noch etwas hinzog, wurde der 7. Knastmarathon in Darmstadt mit ein wenig Verspätung gestartet. Hier wird mit einer Flagge gestartet. Über 200 Läufer, auch aus anderen JVAs, gingen an den Start. 24 Runden mussten gelaufen werden. Viele Insassen standen an der Strecke und jubelten uns Läufern zu. Andere taten dies aus einiger Entfernung, manche aus ihren Zimmern. Am Verpflegungsstand wurde Wasser, A-Schorle, Cola, Bananen und Müsliriegel gereicht. Da der Rundkurs auch aus Pendelstücken bestand, wurde es nicht langweilig auf der Strecke. Überall begegnete man Läufer. Beim Beenden einer Runde wurde auf einer Anzeige die gelaufene Rundenanzahl angezeigt, so dass man immer wusste, wie viele man noch laufen musste. Nach dem Zieldurchlauf konnte geduscht werden und dann gab es noch die große Siegerehrung bei Kaffee und Kuchen in der Sporthalle. Es war ein tolles Erlebnis, ich fühlte mich in keiner Situation unwohl, alle waren nett und zuvorkommend. Auch Mario war begeistert und mir im Nachhinein dankbar, dass ich so etwas Mal laufen wollte. Wir werden bestimmt noch einmal freiwillig in den Knast gehen.

Alle JVA-Teilnehmer am Marathonprojekt 2013 mussten ein sechs monatiges Training absolvieren. Es war kein Zuckerschlecken und auf einiges mussten sie verzichten (z.B. Freizeit). Nur wer das durchstand, durfte starten. Manche waren bereits zum zweiten Mal dabei, so wie ein Insasse, der einen sehr schönen Erfahrungsbericht über seine Teilnahmen an den Projekten geschrieben hatte. Das Laufen hat ihn verändert, nicht nur, dass er an Gewicht verlor, sondern es hat ihn süchtig nach Laufen gemacht. Früher nicht vorstellbar. Auch in seinen Urlaubswochenenden läuft er nun regelmäßig die eine oder andere Stunde, mit Erfolg, denn auch er beendete diesen Marathon als Finisher.
Wir wünschen ihm, dass er aus dem Laufen weiter Kraft und Zuversicht schöpft und noch oft als begeistertes Mitglied die Gemeinschaft der Läufer genießt, wie er es berichtet hatte.



Wir waren die Letzten, die noch gehen mussten, in der Sporthalle und auf dem Innenhof begann das große Aufräumen. Raus kamen wir ganz schnell: Armband vorzeigen, Abgleich mit dem Perso und schon ging die Tür auf und wir verließen die JVA mit dem Gefühl, dass wir am Schlussakt des gelungenen Marathonprojekts 2013 teilnehmen durften.
Wie gesagt, wir kommen wieder und haben hoffentlich beim Leser das Interesse geweckt, selbst einmal hier zu starten.

Doris

PS: Da die Mitnahme von Fotoapparaten nicht erlaubt war, werde ich den link zu den offiziellen Fotos nachreichen, sobald diese eingestellt worden sind. Dann erkennbar, durch den Zusatz "Update" in der Titelzeile dieses Berichts!

Update: Die Fotos sind jetzt eingestellt: Fotos 26.05.2013


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3 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Erika Köhn schrieb am 29.05.2013 - 10:07 email

Liebe Doris,

 

ein schöner Bericht. Es war wieder ein beeindruckender Tag. Ich bin auch noch nie über fünf Stunden im Dauerregen gelaufen. Wenn es terminlich passt bin ich gern nächstes Jahr wieder dabei.

 

Liebe Grüße

 

Erika

Nr. 2   Gunla Eberle schrieb am 30.05.2013 - 06:12 email

Liebe Doris,

danke für deinen Bericht, der klarmacht, dass es auch ohne Fotos vorstellbar ist, wie Sport Menschen verbindet. Ich war richtig gerührt, als ich deinen Bericht las!

Liebe Grüße auch von mir!

Gunla

Nr. 3   Peter Büttner schrieb am 31.05.2013 - 12:35 email homepage

Hallo Doris,

 

Es freut uns, dass es euch trotz des schlechten Wetters gefallen hat und ihr gerne wieder kommen möchtet.

Für das Jahr 2013-2014 geht es auf alle Fälle in ein neues Projekt in dem die teilnehmenden Gefangenen hoffentlich genau so viel Spaß haben wie es die letzten auch hatten.

Alle teilnehmenden Gefangenen hatte ich am Montag nach dem Lauf besucht und mit ihnen gesprochen: das Leuchten in ihren Augen und die Begeisterung über ihr Erlebtes zu sprechen geben uns Recht, dass wir mit dem Projekt etwas erreichen.

 

Danke für die netten Worte

 

Mit sportlichem Gruß

Peter Büttner

 

(Hinweis: Peter Büttner ist 1. Vorsitzender des ausrichtenden SV Kiefer Darmstadt und seitens der JVA Darmstadt verantwortlich für das Laufprojekt)