Alt-Text
jagaball erima Powerschnecke lg-duv



Dienstag, 29.05.2007 | von: od

Wilhelmshaven Marathon 2007

Als Helmut (forever) Young beim Essen am Abend nach dem Helgoland-Marathon meinte: "Na, und nächste Woche Wilhelmshaven?" lachte ich noch und meinte: "Auf keinen Fall!" Aber eine Woche ist ja bekanntlich lang und man kann 7 Tage lang täglich die Meinung ändern. So war ich am Samstag wieder mal beim "Ja" angelangt und meldete mich bei "Onkel" Arne Franck an, meinem zeitweiligen "Hobby-Coach", der immer ein aufmunterndes Wort für mich parat hält (nä, Arne!), und der sich für die Tour als Fahrer angeboten hatte. Frühmorgens kurz nach 7.00 h wurde ich dann auch von Arne und Helmut abgeholt und auf ging es gen Westen, vorbei an Sittensen, wo wir Arnes Laufkusseng (oder Kußeng ? - über die Schreibweise wurde zwischen Carsten und Arne kurz gerätselt...) Carsten abholten, der - auf seinem Weg nach Stuttgart zu einem Seminar - mal eben den Halbmarathon in Whvn. "mitnehmen" wollte. In Whvn galt es dann noch einen Freund von Carsten zu treffen (der uns anfeuern und fotografieren sollte), dann waren wir komplett und trafen in guter Zeit am Gorch-Fock-Haus ein, wo die Herren - allesamt bereits gemeldet - ihre Startunterlagen abholten und ich schnell - für 3 Euro mehr aber dafür ohne T-Shirt - nachmeldete.

Gerade tobte der Schülerlauf und wir begaben uns nochmals zum Auto, um uns vollends startklar zu machen.  4 Minuten vor dem Start des Halb- und Marathons fand dann ein jeder von uns noch seinen Wunschplatz in der nervös scharrenden Menge der Starter - nicht ohne Bemerkung des Moderators: !Es gibt immer welche, die zuletzt kommen und meinen, dann auch noch den ersten Startplatz zu bekommen" (was ja auch stimmte)! Und schon ging es los - ein stückweit durch die Stadt, vorbei u.a. an der Nordseepassage und dem Stadttheater Richtung Handels- und Kanalhafen am Ems-Jade-Kanal.

Ich hatte mich u. a. auch für den Lauf entschieden, da ich noch nie in dieser "Ecke" Norddeutschlands gewesen war und hatte das Glück, dass Carsten, der die ersten 7 oder 8 km mit mir lief,  eine Zeit lang in Whvn. gearbeitet hatte und dadurch sehr viel über die Stadt und ihre Bauwerke zu berichten wusste, genau wie über die Mentalität der Whvner, die er für etwas träge hielt. Entsprechend feuerte er auch fleißig die Zuschauer an der Strecke an, uns anzufeuern... mit recht  gutem Erfolg.

Begeistert war ich zum ersten Mal auf der Strecke, als wir den Kanal erreicht hatten und daran entlangliefen. Es war ein sehr idyllisches Plätzchen, was  mich nach wenigen Metern schon zum Fotostopp zwang (na, wenn das so weiter ging...). Was wir auf der Hinfahrt so gefürchtet hatten, einen zu starken Wind, Gewitter und Regen, blieb erst einmal aus, im Gegenteil, es wurde immer wärmer, die Schatten wurden immer kürzer (der Lauf startet ja auch sehr spät um 10.30 h) und die Luft stand förmlich am Kanal. Da hieß es am ersten Getränkestand gut Flüssigkeit aufzunehmen. Am Mariensiel verließen wir dann den Kanal und liefen, nachdem wir eine sehr befahrenen Bundesstraße passiert hatten, entlang der mein Mitläufer Carsten unermüdlich die teils sehr angesäuert wartenden Autofahrer wiederum anfeuerte, Richtung Deich.

Endlich kamen wir, am Flugplatz und dem verheißungsvollen Schild des dazugehörigen Cafés vorbei auf den Deich, wo uns neben den blökenden Schafen und deren "Hinterlassenschaften" auch ein überraschend (?) starker Gegenwind - denn ich jedoch in diesem Moment als äußerst angenehm empfand - erwartete. Was mich auch wunderte war, dass die Schafe unter auf dem Deich stehenden Bauwagen und Landmaschinen Schutz suchten. (Ich fragte mich, ob vor den Läufern, dem  Wind oder der Sonne - um nicht zu sagen, der lauernden Hitze!) Nach einem sehr "langatmigen" Stück entlang des Jadebusens erreichten wir die nächste Verpflegungsstelle, an der sich Carsten von mir absetzte und der Bundeswehrbrigade aus Oldenburg anschließen wollte, was jedoch nach 200 m wiedervorbei war, da die Jungs auf ein paar Kameraden warteten. So lief ich fortan mehr oder weniger alleine, beschloss jedoch, meinen I-Pod auf der ersten Runde noch nicht einzuschalten, mir die Musik quasi als Joker in der 2. Runde "aufzuheben". Als ich bei km 11 einigen Herren, die neben mir liefen aufmunternd zurief: "Mehr als das erste Viertel ist geschafft!"  schauten sie mich alle etwas verwundert an. Sie hatten schwarze Startnummern - ich dachte, ich auch. Aber, wie ich später bemerkte, waren dies allesamt Halbmarthonläufer, und ich als Marathonläufer hatte eine rote Nummer, die jedoch unter meiner Gürteltasche versteckt war und auch bis zum Ende des Laufes auf die Tasche abgefärbt hatte und so gut wie nicht ehr zu erkennen war. Kein Wunder, dass die Jungs mich irritiert angeschaut hatten (vielleicht schrieben sie's der Sonne zu...).

Endlich wurde die Strecke wieder interessanter und belebter. Wir liefen an der Promenade entlang, vorbei an einladenden Strandkörben und Grünanlagen, wo viele Sonnenhungrige saßen und die Läufer anfeuerten. Wieder einmal war ich beeindruckt vom Charme eines solchen Seebades. Vorbei am Aquarium (haben eigentlich alle Küstenstädte bzw. Inseln in bzw. auf denen ein Marathon ausgerichtet wird Aquarien - ich erinnerte mich an Helgoland, Kiel) und durch einen malerischen Yachthafen ging es dann wieder auf dem Deich entlang zum Marinestützpunkt, in den wir auf der ersten Runde jedoch nur ca. 300 m hinein liefen und dort wendeten. Zurück ging es - nun wieder ohne Wind und inzwischen sehr schwül, vorbei an Gaststätten, aus denen es verlockend duftete (ich hatte wirklich Hunger...) über die Schleusenstraße am Marinemuseum vorbei, auf der Straße am Südstrand zurück zur Deichbrücke.

Dort teilten sich die Halbmarathonis und Marathonis: schwarze Nummern nach rechts, rote nach links. Bei Erreichen der 20-km-Marke hatte mich der Kanal und die Windstille sowie jetzt eine absolut schattenlose Strecke wieder. Ich fragte mich,  wie ich denn die nächsten schlappen 20 km schaffen sollte und konnte schnell sehen, dass nicht ich alleine  am "Zweifeln"  war. Ein junger Läufer s chaute sich erschrocken um, als ich mich ihm von hinten näherte, hatte jedoch wohl keine Kraft, dem etwas entgegen zu setzen. Kurz darauf hatte ich eine Läuferin "am Wickel", die ebenfalls keinen Widerstand leistete. Jetzt sah ich eine Läuferin - schätzungsweise meine Altersgruppe - vor mir, die ich schon am km-Punkt-19 vor mir hatte, und die sich abgestetzt hatte, als ich dort eine Trink-Geh-Pause eingelegt hatte. Die Frau war mir aufgefallen, weil sie einen sehr eigenwilligen Laufstil hatte, der mir aber- zumindest da noch - sehr leichtfüßig vorkam und ich dachte noch: "Die wird den Lauf bestimmt eine halbe Stunde schneller als ich schaffen."

Ich erreichte wieder die Mariensieler Schleuse und lief Richtung Deich. Inzwischen kein Stau mehr auf der Bundesstraße. Den etwas gelangweilt wirkenden Verkehrspolizisten rief ich noch zu: "Da kommen noch ein paar!" Ich erreichte den Deich und fand mich wieder bei den blökenden Deichschützern in weiß, braun, schwarz und gefleckt. Wieder kam ein Läufer in Sicht. Ich erreichte ihn und er meinte verzweifelt: "Hauptsache, die Knochen bleiben heil!"  (und das bei km 24 - na denn prost!).  Zwei weitere "Konkurrenten" "erledigte" ich vor km 28. Ich kämpfte mit "meinen" Kopfhörern. Ich hatte meine vergessen und Carsten, unser EDV-Experte, hatte in seinem Reisegepäck ein paar riesige Kopfhörer, die er mir freundlicherweise zur Verfügung stellte. Leider war der eine Hörer defekt, so dass daraus nur ein Rauschen zu hören war. Ich versuchte, das Ding so zu drehen, dass  ich Musik hören konnte, ohne dabei verrückt - oder zumindest aggresiv - zu werden.

Eine Zeit lang fuhr ein Rotkreuzfahrzeug im Schritttempo hinter mir her - war es der Besenwagen, der alle, die ich überholt hatte schon an Bord genommen hatte? Nein, nachdem sie mich 2 km "gejagt" (oder soll ich sagen gepusht?) hatten, fuhren sie doch an mir vorbei - als ich wieder auf dem Weg zum Yachthafen war. Gerade hatte ich eine weitere Läuferin passiert. Mit etwas Traubenzucker intus lief es plötzlich seit km 28 ganz gut und ich konnte einen Läufer in den 30ern, den ich gehend "vorgefunden hatte",  motivieren, ein ganzes Stück mit mir mitzuhalten, bis der auf dem Deich Richtung Marinestützpunkt dann jedoch wieder gehen musste. Schon hatte ich die Läuferin mit dem speziellen Laufstil vor mir,  und ihr Schritt schien mir jetzt nicht mehr ganz so leicht zu sein. Zügig kam ich an ihr vorbei und lief  wieder auf das Marinegelände. Und ich lief, und lief, und lief - viele Läufer kamen mir gehend vom Wendepunkt entgegen.

Ich erreichte diverse Marineschiffe, u. a. die "Brandenburg". Ein sehr beeindruckendes Bild, war dieser Hafen,  das sich einem sonst nicht so nah bietet. Doch auch irgendwie eine "Geisterstadt". Fast niemand war zu sehen, außer den beiden Streckenposten, die die Schilder "Noch 100 m" und "Noch 50 m" betreuten. Das Wendepunktschild war umgefallen und ich war sehr im Zweifel, ob es nicht ein paar Meter nach hinten gerollt war, was ich dem Streckenposten auch zurief, doch der lachte nur... Haha!

Doch endlich hatte ich etwas Rückenwind und konnte auf den ca. 2 km zurück auf dem Deich einige der Läufer grüßen, die ich hinter mir gelassen hatte. Jetzt wollte ich keinen mehr an mir vorbei lassen (was ja auf der 2. Runde auch nicht geschehen war) und lief - soweit das ging - "zügig" gen Ziel. Auf dem Stück am Großen Hafen nahm ich dann den letzten mich kreuzenden Läufer 2 km mit, bis auch dieser die letzten - s chier endlos wirkenden - 700 m gehen musste.

Gerade in dieser Phase waren einige kleine Straßen zu überqueren und so gut wie keiner der - inzwischen wohl auch erschöpften - Streckenposten meinte, uns noch den Weg weisen zu müssen. Naja, sie hatten ja wohl schon fast 1000 x an diesem Tag den Weg gewiesen, jetzt meinten sie wohl, inzwischen müssten es alle begriffen haben... Endlich überquerte ich die Ziellinie - der Moderator meinte noch : "Wenn ich eine Startnummer sehen könnte, würde ich sie auch ansagen." Ich hob meine Gürteltasche, was ihm jedoch auch nicht viel half - wie bereits früher angedeutet. Doch Arne und Carsten am Ziel halfen nach. Und schon hatte ich meine feudale Gorch-Fock-Medaille.

Da meine Herren schon etwas länger (...) auf mich gewartet hatten, und Laufcousin Carsten ja bis 18.00 h am Bremer Hauptbahnhof sein musste, war etwas "Beeilung" angesagt. Schließlich wollte man noch beim Chinesen "schmausen" (leider hatten alle Italiener Mittagspause). Das hieß: keine Massage (what a mess!), schnell unter die - gemischte - Dusche (dort stand ich noch kurz Schlange) und dann ab zum Chinesen.

Carsten und sein Freund Manfred waren schon dort und hatten bestellt - die Uhr war schließlich schon nach vier! Arne, Helmut und ich hatten etwas mehr Zeit, da Manfred "die Sache mit Carsten erledigen" sollte. So stärkten wir uns in Ruhe, bevor wir (Helmut hatte wohl meine Enttäuschung über ein fehlendes Stück Kuchen im Ziel erkannt - oder wusste er, dass die Heimfahrt doch etwas länger dauern sollte...) uns in der Nordseepassage noch mit etwas Gebäck eindeckten für die Kanne Kaffee, die Helmut natürlich dabei hatte.

So konnte die Rückfahrt beginnen. Doch bereits auf der A29 gab es ein Hindernis: die Abfahrt Richtung Bremen war gesperrt - soweit wir sehen konnten ohne Umleitungsempfehlung. So fuhren wir ein Stück übers platte Land  und trafen nach einer halben Stunde auf die A28 , die uns doch nach Bremen brachte. Dann - es war vorauszusehen, schließlich ging ein langes Wochenende und in HH auch eine Woche Ferien zu Ende - Stau vor dem Elbtunne!   Zeit für eine weitere Tasse Kaffee für Helmut und mich sowie doch ein Stückchen Kuchen für Arne, der erst abgelehnt hatte. Der Stau - aufgrund einer Baustelle - kostete uns eine Stunde, war aber insgesamt sehr kurzweilig, gab es doch vieeel zu schauen und zu fachsimpeln.

Nach 21.00 h hatte uns Kaltenkirchen wieder und auf Helmuts Ansage "Wegen Öjendorf am Freitag brauch ich wohl nicht zu fragen?" sagte ich bestimmt "Nein."

Wieder einmal hatte ich mittels eines sehr schönen und gut organisierten Laufes  in  netter Gesellschaft ein weiteres Stück Norddeutschland kennengelernt und könnte mir einen Start in Whvn. im nächsten Jahr durchaus vorstellen.


Claudia Erdmann (Kaltenkirchen)


15. Marathon
« zurück

Möchtest Du einen Kommentar zu diesem Beitrag schreiben?
Dann logge Dich bitte links in der Navigation ein!