Montag, 03.09.2012 | von: mw
Zwei Biker beim Transeuropalauf
Er ist zweifelsohne eine der längsten und härtesten Laufsportveranstaltungen weltweit: der Transeuropalauf (TE-FR ). Für mich ist es kaum vorstellbar, innerhalb von 64 Tagen ohne Pause einen ganzen Kontinent, knapp 4200 km, laufend zu durchqueren. Nicht nur die physischen und psychischen Belastungen der Läufer während dieser langen Zeit verdienen größten Respekt und Anerkennung, auch das ganze „Drumherum“ ist kein wahres „Zuckerschlecken“: Übernachtungen in oft beengten Turnhallen, teils nur kalte Duschen, abends auspacken, morgens einpacken, behelfsmäßiges Wäschewaschen….stellen zusätzliche Belastungen für die Teilnehmer dar.
Läufergepäck in der Turn-, Schlafhalle
Um nur einen winzig kleinen Einblick zu bekommen, was dort abläuft, entschied ich mich, sehr spontan und kurzfristig, die Etappen 11 und 12 (71,4 und 76 km) mit Jürgen zusammen zu laufen.
Wir „sattelten“ also am Dienstag (28.08.) morgens unsere Motorräder mit dem Ziel Ebergötzen (Zielort der 12. Etappe).
Eine Hayabusa und eine Harley, die sich mögen
Auf halber Strecke trafen wir uns und fuhren gemeinsam weiter. In Ebergötzen parkten wir die „Moppeds“ und fuhren mit Bus und Bahn(viermaliges Umsteigen inbegriffen) weiter nach Stüde, dem Startort der 11. Etappe. Clubmitglied Friedhelm aus Stüde und Organisator Ingo begrüßten uns herzlich. Dann bekamen wir von Ingo unsere Startnummern, unterhielten uns mit den bereits im Ziel angekommenen Läufern, wie z.B. J.-B. aus Frankreich, der den Transe Gaule veranstaltet und den Helfern, zu denen u.a. Helmut und Joachim gehören.
Nach Ausgabe der Startunterlagen
Nach dem Lauf schmeckt das Bier
Jürgen spricht fließend Spanisch, Französisch, Englisch….Japanisch (???)
Am nächsten Morgen wollten wir um 6:00 Uhr starten und gingen deshalb früh schlafen. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit den Europaläufern aus 11 Nationen erschien auch Schneggi, um diese Etappe mit zu laufen. Pünktlich fiel der Startschuss, das Wetter war gut, ohne jede Hektik setzte sich der Tross in Bewegung. Die ersten etwa 20 Kilometer führten uns am Elbe-Seiten –Kanal entlang. Dann liefen wir über wenig befahrene Nebenstraßen und Wege bis nach Gebhardshagen. Friedhelm und ein paar andere Stüder begleiteten uns bis zum 5.VP(gut 48 km). Die Strecke war flach und gut gelaunt erreichte ich nach 8:10 h das Ziel. Dank der hervorragenden Streckenmarkierung von Joachim verlief ich mich noch nicht einmal, und das soll schon was heißen! Jürgen kam etwas später, aber auch zufrieden an.
Geschafft!!!
Die ersten Läufer waren schon im Ziel und hängten ihre Wäsche auf.
Das Quartier
Fünf Clubmitglieder
So lässt es sich aushalten.
Nach dem üblichen Procedere(Duschen, ggf. Wäsche waschen, Nachtlager aufschlagen, Essen, relaxen…-)zogen wir uns abends in unsere Schlafsäcke zurück. Pünktlich um 21:00 Uhr ging das Licht aus, genauso pünktlich um 4:00 Uhr wieder an. Anziehen, Zähne putzen, Sachen packen, frühstücken, Gepäck zum LKW bringen…und ab zu unserem zweiten Start.
Der Gepäck-LKW
Da Jürgen nächste Woche noch Größeres vor hat, entschied er, Etappe Nr.12 laufend, sondern so zurückzulegen:
Also per LKW nach Ebergötzen und noch am Vormittag mit seinem Motorrad nach Hause.
Ich lief die 76 km. Diesmal war die Strecke deutlich welliger, durchs Harzvorland, landschaftlich sehr reizvoll, bei bedecktem Wetter. Der von mir befürchtete Regen, ich laufe am liebsten mit möglichst wenig Ballast(verzichtete also auf die Mitnahme eines Regencapes), blieb bis auf einen Schauer bei etwa km 20 aus. Das Laufen fiel mir auch am zweiten Tag noch erstaunlich leicht. Keine Probleme, keine Wehwehchen, es machte unheimlich viel Spaß. Die letzten 30 km konnte ich das Tempo sogar noch forcieren, so daß Helmut, der den letzten VP betreute, zu mir sagte:“Was willst Du denn schon hier? Wir sind hier auf einem Europalauf und nicht auf einem –rennen!“ Nach 8:46 h war ich im Ziel.
Mit Ambros aus Österreich. Er trägt seine Flagge von Skagen bis nach Gibraltar!
In Ebergötzen herrschte Volksfeststimmung: Bratwurst, Bier, Waffeln, Kaffee und um 18:00 Uhr kam der ortsansässige Spielmannszug. Ein Transeuropalauf ist eben eine nicht alltägliche Sache und in dem gastgebenden Dorf „die Attraktion“!
Wieder der gleiche Ablauf mit Duschen, Lager aufschlagen…Licht aus, Licht an. Der Abschied naht. An diesem Morgen war es recht neblig und um 6:00 Uhr noch sehr dunkel. Also wartete ich noch den 7:00 Uhr-Start der Elite-Truppe mit Robert Wimmer(Sieger des TE-FR 2009), Henry Wehder und den anderen schnellen Läufern unterschiedlicher Nationalität ab, um mich von diesen noch zu verabschieden.
Dann setzte ich mich auf meine Harley und trat die knapp 300 km lange Heimreise an.
Es war für mich eine sehr interessante, lehrreiche Erfahrung. Auch als kleine, unbedeutende Etappenläuferin bin ich freundlich vom internationalen Kreis der Europaläufer aufgenommen worden. Meine Englisch- und Französischkenntnisse haben sich allerdings als doch recht lückenhaft herausgestellt,.Die ausgesprochen freundlichen und kommunikativen Japaner sprechen zumeist aber auch kein Englisch, dann geht es eben mit „Händen und Füßen“!
Das 7:00 Uhr-Starterfeld
Abschied von Henry und Robert
Ewald im Ziel
Eisgekühltes Bein einer Japanerin
Meine Harley (zum Fahren wechselte ich allerdings die Bekleidung)
64 Etappen von Skagen (DK) nach Gibraltar (ESP)
Allen Europaläufern wünsche ich an dieser Stelle weiterhin viel Erfolg auf dem Weg nach Gibraltar!
Sylvia
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Danke für den schönen Bericht und die vielen Fotos.
Gruß, Michael
Hallo Sylvia,
ich habe mich schon gewundert, wo du wohl steckst! Gratuliere zu deinen 2 Etappen beim TRE-FR und den guten Zeiten! Für den Transe Gaule im Jahre 2013 wirst du bestens vorbereitet sein!!! Zu deiner Harley: Wau, du machst ein sehr gutes Bild auf deinem "kleinen" Moped! Dein Bericht ist sehr nett geschrieben und die Fotos sind absolut spitze!
Viel Spaß bei deinen weiteren Läufe!
Gruß
Gunla
Korrektur: Robert Wimmer siegte 2003!
Der Sieger 2009 war natürlich Rainer Koch!
Sorry!
Liebe Sylvia,
der Satz soll natürlich heißen: "Viel Spaß bei deinen weiteren Läufen!" Rechtschreibfehler können ja vorkommen, oder? Sorry!
Gruß
Gunla