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Samstag, 08.09.2012 | von: mw

TE-FR Day 20

Vor Jahresfrist war ich beim Lauf von Horb nach Berlin am Verpflegungspunkt in Schafhausen bei der ersten Etappe von Horb nach Malmsheim. Eigentlich wäre ich gern selbst mitgelaufen, aber bei Start um 6:00 Uhr kommt man mit dem Zug früh morgens nicht nach Horb. Nun, ich war etwas spät von zu Hause losgefahren und musste zu allem Überfluss noch eine lange Umleitung fahren, da die Verbindungsstraße zwischen Magstadt und Schafhausen wegen Bauarbeiten gesperrt war. Helmut betreute diesen Verpflegungsstand und vom ihm erfuhr ich, dass die Läufer noch nicht durch sind, am ersten Tag würde ja erst um 9:00 Uhr gestartet. So ein Mist, da hätte ich ja problemlos anreisen können.
Doch ich sollte eine zweite Gelegenheit bekommen, die Etappe von Malmsheim nach Horb-Nordstetten im Rahmen des diesjährigen Transeuropalaufes.
Eine Anmeldung als Etappenläufer geht formlos (kurze Antwort von Ingo auf meine Anfrage per e-Mail: "komm einfach nach Malmsheim, wir klären dann alles vor Ort."
Mit dem Auto komme ich schnell dorthin, für die Rückfahrt aus Horb wird sich sicherlich eine Lösung finden, ist meine kurze Vorbereitung für diese Laufgelegenheit unweit von Zuhause. Im Tagesbericht der 19. Etappe lese ich dann aber am Vorabend, dass Birgit und Norbert als Etappenläufer angemeldet sind und sich ihr Auto zum Zielort chauffieren lassen. Wäre doch die ideale Rückfahrmöglichkeit für mich.
Kurz nachdem ich von Ingo die Startnummer erhalten habe, kommen die beiden auch schon und klar, ich kann mit zurück fahren. Besser kann es nicht laufen. Es ist schon kurz vor dem Start der 6:00 Uhr Starter, dem eigentlichen Hauptfeld. Nur die Schnellen starten eine Stunde später.

Sommerliche Temperaturen sind vorhergesagt, so dass ich im Trägerhemd laufen möchte, aber es ist mit 7°C doch reichlich kalt. Zum Glück habe ich das Langarmshirt noch an, dass ich mir eigentlich nur für die Fahrt angezogen hatte. Ich lasse es über dem Kurzarmshirt einfach an.

Vor der Sporthalle herrscht reges Treiben, wenige Minuten bevor die Etappe gestartet wird.

Und dann geht es pünktlich um 6:00 Uhr los.

Kalter Morgen und nachdem es so langsam hell wird, das erste Foto von der Strecke in Richtung Schafhausen.

Wir erreichen Schafhausen, doch den erwarteten Verpflegungspunkt unter dem Baum im Hintergrund gibt es nicht. Hier war dieser im Vorjahr gewesen.
 
Es geht also weiter durch Schafhausen. Hier hatte übrigens mein Vater bis Mitte der 70er Jahre eine kleine Fabrik zur Produktion von Damenoberbekleidung.

Am Anfang sieht man vor und hinter sich meist weitere Läufer, aber im Laufe der Zeit verteilen sich die etwa 40 Starter doch recht großflächig. Zur Orientierung daher äußerst hilfreich diese kleinen orangefarbenen Markierungskleber auf Schildern oder Laternenpfählen.

Endlich der erste Verpflegungspunkt bei km 9,2. Auf dem Boden folgt anschließend der hilfreiche Hinweis, dass nach 7,8 km der nächste VP folgt.
Eine Spitzkehre scharf nach rechts. Die kenne ich doch! Ja, es gibt hier in Grafenau einen Dreikönigslauf über 10 km, den ich vor einigen Jahren mal gelaufen war.

Noch halte ich Anschluss an einige Mitstarter. Ich habe mir 8 Minuten pro Kilometer vorgenommen und bis jetzt passt das auch ganz gut. Dass auch am 20. Tag die Transeuropaläufer so gut drauf sind, finde ich beeindruckend. Nein, wesentlich schneller kann ich beim besten Willen nicht laufen.

Wir sind nicht in Gibraltar, wo die Szenerie sicherlich sehr reizvoll sein wird, wird sind hier heimatnah, dennoch gibt es interessantes am Rande der Strecke, wie dieses reizvolle Haus.

Aidlingen, zur Abwechslung mal wieder durch die Ortschaft

mit ihren schönen Fachwerkhäusern.

Häufiger werden die Transeuropaläufer durch solche Kreidesprüche motiviert.

VP2 ist erreicht und somit sind wir nun bei km 17. Zu jeder Tagesetappe gibt es eine genaue Streckenbeschreibung im Internet, die habe ich aber nicht dabei, bin auf das angewiesen, was ich hier vorfinde. Kilometerschilder gibt es keine. Ich liege aber genau in der Zeit, die ich mir vorgenommen hatte.
Noch so eine Motivation. Es läuft sich noch sehr locker, denn noch immer ist es angenehm kühl.
 
Nach Nufringen finde ich die erste Kilometerangabe für den Zielort Horb. Gefühlt sind wir 22 km unterwegs, d.h. bis Horb haben wir noch einen weiteren Weg vor uns.
Kurz vor VP3, nach 2:58 Stunden Laufzeit stürmt der Gesamtdritte Trond Sjavik vorbei. Schon beeindruckend, was diese Leute Tag für Tag so laufen können. Die Stunde, die er nach mir gestartet war, hat er hier bereits aufgeholt.

Am VP3 habe ich immer noch Kontakt zu zwei Läufern aus der 6:00 Uhr Gruppe, doch jeder läuft sein eigenes Tempo, meist vor mir, mal auch etwas dahinter.

Schon mit etwas Abstand zu Trond folgt Robert Wimmer. Damit fällt er in der Gesamtwertung hinter den Norweger.

Nachdem Robert locker vorbeigezogen ist, wird es ruhiger. Ich sehe keine Läufer mehr, dafür Gänse
und schöne Sonnenblumen. Wir laufen jetzt häufig in der Sonne, so dass ich nun das Langarmshirt ausgezogen habe.

Man freut sich über ein paar wenige Meter im Schatten. Ob der hier gemalte Laufbär etwas mit dem kleinen Bären zu tun hat, den ich als kleines Präsent von Ingo bekomme? Ich weiß es nicht.

Für die nächsten Stunden prägen große Felder die Szenerie. Da gibt es leider keinen Schatten.
Aber das Gemüse wächst prächtig.
Nein, hier geht es nicht angenehm leicht bergab. Hier war ich hochgelaufen, es ist ein Blick zurück.

VP4. Hier wird Suppe gereicht, schmeckt sehr gut.
In Gülstein gibt es alte Fachwerkhäuser

und tolle Neubauten mit schönen Gärten.
Auch hier wieder ein Blick zurück auf den Anstieg nach Öschelbronn.

Auch hier vereinigen sich Neubauten

mit alten Fachwerkhäusern.
Carmen Hildebrand, heute Etappenläuferin um 7:00 Uhr gestartet, zieht locker an mir vorbei.
Aber auch ich laufe alle Anstiege ohne Gehpause hoch.
 
Seit VP2 bei km 17 fehlt mir die Orientierung, wieviele Kilometer wir bereits gelaufen sind oder noch zu laufen haben auf dieser 58 km Etappe. Hier immerhin ein Hinweis auf einen Radweg nach Horb. Noch 20 km, na ja, vielleicht ein klein wenig mehr, aber immerhin eine grobe Orientierung. Der Wegweiser zeigt auch nach Bondorf.
Genau entgegengesetzt sehe ich in der Ferne mehrer Zelte
und zumindest aus meiner Entfernung drei nagelneue blitzblanke LKWs im Feld.
Bondorf? Da war doch was? Tatsächlich in der Zeitung ist vom 10. Polo-Turnier zu lesen, welches hier von Freitag bis Sonntag stattfindet. Es könnte also damit zu tun haben.
Tolle neue Häuser gibt es auch hier
und schöne Gärten.
VP5. Endlich weiß ich genau Bescheid. Wir sind also bei km 38,6. Bis zum nächsten VP ist es aber weit und das, wo es jetzt richtig warm geworden ist. Sieht auch so aus, als gäbe es auf den letzten 19,4 km nur noch diesen weiteren Verpflegungspunkt. 

Das heißt hier mal kräftig auftanken. 

Eine interessante Kirche.
Wo? In Ergenzingen.
Endlich knapp 100 Meter erfrischender kühler Schatten.
Plastiktüten für Hundekot kannte ich bisher nur in schwarz und dunkelgrün. Hier sind sie rot, gefällt mir.

Und wieder schier endlose, wenn auch fast immer asphaltierte, Feldwege ohne jeglichen Schatten.
Endlich erreiche ich Eutingen.
Und damit den lang ersehnten VP6 bei Helmut.
Ein sehr angenehmer Abschnitt folgt gleich anschließend. Es geht durch den schattigen Wald und auch leicht bergab. Da kann ich mich erholen.
Ein Läuferfreund hat sich erbarmt und den Kofferraum seines Autos zum zusätzlichen VP gemacht. Ich bin dankbar für diese letzte Erfrischung.
Mühlen am Neckar ist erreicht und ich bin knapp über 7 Stunden unterwegs. Bin ich noch im Schnitt von 8 Minuten pro Kilometer oder werde ich zumindest unter 8 Stunden bleiben können?
Sollte funktionieren, wenn es jetzt nicht erneut einen Umweg gibt.
Schöne Blumen.
Doch wieder geht es nicht nach dem Wegweiser, sondern wir müssen links über die Brücke.
Und dann geht es an der wenig befahrenen Straße den Berg hinauf. Tsuyoshi, ein Japaner, den ich an vielen VPs getroffen habe, ist am Horizont erkennbar. Er geht hinauf und ich gönne mir das jetzt auch.

Nach Ahldorf also führt diese Straße. Was bedeutet das für uns?

Es bedeutet, zwei km hoch, aber dann zum Glück nach rechts. Noch 3 km zum Zielort Nordstetten, hoffentlich ohne weitere Umwege. Es geht noch ein wenig hinauf, dafür dann aber auch hinunter. Am Ortseingang aber nochmal kräftig hoch.  An Tsuyoshi bin ich nahe herangelaufen und am Anstieg laufen wir an einem weiteren Japaner vorbei. Ich weiß, das ist etwas ungezogen, aber ca. 200 Meter vor dem Ziel laufe ich an Tsuyoshi vorbei.

Und bin im Ziel, an dem ich fast vorbei gelaufen wäre, den von der Straße aus hinter den Sonnenschirmen ist es fast nicht zu sehen. Meine Zeit: exakt 7:44:00 und das entspricht zufällig auch genau auf die Sekunde 8 Minuten pro Kilometer.

Robert Wimmer ist längst hier. Es ist schon beeindruckend, wie konstant uns schnell so jemand über so viele Tage laufen kann. 4175,9 in 64 Tagen ist die Gesamtdistanz. Es gibt nur ganz wenige Jahre in meinem Läuferleben, in denen ich so eine Jahresleistung aufweisen kann. Und die Teilnehmer des Transeuropalaufes haben noch mehr als 300 Tage, diesen Wert deutlich nach oben zuschrauben. Robert Wimmer berichtet von über 12.000 Jahreskilometern. Für mich unfassbar.

Ich setze mich zu Birgit und Norbert. Denn mit den beiden kann ich zurückfahren. Kati war heute als Zuschauerin dabei. 

Satoshi erreicht das Ziel. Der überwiegende Anteil der Teilnehmer in diesem Jahr sind die Japaner. Vom 100 MC gibt es nur gelegentliche Etappenläufer, die aber Veranstalter Ingo sicherlich nicht unerwünschte Zusatzeeinnahmen bescheren. Danke auch an Joachim für die hervorragende Streckenmarkierung und Helmut für den Verpflegungsstand.

Am Ende gibt es die verdiente Medaille auch für uns Etappenläufer. Ein schönes Lauferlebnis abseits der großen Marathons und mit ganz anderen Erlebnissen.

Viele Grüße
 Michael    
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