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jagaball erima Powerschnecke lg-duv



Montag, 24.08.2009 | von: ms

Waren Müritz Ultra Marathon 76,7 km von Heinz Helmuth Kohl

Geplant war dieser Lauf ja in meiner Jahresplanung überhaupt nicht.   In der Ausgabe 2/2009 der Ultramarathon Zeitschrift gab es ein Preisausschreiben an dem ich dann auch teilnahm.
Beim Team Erdinger Alkoholfrei hatte ich einen Startplatz gewonnen für den Osnabrücker Landmarathon in Bissingen am 22.08.2009.   Also standen meine Marathontermine ja eigentlich schon fest.   Im Urlaub bekomme ich dann einen Anruf von meiner Tochter Jasmin:  Papa hier hat Heute einer von der DUV angerufen und gesagt du hättest eine Startplatz durch das Preisausschreiben gewonnen.   Aus dem Urlaub zurück, liegt da ein Brief von der DUV mit der schriftlichen Bestätigung, dass ich einen Startplatz für den Müritz Ultra-Marathon von 76,7 km gewonnen habe.   Der Lauf ist jedenfalls am selben Tage wie der Bissinger!
Wat nu??!!
Aaaber der Altkanzler weis ja meistens eine brauchbare Lösung. Nach dem obligatorischen grübel,- grübel und wie mach ich dat denn nu, kratzen am Schädel usw. kommt die Lösung.
Vitamin B wird aktiviert und so rufe ich meinen Kontaktmann beim Team Erdinger an und erkläre ihm die Lage.   Dass Bissingen zwar gut sein könnte, der Müritz-Ultra mich aber doch mehr reizt hat ihn dann überzeugt. Im Gegenzug versprach ich ihm an der Müritz im Erdinger Kleidchen zu rennen.   Wolfgang Weitkämper, der so tapfer mit mir beim Sommer Nuller gekämpft hatte, habe ich dann vorgeschlagen als meine Vertretung in Bissingen.   Begründet habe ich das dann damit, dass ein Kanzler ja eigentlich unabkömmlich ist, andererseits aber only two legs hat und somit auch einen Stellvertreter haben muss.   Dies überzeugte dann auch, noch und erleichtert wurde die Sache auch noch dadurch, dass Wolfgang genau wie sein Kanzler Mitglied beim 100MC sowie beim TEA ist. Somit war die Sache im Kasten! Wolfgang versprach mir, dass er mich dann auch würdig vertreten werde.
Ob er das auch geschafft hat werde ich spätestens beim Moormarathon am 30.08.09 erfahren!

Beim herumstöbern in der Teilnehmerliste vom Müritz-Ultra „stolperte“ über den alten Haudegen Günter Antonie aus Buxtehude der auch den Club da würdig vertreten wollte.
Nachdem ich ihm die Vorzüge in meinem neu erworbenen Kanzlerapartment, auch Wohnwagen, genannt, näher erläuterte, gab es für Günter kein Halten mehr. Helmuth da komme ich mit.
So starteten wir am Freitag den 21.08.09 um 15.00 Uhr von Günters Residenz in Buxtehude.
Richtung Müritzsee wurde das Wetter immer hässlicher und es goss auch ganz schön von Oben. Kurzer Augenkontakt Günter an Helmuth, Helmuth an Günter:   Was uns nicht umbringt macht uns nur härter, außerdem ist das eh nur Aqua. Probleme?? Nöö!!
Günter war ein hervorragender Lotse und so trudelten wir so gegen 19.30 Uhr in Waren ein.
Der Pressewart der DUV Carsten Bölke und sein Adjudant waren auch schon vor Ort und begrüßten ihren Altkanzler wie sich das gehört.   Günter lies sich erklären wie wir mit unserem Geschütz am besten zur Turnhalle kamen und gegen 20.00 Uhr kamen wir da an und bezogen Stellung. Stromanschluss hatten wir auch schnell in der Turnhalle gefunden und so kam Leben ins fahrbare Kanzleramt.



Günter und Helmut

Während dem Aufbau trudelte dann noch so ein junger Mann aus Glinde herein, der mir irgendwie bekannt vor kam.   Nach näherer Betrachtung konnte ich erkennen, dass es Werner Burmeister war. Stürmisches Hallo usw. und dann haben wir den Rest des Tages zusammen
verbracht, zuletzt bei einigen Servecas in meinem Büro, das wir zur Disco umfunktioniert hatten.
Nach einer gut geschlafenen Nacht und einem guten Frühstück ging es dann in Richtung Hafen zum Start.   So langsam kam auch die Laufprominenz in Sicht.   Als erste konnte ich Simone Stegmeier ausfindig machen, die gerade aus ihrer Nobelkarosse stieg und so begrüßte ich sie dann auch kurz.   Daniela Dilling sah ich auch kurz, aber irgendwie ist dann in der Masse wieder verschwunden.   Dafür erblickte ich dann das laufende Ärzteduo aus Cuxland Silvia und ihr Abbi Henne.  



2 Cuxländer mit Ihrem Kanzler

Abbi sichtlich überrascht, dass er seinen Altkanzler hier vorfand, lies es sich aber nicht nehmen sich mit dem Kanzler ablichten zu lassen.
Kurz danach beim Gang zum Start konnte ich noch Heike Pawzik erblicken und ihr noch gratulieren zu ihrem grandiosen   Erfolg beim Trans-Europa-Foot-Race 2009 als Finnisher.

Der Uhrzeiger ging auf die 08.00 Uhr unbarmherzig zu und man formatierte sich zum Start, der dann auch pünktlich erfolgte.

D e r   L a u f

Zunächst ging es gemütlich durch die Stadt und nach etwa 2 km waren wir bereits in einem schönen Waldstück.   Hier pirschte sich Heike Pawzik so langsam an mich heran und ich konnte so 2 – 3 km ihr Tempo halten und konnte einiges interessantes vom TEFR erfahren.
So hatte sie, nachdem sie Italien passiert hatten leichte Problem mit der Achillessehne bekommen. Ja sagte sie: „Wenn ich so weiter gelaufen wäre, hätte ich bald mehr Probleme gehabt und hätte bestimmt vorzeitig aussteigen müssen. Also habe ich mein Tempo verändert und versucht nahe am Zeitlimit zu laufen.“ Diese intelligente Entscheidung, brachte sie dann auch unbeschwert zum Nordkap.
Es gab auch alteingesessene kampferprobte Ultraläufer die diese Einsicht oder Übersicht, trotz der vielen Erfahrung so nicht einbringen konnten.   Einer vertrat die These: Laufe ich die Etappe schneller, bin ich schneller im Ziel und kann länger regenerieren.   Andererseits konnte ich schon von etlichen anderen Ultras erfahren, dass man sich auch im Lauf regenerieren kann durch mäßiges Tempo.   Wie man in den Ergebnislisten dann sehen konnte, stieg ja dann auch tatsächlich einer „5 vor 12“ aus mit einem Knock out, obwohl er immerhin zu diesem Zeitpunkt 44! Stunden vor Heike lag.   Selbst ich mit meinen relativ noch wenigen Ultras habe feststellen können, dass doch die größte Leistung bei Ultras durch reine Mentalarbeit geleistet wird.
Nach diesem kleinen Erfahrungsaustausch zog Miss Hot Pans von dannen, mit dem besten Wünschen für diesen Lauf.   Ich bedankte mich dito und latschte weiter so vor mich hin.
So bei km 10 kam Günter mit so einer kleinen Laufgruppe an mir mit den Worten: Hallo Helmuth, im Moment bin ich dran, aber du überholst mich Heute bestimmt wieder.   Da hatte er zwar Recht, aber es kam aber dennoch anders.
Tatsächlich hatte ich Günter so bei km 25 wieder eingefangen und als er sich einmal erleichtern musste, war ich weg.   Nun lief ich sowieso mein Tempo und hatte auch nicht die Ambitionen hier irgendeinen zu versägen.
Nun habe ich ja schon 13 Ultras hinter mir, davon 4 x 24 Stundenläufe, 6 Stundenläufe usw.,
aber ich merkte dieser Lauf hatte wieder einen besonderen Reiz.
Was Horst Preisler auf seiner Visitenkarte stehen hat traf hier voll zu.
Jeder Lauf ist eine Geschichte,    Jeder Lauf ist eine Begegnung mit einer Landschaft und deren Menschen,    Jeder Lauf ist ein Treffen von Freunden.
So hatte ich unterwegs mit einem netten Gleichaltrigen aus dem hessischen Raum mit Namen Thomas einige nette Laufgespräche (Was denn sonst!!??).
Als ich dann mal wieder ganz alleine lief, machte ich mir schon etwas Gedanken wo denn Günter nur blieb.  
Dachte bei mir der kann doch so lange „büsschern.
Nach 5 Stunden sagte mir einer am Verpflegungsstand ich hätte nun 43 km hinter mir.   Da war ich echt überrascht!   Setzte so meinen Lauf fort und war nach etwas über 6 Stunden bei 48 km angelangt.   Von Günter war immer noch nichts zu sehen.   Kurz vorher traf ich einen 40 jährigen der total genervt aufgegeben hatte.   Fragte hier fast im Wald nach einem Shuttle das ihn nach Waren bringen würde.   Shuttle!? ich dachte ich höre nicht richtig.   Sagte zu ihm was solls komm das schaffst du, lauf mein Tempo und dann klappt das .   Aber da war nicht mehr zu machen
Dann kam eine schöne Steigung, dachte schon ich hätte mich verlaufen und wäre beim Nuller in GMH. Kurz danach kam ein Teamläufer mit Fahrradbegleitung und meinte:   Gleich gibt es Erdinger halt durch.!   Sein Kumpel auf dem Rad fragte ob alles okay bei mir wäre.   Na klar sagte ich , allerdings habe ich nur noch wenig zum trinken.   Da hielt er mir ne Flasche Mineralwasser hin, und als ich umfüllen wollte, sagte er : Quatsch werfe die Andere weg und behalte die.   Ja da kommt Freude auf und schon durch diese nette Geste hatte ich auch wieder
Richtig Lust am Laufen.   Bei km 55 konnte ich auch wieder meinen  Günter sichten, also war doch nicht im Wald verschollen.   Ab km 65 wurde es bei mir etwas langsamer.   Nicht dass ich mich schlecht fühlte, die Beine taten kaum weh, aber irgendwie hatte ich plötzlich so eine unsichtbare Bremse drin.   Nun bin ich ja Einzellaufen schon durch meine Trainingsläufe gewohnt und laufe auch gerne alleine.   Aber es waren auch sehr öde Landstriche dabei. Zudem bei so einer Strecke kaum Km Angaben, so musste man sich immer durchfragen wie viel man den nun hat und man noch muss-   Diese Angaben waren dann oft auch sehr unzuverlässig.
Günter war dann tatsächlich wieder auf meiner Höhe, hatte er den Kanzler wohl doch vermisst?!   So liefen wir etliche km zusammen und Günter war schon am rechnen wann wir beide zusammen ins Ziel „rennen“ würden.   Ich lies ihn rechnen, denn solche Rechnungen gehen erfahrungsgemäß sowieso nie auf.   Nach dieser Distanz strapaziösen Strecke und Wegen gab es für mich nur den einen Gedanken im Limit ankommen, der Rest spielt im Moment keine Rolle.   Mein Walk and Run Gemix klappte ganz gut und ich war eigentlich mit mir zufrieden.
Natürlich kamen da wieder die Gedanken:   Nun reicht es aber und muss dass überhaupt sein,
Marathon reicht doch auch usw.   Allerdings war mir dabei auch klar, weil ich den Kohl ja bestens kenne, dass solche Gedankenstrukturen keine langen Überlebenschancen bei mir haben.
Meine Gemütslage erhellte sich enorm als dann die letzten 5 km jeweils pro km angezeigt wurden und das sogar noch mit etwas Getränken.   Ein Radfahrer Mitte 40 sprach mich kurz vor dem Zieleinlauf an ob ich auch um die ganze Müritz gelaufen sei.   Meine Gegenfrage war dann: „Gibt es denn hier auch eine halbe Müritz,“- Gelächter auf der Strasse. Na klar sagte ich .Und wie alt sind sie, 62 sagte ich.   Man dann werden sie aber mindestens 100 Jahre.   Das ist doch klar meine Antwort, die Rentenkasse freut sich schon Heute.   Gespräche nach 75 km!
So teilte ich mir meine Power noch einmal richtig ein um zu einem „grandiosen Endspurt“ anzusetzen.   Der ganze Hafen war voller Leute, und ich sagte mir: Helmuth die sind alle hier um dich einlaufen zu sehen, was für eine Ehre!   All die Strapazen waren verflogen.
Außerdem kann ich doch hier im schönsten Erdinger Dress und mit Ankündigung vom Club 100 Marathon nicht über die Strasse watscheln wie so ne Ente.
Also wie hatte Hottas in Aarhus gesagt: „Helmuth du lieferst hier Heute so eine tolle Leistung ab und nehme jetzt mal Haltung an.“   Genau daran habe ich gedacht als ich im Hafen einlief.(Ohne Schiff aua).   Dachte ich der Hottas verfolgt mich schon an die Müritz.....
Der Zieleinlauf war suppie!   Mensch dachte ich mir, die sind alle hier um mich einlaufen zu sehen das sind alle meine Fans, das ist die Belohnung für das Durchhalten
Angekündigt wurde ich als der allerletzte Kämpfer, womit ich auch gut leben kann.   Einer muss ja die „Tür“zu machen,-oder!?.   Allerdings kam noch Einer hinter mir.   So hatte ich dann Platz 95 von 96.   Mein Lauffreund Günter hatte mich ja gnadenlos versägt, lag aber bei meinem Zieleinlauf auf der Massagematte und lies sich seine Wunden lecken.   Ebenso unser Werner Burmeister
Den ich allerdings an dem Tage nicht mehr zu Gesicht bekam.

Als man mir die „Gold“Medaille umhängte, waren alle Schmerzen verflogen.   Jetzt ein schönes Erdinger!   Kleiner Dämpfer an meine Glücksgefühle,- es war kein alkoholfreies Erdinger mehr da.   Hatten meiner Mitstreiter gnadenlos alles ausgesubbt!!



Hart erkämpfte Trophäen

Aber einen Kanzler haut nichts um.   Kurze Beschwerde an den richtigen Mann, der ging mit mir zu einem Getränkestand und kaufte mir ein Erdinger Alkohlfrei na bitte!
Rundherum war ich mit meiner Tagesleistung sehr zufrieden und ohne irgend welche Plessuren die Heimreise antreten.

Alles in Allem war es doch eine schöne Veranstaltung, die Leute waren immer sehr nett und hilfsbereit. Allerdings sollte man diesem Veranstalter einmal besser beraten was bei einer solchen Ultralaufveranstaltung an den Verpflegungsständen stehen sollte.
Haferschleim, da sollten die Leute mal einen Kochkurs belegen. Was es da gab, das war Haferwasser, aber kein Haferschleim.
An den Verpflegungsständen fehlten: Rosinen, Salzstangen, etwas mehr Obst, mal ne warme Brühe und nicht nur Kola und Wasser   iiigiiittt!!
Das soll keine böse Kritik sein nur ein Hinweis und Vorschlag.

Rundherum war ich mit meiner Tagesleistung sehr zufrieden und ohne irgend welche Verletzungen die Heimreise together mit Günter antreten

Die Heimfahrt verlief dann sehr gut und als ich ein bisschen müde wurde, übernahm dann mein Kopilot Günter das Ruder und steuerte uns bis vor seine Hütte in Buxtehude.

Ein bekannter klitzekleiner Hamburger Marathonveranstalter hat auf seiner Homepage stehen:
Jeder Lauf ist ein Geschenk.
Da möchte ich hinzufügen, jeder Lauf ist ein Geschenk an sich selbst!

Heinz Helmuth Kohl
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