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Donnerstag, 15.04.2010 | von: af

Stop and Run in Paris/René

Stop and Run in Paris

 

Dieses Mal ist mein Bericht etwas länger als üblich. Ich bitte aber den geduldigen Leser, dieses zu entschuldigen und bis zum Ende weiter zu Lesen, da das Thema weiter unten mich und wohl auch andere von Euch schon länger ärgert. Aber was können wir dagegen tun?

 

Nichtsahnend stiegen Emily and ich am Freitag am hamburger Hauptbahnhof aus der S-Bahn. Und wer stand da: Dieter M. und Uli N.? Wollten sie auch nach Paris? Nein nach Tangermünde – aber erst einen Tag später. Mit Eurolines ging es dann über Nacht nach Frankreich. Dass die Paris Visite Karte für 5 Tage billiger ist als eine für 3 und eine für 1 Tag wusste der Fahrkartenverkäufer an der Metrostation Gallieni noch nicht – wieder was dazugelernt. Allerdings sind die Einzelfahrten mit 1,60 Euro so günstig (im 10er Pack noch billiger), dass sich die Paris Visite Karte nur lohnt, wenn man viele der mit dieser Karte verbundenen Vergünstigungen nutzt. Bei meinem nächsten Parisaufenthalt werde ich daher auf diese Karte verzichten.

 

Der erste Weg führte natürlich zur Marathonmesse. Am Eingang bildete sich eine lange Schlange – aber Warten scheint in Paris In zu sein, dazu später mehr. Keine Startnummer ohne ärztliches Attest! Da dieses max. 1 Jahr alt sein darf, konnte ich noch mein Attest vom Baltic Run aus 2009 nutzen. Letzten Donnerstag waren mir aber dann doch Zweifel gekommen, ob die Paris wissen, was der Baltic Run ist; schließlich stand extra in der Ausschreibung, dass der Arzt bescheinigen muss, dass nichts gegen die Teilnahme an Laufwettkämpfen spricht. Also hatte ich mir sicherheitshalber noch die Urkunde vom Baltic Run kopiert, die der Veranstalter in Paris auch behalten hat. Die Meldebestätigung erhielt einen Stempel, und dann erhielt ich auch meine Startnummer.

 

Die Nudelparty war für 3 Euro preislich ok. Normalerweise verkauft „Mezzo di pasta“ eine Portion für 3,95 Euro. Heute gab es noch zusätzlich Wasser und Bananen.  Auf dem Weg zur Metro roch es dann so gut, und nachdem der Verkäufer uns kosten ließ, wurde dann noch ein Sandwich mit Hühnchen bestellt. Leider musste ich beobachten, wie zwischen Kostprobe und Verkauf die Ölflasche dem ganzen Pfanneninhalt eine besondere Fettnote gab. Und so schmeckte das Sandwich dann auch – also nächstens lieber die Tafel Schokolade aus dem Rucksack dem Essen von der Straße vorziehen, ist wohl gesünder.

 

Abends waren wir dann noch bei so einem Luxusjapaner für 80 Euro / 2 Personen. Geld scheint in Paris keine Mangelware zu sein, da ich noch nie so viele japanische Restaurants auf einem Haufen gesehen habe. An den beiden Folgetagen setzten wir die Asienserie mit China und Indien fort. Und damit sind wir schon bei der Vorschau für das Jahr 2011. Ich plane für nächstes Jahr während der öjendorfer Sommerpause zum Konditionserhalt der hamburger Sportfreunde (and friends) eine Multi-Kulti-Sommerserie: Läufe nach dem Vorbild der 0 Euro Marathons bzw. Do-it-yourself-Ultra mit Abschlussessen jeweils in einem Restaurant anderer Nationalität. Diesbezügliche Restaurantwünsche bitte hier als Kommentar oder an Laufgenosse(at)gmx.de

 

Wehe dem Marathonläufer, der sein Frühstück noch nicht im Hotel entsorgt hatte. Die Schlange vor den Toiletten war ca. 40 m lang. Aber irgendwo musste der Veranstalter ja bei nur „58 Euro“ sparen. Beim Durchfragen zur Gepäckabgabestelle traf ich dann noch Günter H. Wie klein doch Paris ist: Am Folgetag trafen wir uns am Eifelturm wieder. Vom Startschuss brauchte ich dann ca. 15 Minuten bis zur Startlinie und musste riesige Müllberge überqueren. Vorsorglich war im Startbereich eine ganze Kolonne Müllfahrzeuge stationiert. Kurz vor der Startlinie war dann noch mal Abschlusspinkeln angesagt (also warum vorher so lange anstehen, aber leider nur Pissoirs, also Pech für die Weibchen) und dann ging es in den Megastau.

 

Freies Laufen ohne Auflaufunfälle war unmöglich. Meinen Wadenkrampf  vom ständigen Anlaufen und Abbremsen, der glücklicherweise erst im Ziel akut wurde, stört mich noch heute. Kurz nach der Verpflegungsstelle bei km 5 kam der (Lauf-) verkehr plötzlich ganz zum Erliegen. Beim Abbiegen auf eine Ausweichstrecke kam ich dann auch noch zu Fall. War dafür das Attest erforderlich?

 

Ich überholte dann noch eine Läuferin im 100 MC Trikot (hab mir bei Sigrid letztens Eins für Auslandeinsätze bestellt). Gesichtet wurden auch Miss Frankreich und eine Abordnung von Beate Uhse. Im Ziel wurde dann noch schnell der Verpflegungsstand geplündert und ab ging es zur Metro. Das war aber gar nicht so einfach, da sich die Fans am Ausgang drängelten.

 

Am nächsten Tag dann erstmal Marathonstehen (1,5 Stunden) am Eifelturm. Auf Nachtfotos dieses Bauwerks hatte ich nach Kommunikation mit unserem Clubchef vor wenigen Tagen bewusst verzichtet. Bei bateaux parisiens hatten sie besonders große Handys.

 

Wie man sich richtig anstellt, zeigen übrigens die Pfeile auf dem Boden der Metrostationen. Die Metro fährt zwar so alle 3 Minuten; die Züge sind aber trotzdem häufig überfüllt. Kein Wunder verbindet sie doch halb Europa: Es gibt Haltestellen mit den Namen Rome, Liège, Stalingrad und ein Ausgang führt in das (Aufnahmelager?) Friedland. Umsteigen ist mit langen Fußwegen und Treppensteigen verbunden. Hier fiel mir auch eine Werbeplakat der Armee auf (interessanterweise das 1. Mal am Bahnhof „Invalides“).

 

Gut gefallen hat mir, dass in Paris die Toilettenbenutzung gratis ist (nur am Busbahnhof nehmen sie 40 Cent). Paris – Stadt der Blumen. Viele Parks und Gärten laden zum Erholen ein. Das Formel 1 Hotel war preiswert. Allerdings die 5 Euro für die dortige Gepäckaufbewahrung am Abreisetag haben mich doch etwas geärgert – dafür habe ich bei meiner Laufreise im März nie etwas bezahlen müssen. Für 3,70 Euro gab es ein etwas süßes Frühstück inklusive Müllberg (an Sigrid: umgerechnet auf die verzehrte Menge war dass Heißgetränk dort aber günstiger als in Freiburg).

 

Nun zur Startgeldhöhe:

 

Wenn die Veranstalter in Berlin, Köln, München, usw… Pech haben, melden sich alle Starter vor der 1. Startgelderhöhung an. In Paris beugen sie diesem Veranstalter-GAU vor indem das Startgeld sich nicht an einem vorher bekannten Datum erhöht, sondern bei Erreichen einer Meldezahl. So dürfen nur die ersten 16000 MelderInnen für 58 Euro laufen. Die nächsten 16000 mussten bereits 74 Euro löhnen und die restlichen Startplätze gab’s für 90 Euro. Vorausgesetzt der Lauf ist ausgebucht, bietet dieses Verfahren für den Veranstalter natürlich den Vorteil, dass die Summe der Einnahmen schon bei der Kalkulation des Events feststeht. Sieht so das Anmeldesystem der Zukunft aus und wo soll das Ganze noch hinführen? Gibt es ein Ende dieser Entwicklung?

 

Bei den ständig sinkenden Löhnen sind jährliche Startgelderhöhungen oberhalb der Inflationsrate für mich nicht nachvollziehbar. Oder bekommen die Streckenposten den doppelten Tariflohn? 2002 hatte ich in Padua noch 50 Euro bezahlt. Dann eroberte mit 1 Woche Abstand der Europa Marathon Triest (ohne Ausländerzuschlag) den Markt und schon wurden die Startgelder günstiger, ohne dass ein Logo eines weiteren Sponsors auf der Ausschreibung erschien – also war der Lauf zuvor eindeutig überteuert.

 

Warum zahlen Ausländer überhaupt mehr? Häufig gibt es Ausschreibungen und Urkunden doch nur noch im Internet, also fallen erhöhte Portokosten in ferne Länder weg, und telefonische Rückfragen werden auch immer günstiger. Neulich erhielt ich eine Mail vom Veranstalter des Antalya-Marathons: 50% Startgeldermäßigung bei Meldung bis zum 30. Juni. Tolle Sache, werde ich mich auch anmelden, aber da der Veranstalter davon ausgehen muss, dass dieses viele LäuferInnen tun, und er sicherlich kein Defizit plant, muss er ja mit diesem Startgeld auskommen…wie können also die folgenden Erhöhungen gerechtfertigt werden?

 

Also doch nur alles Willkür der Veranstalter und eine Preisbildung nach Angebot und Nachfrage? Nicht zu unterschätzen ist die Macht der Sponsoren. Als im Jahr 2000 Michael T. und ich in Stockholm liefen, gab es Karten mit der Aufschrift „Metro“. Wir dachten, es handelt sich um die Metrofahrkarten; gemeint war aber eine Zeitung, die Ausländer aber wohl nie kaufen werden. Warum sollten also Sponsoren lokaler Produkte Interesse an ausländischen Athleten haben?

 

Ist die Lösung, dass Sammler künftig nur noch bei Veranstaltungen Marke Eigenbau mit unterschiedlichen Niveaus von Teichwiesen bis Öjendorf starten können? Die meisten Läufer und Wenigstarter wird das Thema vielleicht nicht interessieren, da bei einer mehrtägigen Großstadtvisite mit Familie die 50, 100, 150, … Euro Startgeld wohl kaum noch finanziell ins Gewicht fallen.

 

Jetzt noch eine Frage an unseren Fachjuristen: Wenn Läufer sich bei einem Veranstalter nach dem pariser Meldesystem bei Meldeeröffnung postalisch anmeldet, bei Eingang der Anmeldung beim Veranstalter eine Woche später aber bereits die 3. Stargeldhöhe erreicht ist, ist Läufer dann noch berechtigt die Belastung seiner Kreditkarte zu stornieren, ohne ein Inkassounternehmen fürchten zu müssen?



Ulrich, Emily, Dieter und René



Nudelparty



Müllabfuhr



Toilettenstehen vor dem Start



Treffen mit Günter









René



Schlange am Eifeltrurm



Eifelturm



Metro 1



Pfeile auf dem Bahnsteig zeigen, wer wo langgeht bzw. sich anstellt



Anzeigen in der Metro



Werbeplakat



Hier geht es vielleicht zum Aufnahmelager (für ausländische Marathonläufer)



Frühstück



japanisch



chinesisch



indisch



Toilette



bateux parisiens



Blumen







Rückfahrt

 

 

René


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2 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   christel schrieb am 15.04.2010 - 19:27 email

René , ein toller Bericht , gibt er doch Einblicke in das Gewühl vor und nach einem solchen Lauf .

Das erinnert mich an New York , dort waren auch Schlangen vor den Pinkelrinnen , und und und .

Haufenweise Klamottenberge hatten wir auch dort und die Bäume waren ebenfalls mit Plünnen verziert .

Auch dort braucht man 15 Minuten bis zur Startlinie .

Aber ganz ehrlich kam doch der Spaß nicht zu kurz , oder ?

In Paris war ich leider noch nicht und mit meinem Marathontempo wird es auch nichts mehr werden , schade !

So wühl ich mich durch die Berichte und habe daran auch Spaß , vielleicht nicht ganz so viel wie ihr .

Mach weiter so !

Nr. 2   Christian Hottas schrieb am 16.04.2010 - 00:30 email homepage

René, hast du einmal bedacht, dass Frühbucher einem Veranstalter immer auch frühe Geldeingänge und frühe Liquidität sichern und so manche Überziehungszinsen vermeiden helfen?

 

Und dass viele dieser Frühbucher zwar melden und zahlen, aber nicht laufen?

 

So rechnet sich der niedrige Preis halt doch!