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Freitag, 01.01.2010 | von: af

Pune Marathon in Indien (Deutsch)

Schon seit Mitte September plante ich eine Reise nach Indien um einen meiner Lieferanten zu besuchen. Ich musste jedoch die Reise mehrmals verschieben und hatte dann Ende November als möglichen Termin angepeilt. Dann fiel mir ein, dass irgendwann Anfang Dezember ein Marathon in Neu Delhi war. Ich blätterte durch AIMS-Zeitschrift „Distance Running“ und stellte fest, dass am 06.12.2009 ein Marathon in Pune (ca. 160 Km südöstlich von Mumbai) war. Anfang November war auf der Website der Veranstalter noch keine Information bzw. nur veraltete Information zu haben. Also schrieb ich eine Mail an die Organisatoren und bat um Information verbunden mit der Frage, ob ich mich noch anmelden kann. Fünf Tage lang war Funkstille. Am 09.11.2009 erhielt ich eine Mail von Mr. Pralhad Savant (Organisator des Pune Marathons). Als Anhang war ein Einladungs-Brief unterschrieben von Mr. Suresh Kalmadi (Präsident des Pune International Marathon Trust) und Mitglied des indischen Parlaments (das deutsche Äquivalent wäre der Bundestag in Berlin).

 

Die Einladung gab mehr Information über den Marathon, die Anfänge, Teilnehmer und die erwarteten Wetterbedingungen. In dem Brief stand auch, dass die Organisatoren

¨              Mein Lodging (Unterkunft) und Boarding *1(Verpflegung) vom 2. bis 7. Dezember übernehmen und

¨              den Transport von Mumbai Flughafen nach Pune und zurück organisieren.

 

(*1): archaische Ausdrücke wie “lodging” und “boarding” werden in Indien immer noch häufig benutzt.

 

Nach einer weiteren Mail bekam ich die Mobiltelefon(Handy)-Nummer von Mr.Rohan More (Assistent des Organistors). Er war sehr hilfsbereit und nach zwei Gesprächen bekam ich alle Informationen, die ich haben wollte. Nach dem Startgeld gefragt, wurde mir mitgeteilt, dass ich das Startgeld von 100,00 indischen Rupien (1,48 Euro) direkt in Pune bezahlen kann.

 

Das war eine Einladung, die ich einfach nicht ablehnen konnte. Nur die Topläufer bekommen solche Einladungen. Mein Lieferant war in Pune und der Lauf auch. Das waren zwei Fliegen mit einer Klappe. Also habe ich mich schnell noch für den Lauf angemeldet.

 

Die von den Organisatoren zur Verfügung gestellte Unterkunft war in einem Sport-Komplex in Balewadi (ein OT von Pune) wo die Commonwealth Jugendspiele in Oktober 2008 abgehalten wurden. Da ich aber auch meinen Lieferanten treffen wollte und auch einen weiteren Termin in Pune hatte, habe ich den Organisatoren mitgeteilt, dass ich auf meine Kosten in einem Hotel absteigen werde.

 

PUNE:

§    Pune (vormals Poona) liegt ca. 160 Km südöstlich von Mumbai.

§    560 m üNN

§    Einwohner ca. 5 Million.

§    In den 1970er Jahren wurde Pune weltweit bekannt durch Rajneesh Ashram („Bhagwan“ Rajneesh), der die Besucher aus USA und Europa nach Pune lockte.

§    Pune ist heute eines der großen Ausbildung- und Forschungszentren in Indien. Pune Universität hat ca. 500.000 Studenten einschließlich ca. 14.000 ausländischer Studenten.

§    In den letzten Jahren haben große Autohersteller wie Volkswagen, Mercedes und MAN in Pune investiert.

 

DER LAUF:

Marathon mit 632 Anmeldungen.

1. Preis indische Rupien (INR) 300.000 (ca. 4450 Euro oder USD 6450)

 

Halb-Marathon mit 132 Anmeldungen.

1. Preis INR 150.000 (ca. 2225 Euro oder USD 3225)

 

Durch die Preisgelder lockt der Lauf einige gute Läufer aus Afrika und Europa (die den Pune Marathon wahrscheinlich als einer der Schritte auf dem Weg zu großen Stadtmarathons in Europa bzw. USA benutzen).

 

Start:

Alka Talkies Chowk (*2) – Vorgesehener Start ist um 07.00 Uhr. Wetter: Etwas nebelig mit 12°C.

(*2): “Talkies” ist auch einer dieser archaischen Ausdrücke und bedeutet Kino. Der Ausdruck stammt aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts als die Stummfilme allmählich durch die Tonfilme (in englisch “Talkies”) ersetzt wurden.

“Chowk” ist der Hindi Ausdruck für einen Platz bzw. Kreuzung.

 

Ziel:

Nehru Stadium – Wetter: Sonnenschein mit ca. 26°C als ich ca. 11.30 Uhr ins Ziel einlief.

 

Dafür dass der Pune Marathon zum 24. Mal stattgefunden hat, ist die Organisation nicht so gut wie es hätte sein müssen oder können.

 

1.         Der Start war etwas verzögert.

2.         Für den Durchschnittsläufer gibt es keine Kleideraufbewahrung oder andere Möglichkeiten eine Tasche oder ähnliches zu deponieren. Dieses Jahr war es am Start 12°C. Ich konnte meine Tasche jedoch mit den Sachen der Eliteläufer abgeben. Die Tasche wurde dann zum Ziel transportiert. Nach dem Lauf dauerte es etwas bevor ich meine Tasche zurückbekam.

3.         Die Laufstrecke wird für den Verkehr freigegeben nach dem die Eliteläufer durch sind. Der Durchschnittsläufer ist damit gezwungen im Stadtverkehr zu laufen. Ich war nach ca. 10 oder 12 Km dem Verkehr ausgesetzt und somit lief ich ca. 30 Km im Pune Stadtverkehr.

4.         Auch ca. 3 Wochen nach dem Lauf ist noch keine Ergebnisliste zu haben. Ich bekam meine Urkunde jedoch direkt nach dem Lauf.

 

Einer der Gründe für die etwas mangelhafte Organisation ist wahrscheinlich die Abwesenheit vom Organisator Pralhad Savant, der im Krankenhaus lag. Ich muss jedoch erwähnen, dass sein Assistent Rohan More unter diesen Umständen einen guten Job gemacht hat.

 

Vor dem Lauf haben die Organisatoren mich vom Hotel abgeholt und brachten mich nach dem Lauf zurück zum Hotel. Vor dem Lauf wurde ich zu einem Bereich gebracht, wo sich die afrikanischen und indischen Top-Läufer auf den Lauf vorbereitet haben.

 

Mir wurde eine persönliche Eskorte (zwei junge Männer auf einem Motorrad) zur Verfügung gestellt. Ich bemerkte dies jedoch erst nach ca. 11-12 Km nachdem die Straßen für den Verkehr freigegeben wurden. Meine Motorrad-Eskorte war, mit einer Entfernung von ca. 100 bis 200 m, gesamte Zeit während meines Laufs anwesend. Die Eskorte zeigte mir den Weg, stoppte den Verkehr und machte die Kreuzungen frei als ich mich diesen näherte. Nach ca. 35 Km waren sogar 3 solcher Eskorten vorhanden. Eine vor mir, eine neben mir und eine hinter mir. Die Motorräder, die die Eliteläufer begleitet hatten, waren jetzt frei und begleiteten andere Läufer ins Ziel.

 

Warum mir eine Eskorte zur Verfügung gestellt wurde, ist mir nicht bekannt. Und im Nachhinein ist es mir auch egal. Ich bin den Organisatoren einfach nur dankbar für die Motorrad-Begleiter. Ohne die Motorrad-Eskorte hätte ich nie meinen Lauf beenden können. Die Route ist nicht auf der Straße markiert. Am Straßenrand sind Hinweisschilder angebracht. Durch die viele Schilder und Werbung auf Indiens Straßen ist es jedoch sehr schwierig die Hinweisschilder zu erkennen und ihnen zu folgen. Ohne die Motorrad-Eskorte, die den Verkehr für mich aufhielt, hätte ich den Lauf aufgegeben - spätestens nach ca. 20 Km.

 

Mein Eindruck ist, dass der Pune Marathon überwiegend für die Elite und andere Läufer gedacht ist, die den Lauf unter 3 Std. beenden können. Da die Straßen nach kurzer Zeit für den Verkehr freigegeben werden, wird ein Durchschnittsläufer der 4 Std. (oder länger) braucht, den Lauf total frustriert aufgeben, weil es sehr mühsam ist, die Marathonstrecke zu finden und auf den Verkehr zu achten.

 

MARATHON (Männer)

1. Augustine Ronoh - Kenya – 2:13:05 – (Sein erster Marathon)

INDISCHE LÄUFER:

1. Arvind Kumar Yadav – 2:22:21

HALB-MARATHON (Frauen)

1. Agnes Mutune – Kenya – 1:10:30

INDISCHE LÄUFERINNEN:

1. Kavita Raut – 1:12:50 (Gesamt 4. – die ersten 3 waren aus Kenia)

 

Vor dem Start –afrikanische Läufer bereiten sich auf dem Lauf vor:













 



Links: die indischen Läufer, Rechts: die afrikanischen Läufer


Ganz links auf dem Bild mit dem Nr. 36 ist ein Läufer aus den Nederlanden der den Lauf in 2:25 beendete.


Aus irgendeinem Grund wurden die Eliteläufer vor dem Lauf kontrolliert. Einer der Gründe warum der Lauf mit einer Verspätung begann.

 


Nr. 682 ist Thomas Neuber aus Kassel, der ein freiwilliges soziales Jahr in Pune macht. Nr. 37 ist ein junger Mann aus Belgien. Nr. 792 ist ein Mercedes-Mitarbeiter in Pune.


Einige Minuten vor dem Lauf. Direkt hinter den Eliteläufern. Hat mir nicht geholfen meine Zeit zu verbessern. Im Gegenteil. Ich bin die ersten 2 Km schneller gelaufen als es gut für mich war.




Indische Läufer machen sich warm.


Volkswagen- und Mercedes-Mitarbeiter in Pune. Nr. 751 ist Carsten Spichalsky, no. 682 ist nochmals Thomas Neuber. Die anderen weiß ich nicht. Ich hatte nichts dabei, um die Namen aufzuschreiben und eine Email an Carsten Spichalsky ist bisher ohne Antwort geblieben. Außer Thomas Neuber, der die volle Distanz laufen wollte, haben die anderen  am 10 Km Lauf teilgenommen.


Durch die Straßen von Pune nach dem Start.




Jetzt wisst Ihr, was ich mit Schilder und Werbung auf Indiens Straßen meine.


Rechts auf dem Bild: meine Motorrad-Eskorte mit einem roten Fähnchen.


Nr. 659 Dattakumar Redkar aus Goa. Das sollte sein erster Marathon werden. Leider musste er nach 21,1 Km aufgeben.


Irgendwo bei Km 38-39. Meine 3 Motorrad-Begleiter halten die Kreuzung für mich frei.


Endlich geschafft nach 4:03:20.


Der Gewinner Augustine Ronoh (in der roten Jacke) mit einem Scheck für INR 300.000.


Nochmals der Gewinner. Diesmal mit einem breiten Lächeln.

 

Die “Times of India” in Pune und eine Marathi Zeitung “Lokmat” (Volksstimme) hatten mich am Vortag interviewt. Die Berichte erschienen am 06.12.2009. Der Bericht in Times of India kann mit dem folgenden link gesehen/gelesen werden.

 

http://www.saeckekontor-kurani.de/images/stories/Times_of_India_PUNE_06.12.2009.pdf

 

Hiren Kurani


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