Alt-Text
jagaball erima Powerschnecke lg-duv



Sonntag, 06.11.2005 | von: mw

Athens Classic Marathon am 6. November 2005

Als ein Highlight für dieses Jahr meldete ich mich bereits im August zum Athen Marathon an.

Der Wunsch war , zum Jahresende noch einmal bei sommerlichen Temperaturen zu laufen.

Begleitet wurde ich von meiner Frau Silvia , die sich für die 10 km Strecke meldete.

Wir entschieden uns , die Reise auf eigene Faust zu planen , was dank früher Flug-, Hotel- und Marathonmeldung gut gelang und deutlich preiswerter war als über einen Reiseanbieter.
Wir reisten am Freitag an um am Samstag noch in Ruhe Athen zu geniessen und , begaben uns mit der Airport  Metro ins Zentrum. Dies ist eine sehr günstige und schnelle Alternative zum Taxi , kostete 5 € und dauerte bis zur Haltestelle Syntagma , von wo aus man Metro-, Tram- und Busverbindungen hatte. Eine 24 Stunden Karte ( 24 gültig ab dem Zeitpunkt der Entwertung , Kosten 3 € )Kurzerhand checkten wir im Hotel ein um noch am selben Abend die Startunterlagen abzuholen – ein Kapitel für sich. In der Ausschreibung klang das alles recht simpel , nur musste man raus nach Piräus in das Olympia Gebäude  Faliron . Das ist ungefähr so umständlich , als ob man , für den Hamburg- Marathon in Harburg oder den Berlin-Marathon in Potsdam die Startunterlagen abholen muss. Die Entfernung und der Zeitaufwand liessen uns dann auch davon Abstand nehmen am nächsten Abend an der „opening Ceremony“ und der Pasta Party teilzunehmen.

Die Ausgabe der Unterlagen allerdings war professionell organisiert und lief problemlos.

Den Abend liessen wir in einer Taverne in einer Seitenstrasse der Plaka , Athens Altstadt ausklingen. Das weit verbreitete Vorurteil , die Athener Kneipen- und Restaurantszene sei überteuert , stimmt nicht. Die Preise waren angemessen und entsprachen denen von Hamburg und Berlin, suchen und vergleichen lohnt sich ! Am Samstag erkundeten wir gut gefrühstückt Athen . Zunächst ging es zum bereits erwähnten Syntagma Platz wo wir vor dem Parlamentsgebäude der Wachablösung der „Ephsonen“ beiwohnten : Männer in Strumpfhosen, Röckchen, Zipfelmütze und Bommelschuhen martialisch choreographiert.

Von da ging es duch den Nationalgarten zum Panathinaiko-Stadion , dem Ziel des Marathons , zum Zeustempel am Hadrianstor durch die Altstadt zur Akropolis . Nach deren Besichtigung beschlossen wir , den Nachmittag faul in der Sonne dösend ausklingen zulassen. Am nächsten Tag  war für 4.30 Uhr aufstehen angesagt was  ein frühes Abendessen und zeitiges Schlafengehen bedeutete . In meinen Eingeweiden tobte allerdings ein concerto furioso angefacht wahrscheinlich durch eine akute Überdosis Olivenöl „extravirgine“ . Nicht nur meine Innereien litten , auch der Nachtschlaf wurde auf ein Minimum reduziert.

Sonntagmorgen 04.30 Uhr der Wecker rappelt ! Ich sitze senkrecht im Bett um gleich darauf in mich zusammenzusinken. Das Morgen-Grauen pur. Mein verweichlichter Körper tendiert dazu , liegen zu bleiben. Nach dem ich mich ausgiebig über meinen desolaten Körper- und Geisteszustand bei meiner Frau ausgeheult hatte, fügte ich mich nach einigen aufmunternden Worten ihrerseits, die aus dem schlaftrunkenem Jenseits kamen und alles mögliche bedeuten konnten , in mein mir selbst auferlegtes Schicksal bekleidete mich sportlich und begab mich ins Restaurant, um mein am Abend zuvor geordertes „frühes Frühstück“ einzunehmen. Aber- was war das , ich traute meinen Augen nicht als ich das wundertütenartig gestaltete Fresspaket öffnete : Beim Zeus und allen Göttern des Olymp wer ißt so einen „ Sch....“ zum Frühstück : eine Tüte Pistazien (brrrrr) , Erdnüsse ( ????) ??Salzstangen hä ? trockene Kekse( gesponsort von meinen griechischen Berufskollegen um Iihren Umsatz anzukurbeln) , Tütchensaft garantiert 5 % Fruchtanteile .  Malakka !

Irgendwie hatte ich das befürchtet und hatte ein halbes Toastbrot , eingeschweißten Gummikäse (haltbar bis 2012) und ein Glas Honig sowie einige Bananen am Samstag erstanden und peppte das ganze durch Carbogel  und Nero (griechisch =Wasser) auf.

Dieser Tag konnte eigentlich nur in die Hose gehen.

Um 05.30 Uhr kam das bestellte Taxi und brachte mich zum Abfahrtspunkt der Busse . Die Fahrweise des Fahrers und der wie Terpentin ausdünstende  Wunderbaum führten fast dazu das Frühstück kurz nach seiner Aufnahme zu retournieren.

Glücklich am Sammelpunkt angelangt , wurde man auf die Busse verteilt und es ging in modernen Bussen mit moderaten Fahrern aber ebenso grässlichen Wunderbäumen (Duftnote Ammoniak) nach Marathon. Dort zeigte sich gegen 7 Uhr die Sonne , aber es war kalt und zugig.

Bis um 8.00 Uhr konnte man seine persönlichen Habseligkeiten  in einem mit der Startnummer versehenen Plastikbeutel  verstauen und abgeben. Klappte exzellent. Apropos – Die  Startnummer waren aus Stoff und farbig ! Edel !

Die Zeitnahme erfolgte mit Chip( schwarz ! ) ohne Leihgebühr oder Pfand; er wurde am Ziel eingesammelt . Feine Sache.

8. 30 Start , vorne die Cracks , dann  die Guten , dann die Lahmen und Kranken und die Hypochonder (also Leute wie ich), hinten die „Wanderer“. Zur Strecke : wenig erbaulich es, geht meist durch die Pampa . Nix los , kaum Zuschauer , ein paar Eingeborene feuern uns an kalimera! heppa ! bravo!  Wollen die jetzt mit uns Sirtaki tanzen?

Nach 5 km die erste Getränkestation dort gab  es stilles Nero( der aufmerksame Leser weiß was das bedeutet ) . Kurz danach erster Kontakt zum internationalen Läuferklientel . Da gab es nämlich eine Truppe von muskelbepackten Jünglingen , die aussahen wie der kleine Bruder von Ken ( für alle die keine Tochter haben , Ken ist der Macker von Barbie ) . Na ja und der Anführer dieser Truppe lief , als ob er Rasierklingen unter den Achseln hatte. Da diese Herrschaften anscheinend durch die lumpigen 42 km unterfordert schienen, legten sie nach jedem der 42 km-Hinweise 10 Liegestütze hin. Sogar der Pisa-stigmatisierte Gesamtschüler kommt dabei auf eine Summe von 420 Liegestützen. Ich möchte diesen Unsinn unkommentiert lassen.

Die Strecke war eintönig .Endlich eine Abwechselung, beim km-  6 das Marathon-Grab . Danach kilometerlang nichts als Gegend , Walachei ; aber darf sich jemand , der in Tunneln und Parkhäusern läuft über diese Strecke auslassen? Na klar ! Ich selbst hatte mich auf einen gemütlichen 6er Schnitt eingelaufen und mir dabei den Sponsornamen Sega, was soviel wie langsam bedeutetet als Motto genommen.

Bei km 10 kann man für eine Weile einen Blick aufs Meer erhaschen. Wo  blieb die Verpflegung? Insider wussten – dies ist ein Marathon für Asketen – oder Selbstverpfleger. Denn es gab aus dem besagten Nero nur noch eine eklige blaue Plöre , die mich an das Frostschutzmittel für den Scheibenwischer erinnerte . Die Strecke blieb eintönig und führte durch Gewerbegebiete mit Autohäusern, Baumärkten , ein paar kleinere Orte wie

Rafina , Mati waren ganz o.k. . Hier standen auch ein paar handverlesene Zuschauer.

Ab km 12 ging es allmählich bergauf . Metanoite  hatte jemand an eine Wand gesprayt , was soviel heißt wie : ändere deinen Sinn – kehr um ! Umkehren? Gibts nicht ! Anstatt dessen poly sega =  viel langsam : 6.30er bis 7er Schnitt . Dem Zeus Sei Dank bis zum Halbmarathon war es meist bewölkt . Danach wurde es wärmer . Alles in allem 12 bis 18 Grad und Rückenwind waren gute Rahmenbedingungen fürs Laufen.

Leider ging es immer noch bergauf. Dieser Trend hielt dann bis km 32 an . Die Laufstrecke bekam dadurch etwas zermürbendes. Angeblich soll es ja ein Mythos sein , hier zu laufen . Ich habe diesen Mythos auch kennen lernen dürfen , und zwar in Form einer Reklamewand für Mythos ein schales griechisches Gerstengesöff .

Nach einem letzten Hügelchen ging es dann 10 km abwärts nach Downtown Athens . Auf der entgegenkommenden  Fahrspur nahm der Autoverkehr nun erheblich zu .Hust , röchel .  In den Querstraßen hupten die , wegen des Marathons in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten griechischen Sonntagsfahrer, nicht aus Begeisterung für die Marathonis , sondern weil sie warten mussten. Die Gegend wurde jetzt abwechselungsreicher: rechts ein Knast, eine Kaserne , die US Botschaft und noch einmal Autohäuser und Baumärkte . Zickzack um 1,2,3  Ecken und schon lief man ins Panathinaikos Stadion , wo wir von jubelnden Fans beklatscht wurden . Medaille umgehängt und das anonyme Marathondiploma in Empfang genommen, freute ich mich meine Frau , die ihre 10 km auch gut hinter sich gebracht hatte in die Arme zu schliessen.

 

Fazit : Ein Marathon der durch sein Höhenprofil interessant wird. Leider keine Strecken –oder Zielverpflegung. Vorbildliche ärztliche Betreuung alle 2,5 km Wasserstellen . Allerdings bekommt man Wasserflaschen , in meinen Augen eine Verschwendung , da die meisten noch nicht einmal zur Hälfte leer getrunken wurden. Transfer von Athen nach Marathon perfekt.

 

Vom 100 Marathon Club wurden gesichtet :

 

 Platz 313  GRIMPE LUHMANN  NIELS     3:22:16 h ( Netto )

Gratulation zur persönlichen Bestzeit !

 

Platz 1906  DR HENNE HANS ALBERT      4:33:17 h (Netto und poly sega )

 

Kalimerassas ! Abbi
« zurück

Möchtest Du einen Kommentar zu diesem Beitrag schreiben?
Dann logge Dich bitte links in der Navigation ein!