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Mittwoch, 24.09.2008 | von: af

24 Std. Bernau (13./14.09.2008)

Heinz-Helmuth Kohl in seinem Element!

Da mir der 24 Stundenlauf von Delmenhorst so gut gefallen hat entschloss ich mich noch einmal nachzulegen. Außerdem sagte ich mir auf „einem Bein“ steht man auf lange Zeit so schlecht und so meldete ich mich zu meinem  2ten 24er Lauf in Bernau bei Berlin an.

 

Nun sind Bernau ja von Drochtersen-Assel immerhin 370 km und so ließ ich mich auf meiner Arbeit im Hamburger Hafen auf die erste Schicht umsetzen. Da ich bereits um 14.30 Uhr Feierabend hatte, war ich dann auch rechtzeitig ohne Stress so gegen 17.30 Uhr in Bernau.

 

Der Veranstalter war schon im Stadtpark vor Ort und war schön heftig mit den Aufbau=

arbeiten beschäftigt. Bezüglich meines Stellplatz für den PKW sowie meinen Zeltplatz hatte ich eine große Auswahl da ich relativ früh vor Ort war. Zu meiner Freude fand ich  noch ein

schönes kleines Thailändisches Restaurant indem ich noch ein schönes Nudelgericht bekam.

Nachdem ich dann ausgiebig für den nächsten Tag geschlafen hatte, ging ich zum Frühstück in eine Bäckerei und kaufte auch noch einige Sachen zum Essen auch für den Lauf.

Mein Auto und mein Zelt hatte ich direkt an der Strecke platziert und dies war auch eine gute Idee wie sich beim Lauf später herausstellte. Meine Startunterlagen holte ich nach dem Frühstück ab und hatte die Startnummer 17. Daraufhin rief ich meine jüngste Tochter Jasmin an und teilte ihr dies mit dass ich ihr den Lauf Heute widmen werde das sie ja auch 17 Jahre alt ist zur Zeit.

 

Da vor unserem Hauptlauf dem 24er noch ein paar kleinere Laufveranstaltungen durchgeführt wurden, hatte ich noch etwas Zeit und sah mich noch etwas in der Gegend um. So stieß ich auf einen Bioladen und fand dort ein mir noch nicht bekanntes Bio-Massage-Öl. Es war nicht ganz billig, jedoch entschloss ich mich es doch einmal auszuprobieren und zu testen.

 

Außerdem ging ich dann einmal unsere Laufstrecke ab die ja nun für die nächsten 24 Stunden mein „zu Hause“ sein sollte. Beim „abtasten“ der Laufstrecke hatte ich die Idee Lothar Gehrke den Veranstalter vom MC100 der Öjendorfer Marathons kurz anzurufen. Lothar freute sich offensichtlich und gab mir noch ein paar nützliche Tip`s zum Lauf, sowie einige Motivationsspritzen.

 

Nun rückte der Uhrzeiger unaufhaltsam auf 14.00 Uhr unseren Start.

Nun soll man ja nicht sagen ein Lauf ist wie der andere. Schon nach einer Runde war mir klar, diese Strecke ist doch etwas anspruchsvoller wie die in Delmenhorst. Die 7m Höhen unterschiede die man dann jede Runde zu bewältigen hat kommen bei dieser so in der Hälfte mit 2 hintereinander folgenden Steigungen zum Vorschein. Also hieß es von Anfang an die Sache locker angehen lassen und gut einteilen.

 

Als einzigen Bekannten traf ich Heike Pawzik mit der ich auch schon in Ellerdorf beim 6 Stundenlauf zusammen lief. Nachdem ich mich ihr dann vorstellte und sie sich auch an mich erinnern konnte hatte ich zumindest einen Bekannten mit auf der Strecke. Heike unterließ es nicht mich immer wenn sie an mir vorbeizog mit einem kurzen Hei oder Hallo zu bedenken. Das war immer ein schöne Geste, so hatte ich das Gefühl nicht so ganz alleine hier zu laufen. Dafür nachträglich ein Merci an Heike. Nach vorgerückten Stunden wurde aus den kleinen verbalen Grüßen ein kurzer Wink mit dem Finger oder auch mit der Hand, auch nett!

 

In den Lauf kam ich relativ gut hinein. Jedoch hatte ich in der rechten Pobacke doch etwas Schmerzen. Das ging so bis km 25-30 und bange Gedanken kamen auf in Erinnerung

3 Wochen vorher bei meinen Trainingsrunden. Hatte ich doch nach km 17 km im linken Oberschenkel plötzlich so starke Schmerzen, dass ich den Lauf beenden musste. Mein Arzt riet mir eine Woche zu pausieren und hatte dann nichts dagegen dass ich in Öjendorf den Mara. dann lief. Mit dem Veranstalter Lothar Gehrke hatte ich vereinbart, dass wenn nichts mehr geht ich beim Halben aussteigen würde. Genau bis zum Halben hatte ich auch Schmerzen die aber nicht allzu stark waren. Exakt nach 22 km waren diese Schmerzen aber plötzlich weg und ich konnte locker weiterlaufen. Am nächsten Morgen hatte ich den ganzen linken Oberschenkel in der Innenseite Schwarz und Blau, jedoch keinerlei Schmerzen.

Diese Gedanken begleiteten mich dann doch schon einige Runden. Hoffentlich wird das nicht schlimmer und ich muss hier schon am Anfang aussteigen. Wenn ich ging wurden die Schmerzen richtig stark. Wenn ich lief wurde es weniger! Also sagte ich mir nun darfst du nicht mehr gehen Herr Kohl, es wird jetzt nur noch gelaufen. Das half dann tatsächlich irgendwie und auf einmal waren die Schmerzen ganz weg.

Der Verpflegungsstand war ja gegenüber Delmenhorst recht dürftig. Nur eine ältere Dame war damit beschäftigt uns mit Nahrung und Getränke zu versorgen. Offensichtlich war sie auch etwas überfordert und war auch etwas mürrisch. Dies ist allerdings nichts für eine empfindliche Läuferseele bei so einer Ultra-Veranstaltung.

Wenn ich da an Öjendorf denke an die liebe Rita......nur vom Feinsten!!, - muss ich bald wieder hin!

 

Gegen 22.00 Uhr wurde es doch schon recht kühl ja schon fast kalt. So beschoss ich meine Oberbekleidung ganz zu wechseln und wollte eigentlich mit einer kurzen Hose weiterlaufen.

Beim Umziehen bekam ich dann doch einen richtig starken Schüttelfrost und so entschloss ich mich dann doch eine lange Laufhose anzuziehen. Außerdem sagte ich mir jetzt gibt es nur eines wieder Laufen um warm zu werden. Nach ca. 500m war ich wieder auf Betriebstemperatur und ich war wieder gut im Lauf. In der 50sten Runde im „Berg“ wurde ich dann von einer netten Läuferin angesprochen und gefragt: „Hallo bist du der vom 100MC der den Bericht von Delmenhorst geschrieben hat?“ Ja sagte ich das stimmt, allerdings im 100MC bin ich noch kein Mitglied aber sehr oft laufe ich mit denen zusammen. Als ich dann auf ihre Startnummer sah, dachte ich das muss Silke Stutzke sein. Woher sie mich aber erkannte war mir zunächst noch ein Rätsel.

 

Mir war ein netter begeisterter jüngerer Mann aufgefallen, der an der Strecke stand oder auch mal saß, ja sogar ab und zu schlief dick in eine Decke gehüllt. Er lobte uns immer wieder klatschte und rief ermunterte Worte den Ultras zu. Meine späteren Recherchen ergaben dann, dass es sich um das DUV Mitglied Carsten Bölke handelte. Carsten kannte meinen Bericht von Delmenhorst, informiert durch Wolfgang Olbrich, und so wusste auch Silke Stutzke wer da lief mit der Number 17.      Also war ich enttarnt!

 

An Getränken hatte ich vorgesorgt mit einem selbstgemixten Isogetränk das ich immer bei mir hatte und auch an meinem Wagen auftankte. Außerdem tat mir der warme Tee gut. Die heiße Brühe trank ich freiwillig nur einmal, war doch sehr salzig. Beim 2 Male hatte ich mich vergriffen, habe es aber überlebt. Feste Nahrung nahm ich nur meine Käsebrote, Äpfel und Weintrauben sowie Studentenfutter mit Rosinen zu mir. Das funktionierte wunderbar und ich ließ mich beim Essen immer so weit gehen bis ich wirklich Hunger hatte. In der Nacht wurde  dann die ältere Dame von einer sehr netten Blondine abgelöst und vertreten. Da war ich dann wieder etwas mehr motiviert an der Verpflegung anzuhalten auch für ein kleines Schwätzchen,  ja,  ja!

 

Eigentlich wollte ich ja durchlaufen und aufkommende Müdigkeit einfach übergehen und ignorieren. Dies ist jedoch leichter gesagt wie getan. Außerdem sagte ich mir komm Herr Kohl übertreibe nicht beim 2. Male und mach mal eine Pause. Da meine Laufsachen kaum nass waren zog ich lediglich die Schuhe aus und legte mich hin. Zwar hatte ich 2 paar Laufschuhen mit, jedoch dachte ich mir warum soll ich Schuhe und Socken wechseln wenn alles gut läuft!

In Delmenhorst hatte mir eine nette Ultra erklärt, wenn ich eine Pause machen wolle, so soll ich mich mindestens 2 Stunden hinlegen oder gar nicht, 30 Minuten ist Gift sagte sie dann hat der Körper sich aufs Herunterfahren eingestellt, du fängst dann wieder an und Dein Körper spielt verrückt.  Also stellte ich meine Wecker zunächst auf 2 , später auf 3 Stunden Ruhe. Dies war so um 03.00 Uhr.

Nun gab es ein Problem!

Mein Kopf wollte zwar weiterlaufen und weigerte sich einzuschlafen. Dies wurde dann auch noch unterstützt durch die Nähe an der Laufstrecke wodurch ich jeden Läufer hören konnte.

Mein Beine waren happy und wollten nun relaxen. Irgendwann hat dann auch mein Kopf begriffen, dass nun erst einmal Ruhe angesagt war und ich tatsächlich eingeschlafen bin.

 

Gegen 05:38Uhr wurde ich wach und dachte schon ich hätte verpennt. Mit gemischten Gefühlen dachte ich nun schon ans Aufstehen. In Erinnerung an Delmenhorst war ich da schon auf tierische Schmerzen in meinen Beinen eingestellt. Nun hatte ich vor dem Lauf und beim Umziehen meiner Laufbekleidung jeweils meine Beine mit dem neuen Öl eingerieben und einmassiert. Umso mehr war ich verwundert als ich dann auf meinen Beinen stand und keinerlei Schmerz verspürte. Ja es war mir gar nicht klar dass ich schon fast 80 km gelaufen war mit diesen Beinen. Da ich ja nur diese Beine habe muss ja nun irgendetwas geschehen sein das ich so gut drauf war nach dem Schlaf. Nach einer ausgiebigen Toilette, hat alles noch funktioniert wie zu Hause, habe ich erst einmal gefrühstückt. 1 schönes Käsebrot und eine Falsche Erdinger Alkoholfrei und der Tag/Lauf  konnte weitergehen/laufen. Einem Zeltnachbarn von einer Berliner Laufgruppe fielen bald die Augen aus dem Kopf als er mich Morgens um 06.00 Uhr da sitzen sah mit einer Falsche Bier. Meinte er Hey machste  jetzte Schluss?? . Wieso das denn, jetzt geht es erst richtig los meine Antwort.

Bei meinen ersten Schritten dachte ich sofort an die nette Ultra von Delmenhorst. Wie Recht sie doch hatte mit dem Regenerationsschlaf. Mir war gar nicht bewusst dass ich schon fast 80 km gelaufen war. Beim ersten passieren am Verpflegungsstand nahm ich mir dann in aller Ruhe einen schönen Kaffe mit Milch und Zucker, - wie sich das gehört!  Mittlerweile war auch wieder die ältere Dame am Verpflegungstand. Offensichtlich hatte sie gut geschlafen, denn sie sah irgendwie heute Morgen besser aus. Als ich ihr dann noch klar machte, dass sie eigentlich hier die wichtigste Person sei, sozusagen die Mutter der Kompanie war das Eis total gebrochen und sie war dann auch richtig fürsorglich und nett.           

Bis auf die anfänglichen Schmerzen in meiner Pobacke hatte ich erstaunlicher Weise keinerlei Probleme. 

Bemerkenswert war schon der Lauf von Daniela Dilling. Während fast alle sich über Nacht etwas Wärmeres anzogen, lief sie unbeirrt in ihrem Dress kurze Hose und Tshirt den ganzen Lauf. Auch konnte ich sie meterweit von hinten schon kommen hören an ihrem Auftritt.

Heike Pawzik dagegen „schlich“ sich immer so heran wie ein Panther und war plötzlich neben mir. Auch habe ich Daniela Dilling nicht einmal gehen sehen, selbst bei den Steigungen nicht.

Mittlerweile so gegen Mittag waren doch schon etliche ganz schön geschafft und ich war froh über die Entscheidung ein wenig zu schlafen. So in den letzten Zügen meinte ein Mitvierziger zu mir ganz verzweifelt, wieso ich denn immer noch am laufen wäre!. Ich muss nun alle 5 Minuten gehen und du läufst hier an mir vorbei wieso ein Uhrwerk. Wirklich gegangen bin ich bin ich nicht eine Runde, jedoch die Steigungen bin ich dann auch ab so km 80 immer gegangen. Dann wieder nach dem Motto: Wo kein Schnee ist darf gelaufen werden!

Nun ging die Rechnerei los! Schaffe ich noch die 78 Runden, das wären dann exakt

3 Marathons an einem Tag! Helmuth Kohl läuft 3 Marathons an einem Tag. Das hätte mir mal einer vor 3 Jahren erzählen sollen. Den hätte ich glatt für bekloppt erklärt!!

Aber so habe ich mich dann mit 75 Runden  121,698 km „begnügt“. Die Erkenntnis nicht kaputt zu sein und weiter laufen zu können in diesem Tempo hat mich dann doch überrascht.

Ebenso dann rückblickend festzustellen, dass man nichts falsch gemacht hat, alles mit einem Paar Laufschuhen noch nicht einmal eine Blase, da kommt Freude auf.

Nach 121,698 km noch einen kleinen Spurt hinzulegen und vom Veranstalter mit den Worten vor dem Publikum empfangen zu werden: Hier kommt Heinz Helmuth Kohl Von DUV und Team Erdinger mit einer Leistung von 121 km und immerhin AK 60 das macht Spaß!

 

Überhaupt ist dies echt für schon verblüffend mit der Zahl 121.

Eines meiner Motorräder hatte einmal die Nummer STD-K 121

In Antalya im März dieses Jahres als ich mit Sigrid  Eichner den Marathon lief die Startnummer 121. Jetzt in Bernau 121 km ist doch schon lustig.

  

Dann in der Gesamtwertung von 41 Teilnehmern auf Platz 25

 

Von 31 Männern auf Platz 18

 

Das alles nach 5 Jahren und 43 Marathon/Ultras und 2  24 Stundenläufe innerhalb von

nur 10 Wochen, ohne Verletzung – da kann man doch nicht meckern! . ODER??

   

Also bleibt letztlich nur die Frage wo ist der nächste 24er??!!

   

Heinz Helmuth Kohl    


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3 Kommentare

Seite 1 von 1 1

Nr. 1   Silke schrieb am 24.09.2008 - 10:14 email

Lieber Heinz-Helmuth,

 

ja, das hast Du großartig hingekriegt auf dieser schweren Bernauer Strecke. War erfreut, Dich kennengelernt zu haben. Wir treffen uns sicher bald wieder auf irgendeiner Strecke. Herzliche Grüße auch an Deine jüngste Tochter, die sicher stolz darauf ist, dass der ihr gewidmete Lauf so erfolgreich war.

Herzliche Grüße

Silke

Nr. 2   christel schrieb am 24.09.2008 - 16:43 email

Lieber Helmuth , meinen herzlichen Glückwunsch zu Deiner 121km Leistung in Bernau und weiterhin Gesundheit damit wir mal wieder gemeinsam einen 24er laufen können !

Es grüßt Christel

Nr. 3   Claudi schrieb am 26.09.2008 - 12:52 email

... und da soll noch einer sagen:

"Alt-Bundeskanzler"!

Super, Helmuth, und viel Spaß bei Deinem "Lauf-Honeymoon" in America!

Viele Grüße aus Kaki

Claudia