Sonntag, 17.08.2008 | von: ms

24-Stunden-DM 2008, Berlin - Bericht von Harald Petersen

24-h-Lauf , Berlin-Weißensee, 12./13.07.2008

Es gibt nur eine vollkommene Straße und diese Straße liegt vor dir, immer vor dir.

von Sri Chinmoy, dem indischen, spirituellen Lehrer und begeisterten und überzeugten Läufer.
Das Sri Chinmoy Marathon Team, Organisator des 24h-Laufes in Berlin, organisiert weltweit ca. 600 sportliche Veranstaltungen im Jahr auf hohem Niveau.


So fing bei mir die vollkommene, lange Straße mit dem 1. Marathon nach 3 Monaten Klausdorfer Lauftraining beim letzten Divi-Marathon, LTV Kiel-Ost, rund um Real in Raisdorf, in 4:17:27 an, obwohl ich bis dahin glaubte, keine langen Strecken laufen zu können. Nach nur 2 ½  Jahren und der gleichzeitigen Mitgliedschaft beim LTV Kiel-Ost schaffte ich den 1. 100km-Lauf in Neuwittenbeck am 23.10.95 in 10:41 Stunden. Es folgten Jahre mit immer mehr Marathon pro Jahr in der ganzen Welt, für 2 Jahre ein Schnuppern in die Triathlon- und Radfahrszene mit unter anderem 2 Langtriathlon und einem 400 km Radrennen und dem Erwerb der goldenen Triathlon-Nadel 2000. Aber auch mit vielen Verletzungen und 2 Meniskusoperationen, die immer schnell überwunden wurden. So sammelte ich 267 Marathon und Ultras, um jetzt beim 268. das 2. Mal im 24h-Lauf zu gewinnen.

Den 1. DM Titel 2004 erarbeitete ich mir beim 24h-Lauf in HH-Neugraben mit 190,23km.

Seit 2005 wollte ich dieses immer mal wiederholen, war aber innerlich nicht bereit dafür.
Auch Anfang dieses Jahres hatte ich wieder diese Überlegungen, viele km und Marathon, 100km und dann 24h-Lauf.

Für den 100km Lauf war ich aber nicht bereit, also habe ich mir eine andere Strategie erdacht, wie es noch klappen könnte und der Körper merkt, es soll etwas größeres geschehen.
Viele Wochen mit mehr als 100km und Kombinationen, wie 10km Wettkampf schnell und dann 2 Marathon in Folge oder 60km langsam und am Folgetag schnelle 11km Wettkampf. Die letzten 2 Trainingswochen, Marathon in 4-Jahresbestzeit und als letztes einen Marathon in 7:26 über sehr schwieriges Gelände, als Gruppenlauf extrem langsam.

Immer in dem Bewusstsein:
Der Weg ist das Ziel und nichts dem Zufall überlassen!

Der 24h-Lauf in Berlin-Weißensee gestaltete sich als überschaubare, kleine und gut organisierte Veranstaltung auf dem 1,025km langen Rundkurs.
Die holperige Strecke neigte allerdings, besonders nachts, zu Stürzen, aber das Wetter und die Organisation mit Verpflegung und Rundenzählung war hervorragend. Unseren Pavillon für die Eigenversorgung hatten wir günstig neben der Laufstrecke aufgestellt.

So lief ich Runde für Runde, ohne jegliche Pausen, außer Schuhwechsel, festes Essen ( im Gehen ) und WC.
Die Schuhe hatte ich mit Hilfe der Fa. Kriwat so gut präpariert, dass ich weich und gelenkschonend laufen konnte.

Unterstützt wurde ich von meinem LTV Kiel-Ost Laufkollegen, Lothar Hintze, der mich zusätzlich gut versorgte und die Konkurrenz überwachte.
Das war auch sehr wichtig, denn nach 19 Stunden, ich hatte zwar etwa 10km Vorsprung vor dem 2., ging der Kampf erst richtig los, ein wahrer Krimi.
Ich dachte nur mit sehr schmerzenden Oberschenkeln, jetzt noch 5 Stunden kämpfen!
Wie soll das gehen?
Mein Hauptgegner schien erst jetzt seine Lage zu bemerken und verschärfte das Tempo so, dass ich den Vorsprung nicht halten konnte und in kurzer Zeit 5km abgab.

Durch das schnellere Tempo wurde meine Muskulatur sauer und es ging nicht mehr viel. Ich rechnete hoch und musste damit rechnen, dass er mich in 1 ½  Stunden eingeholt hat.

Aber bei ihm funktionierte es genauso. Er konnte das „hohe“ Tempo, bis 5 Minuten pro Kilometer, auch nicht ewig halten, so dass wir die nächste Zeit etwa gleich schnell liefen, bis er einsah, dass er es in der Restzeit nicht mehr schaffen kann.
Ich lief, so gut ich noch konnte bis zur letzten Sekunde und siegte  mit 196,4km, etwa 8km vor dem 2. in der SM2 (60-69 Jahre) und wurde Deutscher Meister in der M65 (65-69).
Damit wurde ich nach Sri  Chinmoy  dreifacher Gewinner.
                „Es gibt nur drei Gewinner:
                Denjenigen, der sich selbst herausfordert,
                denjenigen, der als erster die Ziellinie überquert,
                und denjenigen, der das Rennen zu Ende läuft.“



Auf dem Siegertreppchen stehe ich ganz oben!











Harald Petersen

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