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Mittwoch, 11.12.2013 | von: ms

Rainer Scherer wird 70

Eine Laudatio


Jubilar Rainer trifft seinen Laudator (re) bei einem Eishockeyspiel in Hamburg.


Es ist jetzt fast 16 Jahre her, dass ich aus beruflichen Gründen nach München umgezogen bin. Nachdem ich mich in der bayerischen Metropole etwas eingelebt hatte, suchte ich nach einem Laufsportverein und stieß auf den München Road Runners Club. Rainer war damals 54 Jahre alt und erster Vorsitzender des MRRC. Der Verein nannte das damals unbescheiden „Präsident“. Dieser Begriff passt zur laufsportlichen Vormachtstellung des Clubs in Stadt und Region. Aber er passt nur wenig zu Rainer. Denn Rainer ist viel zu bodenständig, als dass es ihm umsolche Titel gehen würde. Es war und ist sein Anliegen, den Verein voranzubringen, der seinen geliebten Lauf- und Triathlonsport in der bayerischen Metropole kultiviert wie kein anderer. Nach der Übergabe des Vorsitzes in andere Hände wählten wir Rainer 2002 postwendend zum Ehrenpräsident des MRRC, um seine Verdienste um den Club zu würdigen. Und irgendwie passt es zu Rainer, dass er als Ehrenpräsident einige Jahre später noch einmal im Vorstand des Vereins „Sportlicher Leiter Laufen“ wurde und es bis dieses Jahr geblieben ist.

Ein kleiner Ausschnitt aus seinem ehrenamtlichen Wirken war es, in der Vor-Internet-Zeit (jedenfalls für die meisten unter uns fällt das Jahr 1998 noch in diese Zeit) sich um die neuen Mitglieder zu kümmern, während viele andere Vereinsmitglieder lieber unter sich blieben. So bin ich im Sommer wie im Winter viele Trainingskilometer in seiner Gruppe gelaufen. Und auch im Wettkampf lagen wir – ich möchte fast sagen damals wie heute – vom Tempo her kaum auseinander.

Rainer ist ein Multitalent. Er kann nicht nur Laufen, Schwimmen und Radfahren, einen Verein führen und Läufe organisieren. Er war früher auch ein sehr erfolgreicher Rallye-Fahrer. Und das Automobil wurde auch zur Grundlage seines beruflichen Wirkens. ASS (AutoService Scherer) wurde in München zu einer ganz wichtigen Adresse, wenn es um die technische und optische Optimierung von Kraftfahrzeugen ging. Seinerzeit war ich ganz oft in den damaligen Räumen in der Friedenstraße hinter dem Ostbahnhof. Denn dort bei ASS war auch eine Art Hauptquartier des MRRC. Es gab immer frischen Kaffee, die neuesten Club-Klamotten und irgendjemand aus dem Verein – neben Rainer – war eigentlich immer für einen Plausch vor Ort. Für mich eine kleine Oase in einer zunächst fremden Stadt.

Es kamen das Internet, die MRRC-Webseite und auch ein paar Artikel von mir. Es blieb wie zuvor der liebenswerte Mensch Rainer Scherer, dem fast kein Problem die Gelassenheit nehmen konnte. Und Probleme gab es immer wieder. Mit zunehmender Kilometerleistung (im Auto, im Wasser, auf dem Rad und natürlich laufend) kamen – und gingen – verschiedene Sportverletzungen. Sie alle konnten Rainer aber nicht daran hindern, sich weitere sportliche Ziele zu setzen und diese auch zu verwirklichen. Lange lief er die Marathons noch klar unter vier Stunden.

Auch nachdem ich München aus den gleichen beruflichen Gründen, die mich in die Stadt geführt haben, wieder verlassen hatte, habe ich den Kontakt zu Rainer nie ganz verloren. Er blieb z. B. über all die Jahre mein zuverlässigster Geburtstagsgratulant. Eines Tages meldete sich Rainer aber in anderer Sache bei mir. Sein 100. Marathon stand vor der Tür, der Clubeintritt war organisiert, aber die Vielfalt der MRRC-Klamotten enthielt natürlich kein repräsentatives Trikot für den 100. Marathon. So packte ich mein gelbes Shirt in ein Paket und schickte es ab nach München. Während ich selbst die lange Reise zum München-Marathon 2010 aus irgendwelchen Gründen nicht angetreten habe, lief wenigstens mein Trikot mit Rainer seinen 100. Marathon. Und er war willkommen im Club (Mitglied Nr. 298). Nun war ich also nach meinem der örtlichen Entfernung geschuldeten Austritt aus dem MRRC wieder in einem Club mit Rainer. Nebenbei sei angemerkt, dass unser leider verstorbener, aber immer noch weithin bekannter Sportfreund Alfred „Tarzan“ Pohlan im MRRC ebenso seinen Heimatverein hatte.

Bei so viel Dynamik stellt sich natürlich die Frage, ob Rainer auch mal still stehen kann. Jein. Rainer ist Fan des dynamischsten Mannschaftssports der Welt – Eishockey. Ob der Club der Bayerischen Hauptstadt Barons oder EHC heißt, in der DEL oder insolvenz-zwangsabgestiegen woanders spielt, ist dabei fast egal. Rainer ist immer dabei. Still genug, um nicht selbst Schlittschuhe und Schläger zu nehmen, aber immer voller Emotion dabei. So begab es sich vor kurzem, dass er seinem EHC nach Hamburg gefolgt ist, wo dieser bei den Freezers spielte. Direkt gegenüber der einen Arena im Volkspark ist die andere. So konnten sich RMMF zwischen Eishockey und Fußball treffen.

Rainer hat sich in all den Jahren kaum verändert. Er sieht immer noch aus wie Mitte 50, hat immer noch irgendeine Verletzung dabei, die ihn etwas ausbremst, aber nicht stoppt. Und er hat immer noch diese Gelassenheit, mit dem ganz eigenen Charme eines gebürtigen Österreichers, der mehrere Jahrzehnte in München gelebt hat. Wenn man in alte Ergebnislisten schaut, dann steht bei Rainer tatsächlich schon damals Jahrgang 1943. Also stimmt es, du wirst dieses Jahr tatsächlich 70 Jahre alt. Unglaublich, aber wahr.

Lieber Rainer, herzlichen Glückwunsch! Bis zum nächsten Startschuss – oder zum nächsten Bully!

Dein Frank


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