Werner Sonntag ist tot

Unser Gründungs- und erstes Ehrenmitglied Werner Sonntag ist am vergangenen Sonntag im Alter von 95 Jahren verstorben.

Werner hat sich wie kaum ein anderer um den Laufsport auf den langen Strecken verdient gemacht. Wer kennt nicht seine Bücher und andere Publikationen, mit denen uns Werner die Faszination unseres Hobbys nähergebracht hat.

Ich weiß nicht mehr, wann genau ich Werner persönlich kennengelernt habe, nachweislich und spätestens aber auf der 100 MC Mitgliederversammlung im April 2001 am Vorabend des Bonn Marathons. Nur acht der zu diesem Zeitpunkt 86 Clubmitglieder nahmen damals teil, die Hälfte davon übrigens Gründungsmitglieder. Am nächsten Morgen trafen wir uns am Start und sprachen über dies und das.

Ob vorher oder nachher, oft sind wir uns begegnet, meist flüchtig, aber Werner war auch ein Vorbild und ich fand es toll, so jemanden in unserem Verein zu haben.

Werner wurde 1926 in Görlitz geboren und fand sein späteres zuhause in Ostfildern nahe bei Stuttgart. Für mich quasi ein Katzensprung, um ihn vor fünf Jahren kurz vor seinem 90. Geburtstag zu besuchen. Werner hatte allerhand vorbereitet, viel erzählt und mir reichlich Material seiner sportlichen Erfolge mitgegeben. Ich hatte im Clubheft und auf unserer Webseite anlässlich seines runden Geburtstags darüber berichtet.

Dieses Jahr stand Werners 95. Geburtstag an. In diesem fortgeschrittenen Alter ist solch eine stolze Zahl auch einer Würdigung wert, aber es sollte diesmal etwas anderes als „nur“ ein Besuch sein.

Da Dank Corona immer mehr kleine Läufe geboren wurden, kam ich auf die Idee, einen „Werner Sonntag Geburtstagsmarathon“ zu organisieren und Werner mit in die Veranstaltung einzubeziehen. Klar, es würde nur ein kleines Starterfeld geben können, aber die Laufstrecke sollte am Haus, in dem Werner mit seiner Ehefrau lebt, vorbeiführen und so hätten die Teilnehmenden Werner kurz im Vorbeilaufen grüßen können oder wir wären gemeinsam dort gestartet.
Werner fand diese Idee sehr gut, war aber auch überrascht, welchen Aufwand wir treiben, extra ihm zu Ehren einen Marathon zu vermessen. Bei einem kurzen Besuch übergab ich Werner den Streckenplan.

Doch dann schlug das Schicksal erbarmungslos zu. Völlig unerwartet verstarb Werners Ehefrau nur drei Tage später an einem plötzlichen Herztod. Dieses tragische Ereignis hat Werner aus der Bahn geworfen. Aus dem Geburtstagsmarathon wurde nichts und nach einer Feier seines 95. Geburtstags war Werner verständlicher Weise nicht zu Mute, trug er doch am Folgetag seine Frau zu Grabe.

Von einem Krankenhausaufenthalt hat sich Werner nicht mehr erholt. Für ihn war die Zeit gekommen, zu gehen. Am 24.10. ist Werner an einem Sonntag verstorben.
Werner, wir sind sehr traurig, werden Dich aber nie vergessen. 

(Das Foto habe ich bei meinem Besuch im Juni aufgenommen)

Michael Weber