Der Hong Kong Marathon war innerhalb von 2 Wochen ausgebucht. Diesen konnte ich zu dieser Zeit leider nicht in meine Planungen aufnehmen. Da ich Läufe bei entsprechend hohen Temperaturen mag suchte ich mir also einen anderen Marathon und in Singapore hatte ich Glück da ich mich dort noch zu einem Preis von umgerechnet 83,-- € anmelden konnte. Das beispielsweise im Vergleich zum Marathon in Taiwan oder Seoul hohe Startgeld sollte sich aber als gute Investition erweisen.

Was assoziierte ich vor meiner Reise mit dem Stadtstaate Singapore? Ich belaß mich dazu: 2015 - in Singapore das Jahr des 50-jährigen Bestehens der Unabhängigkeit. 5,5 Millionen Einwohner, die sich aus 76,8 Prozent Chinesen, 13,8 Prozent Malaien, 7,9 Prozent Inder und 1,4 Prozent anderer Herkunft zusammensetzen. 2,8 Prozent der 5.5 Millionen sind Einwohner mit einem Nettovermögen von über einer Millionen US-Dollar, also 154.000 mit steigender Tendenz. Viel laß ich über strenge Regeln und rigorose Strafen.

Es ist für mich immer wieder interessant zu vergleichen, mit welcher Erwartungs- oder Vorurteilshaltung ich andere Länder besuche und was am Ende, zumindest was nach 5 Tagen Aufenthalt so mitzuteilen ist, mein Resumee ist. Von Bekannten wusste ich schon, dass der Flughafen in Singapore sehr angenehm sein sollte. Dies bestätigte sich. Ähnlich wie in Hong Kong war also der erste Eindruck sehr einladend. Nachts um 01:00 Uhr gab es auch noch einen Bustransfer, welcher die Reisenden zum Einheitspreis von ca. 15,-- € an den unterschiedlichen Hotels absetzte. Das Hotel, welches ich vorher für diese Tage für insgesamt 258,-- € gebucht hatte, wurde nach einer Stunde erreicht.

Singapore ligt nur ca. 136 Kilometer vom Äquator entfernt. Daher war mit einer höheren Temperatur zu rechnen, allerdings noch lange nicht so warm wie beim Lapu-Lapu-Marathon auf den Philippinen drei Wochen vorher. Das Hotelzimmer verfügte demnach auch über eine Klimaanlage, welche zum Glück nicht direkt über dem Bett angebracht war. Denn, so meine Erfahrung, hätte sich schnell eine Erkältung daraus ergeben können.
Am nächsten Morgen hatte ich mir erst einmal einen Überblick verschafft. Hilfreiche Hinweise erhielt ich bei der Rezeption. Gleich neben dem Hotel war eine Bushaltestelle. Mit dem Bus fuhr ich zur nächsten SMRT-Station (Singapore Mass Rapid Transit), vergleichbar mit einer S-Bahn. Dort kaufte ich ein Drei-Tages-Ticket, eine elektronische Karte für 45 Singapore Dollar, also umgerechnet 30,-- €. Von dort ging es zur Bahnstation welche 250 Meter zur Messehalle, in welcher die Startunterlagen abzuholen waren, lag. Gleich bei Betreten der Halle bemerkte ich, dass der Veranstalter viele Lotsen, welche mir sofort den richtigen Weg zeigten, aufbot. Auf der Messe waren viele Verkaufsstände als auch Aussteller unterschiedlicher Marathonläufe (z.B. China, Australien, Südkorea, Thailand) sowie von Marathonreiseveranstaltern. Mit den Startunterlagen im Gepäck fuhr ich am Freitag und am Samstag unterschiedliche Stationen ab. In Singapore ist es möglich, in einer Stadt sozusagen verschiedene Länder an einem Tag zu besichtigen. Darauf weisen schon die Haltestellen wie „Chinatown“ und „Little India“ hin. In der Bahn ware Schilder zu sehen, dass das Essen und Trinken untersagt ist. Stattdessen vertiefte sich wohl mindestens jeder zweite Passagier in sein Smartphone welches er in seiner Hand hielt. Die Hilfsbereitschaft in der Stadt war groß. So kam es wiederholt vor, dass ich mit einem „Can I help you“ angesprochen wurde wenn ich etwas orientierungslos um mich schaute. Während meines Aufenthaltes sah ich gerade einmal 5 Polizisten in einer Gruppe.
Die Bevölkerung ist multiethnisch. Die Regierung in Singapore hat ein System entwickelt nach welchem in den jeweiligen Wohnbezirken immer einen gewissen Prozentsatz an Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religiösität leben muss.

Der Samstag stand voll zur Erkundung der Stadt zur Verfügung. Es war schwer eine Auswahl zu treffen und im Nachhinein muss ich feststellen, dass viele Attraktionen auch am nächsten Tag während des Marathons in unmittelbarer Nähe zu besichtigen waren.

Wer preiswert und gut mit möglichst viel Auswahl essen gehen möchte dem sei der Lau Pat Sat Festival Pavilon inmitten des Bankenviertels empfohlen.


Der Start erfolgte um 05:00 Uhr. Zum Start auf der weihnachtlich geschmückten und sehr hell beleuchteten Orchard Road ging es mit dem Taxi welches preiswert war. Die LäuferInnen versammelten sich in den Startblocks nach geplanter und vorher angegebener Zielzeit. Vor dem Start traf ich noch Onkel Chan, 86 Jahre alt, welcher dort seinen 101. Marathon absolvierte. Zuerst ging es einige Kilometer durch die Stadt und nach ca. 15 Kilometer bis zu einem Wendepunkt auf gut asphaltierten Wegen der Küste entlang. Dort waren auch viele Bäume die Schatten spendeten.

Getränkestellen gab es alle 3 Kilometer. Ab Kilometer 30, die Küste in Richtung Hochhäuser verlassend, wurde es noch einmal sehr abwechslungsreich. Der Singapore Flyer, das mit 165 Metern zweithöchste Riesenrad der Welt gelangte in Sicht. Die gesamte Skyline Singapores bei gutem Wetter, ein Fest der Sinne. Dann belief ich einen ca. 3 Kilometer langen Holzsteg. Dort stellte sich bei mir nach ca. 32 Kilometern das Gefühl ein, in einer Stadt gleich New York umrahmt von tropischer Flora zu sein.

Das imposante Marina Bay Sands, ein Hotel der Extraklasse, nähert sich. Dieses hat drei 55-stöckige Hoteltürme welche in einer Höhe von 191 Metern mit einem 340 Meter langen Dachgarten verbunden sind. Das Hotel gilt übrigens auch als die teuerste alleinstehende Kasinoanlage der Welt.

Insgesamt waren auf den drei angebotenen Distanzen 50.000 LäuferInnen, davon ca. 10.000 im Marathon, gestartet. Bei Kilometer 36 wurden dann die LäuferInnen der unterschiedlichen Distanzen zusammengeführt, so dass ich etwas erschöpft  sprichwörtlich „auf eine Wand“ von mehrheitlich gehenden Teilnehmern der kürzeren Strecken traf. Dies erschwerte mir dann doch etwas das konstante Tempo zu halten. Dennoch finishte ich in 3:55:37 h und kam mit dieser Zeit unter die ersten 5 Prozent aller LäuferInnen die den Marathon beendet haben.

Mein Fazit: Ein sehr schöner Marathon, sehr gut organisiert, ausreichend Getränkestellen (auch Gels und Bananen). Wenn man einen Marathon in einer Großstadt laufen und dabei auch tropische Impressionen haben möchte so ist der Singapore-Marathon auf alle Fälle ein lohnendes Ziel. In dieses kamen neben mir übrigens mehr als 50 Teilnehmer aus Deutschland.

Singapore Airlines wird ab Juli 2016 insgesamt 38 Direktflüge anbieten, zweimal täglich ab Frankfurt.