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Wegen des Terroranschlags vor 5 Jahren beim Boston-Marathon ist es seitdem aus Sicherheitsgründen nur noch erlaubt, vor dem Start seine Kleider in dem vorgeschriebenen durchsichtigen Plastik-Beutel abzugeben. Normalerweise kein Problem, jedoch wollte ich direkt nach dem Zieleinlauf wieder zurückfliegen, da ich nach einem Marathon im Flugzeug immer besonders gut schlafen kann. Ich hatte genügend Zeit einkalkuliert, jedoch 3 Tage vor dem Hin-Flug wurde meine Rückflugzeit auch noch vorverlegt, so dass mir damit keine Zeit mehr blieb, nach dem Lauf rechtzeitig mein Reisegepäck in meiner Unterkunft abzuholen. So konnte ich nicht mehr Gepäck mitnehmen, als in einen Kleiderbeutel passte. Ich nahm dann neben dem Waschbeutel und  Hotel-Stoff-Sandalen meine Laufkleidung in lang und in kurz mit, die ich dann alternativ auch als Schlafkleidung verwenden konnte. Da die Vorhersage sehr unstetes Wetter ankündete, nahm ich noch zusätzliche Wärmekleidung mit, die ich dann vor dem Start der Kleiderspende zugute kommen lassen wollte. Sogar meinen Laptop liess ich zu Hause, da dieser ein potentielles Explosionsgerät hätte sein können. So lernte ich, dass mein Handy, ein vollwertiger Ersatz sein sollte, auch die deutschen Fernsehnachrichten konnte ich sehen und hören und bei Langeweile sogar Solitär spielen. Bei meiner letzten Teilnahme in Boston, wobei ich den Rückflug auch  kurz nach dem Zieleinlauf geplant hatte, musste ich dann meinen Rucksack in einem Müllkontainer deponieren. Da aber der Marathon an einem Montag, dem Feiertag Patriots-Day stattfindet, war mit einer Leerung des Kontainers vor dem nächsten Tag nicht zu rechnen. Nur bei der Abholung nach dem Marathon wollte mich die Polizei zunächst nicht passieren lassen und begleitete mich zum Kontainer.

Die Marathonmesse war, wie schon früher einmal, in einer Messehalle auf dem Wege vom Flugplatz zum Zentrum. Anschließend erkundete ich den schnellsten Weg zum Flughafen mit der kürzesten Zeit unter Berücksichtigung der besten Verkehrsmittel. Eine Stadtbesichtigung entfiel, da das Wetter regnerisch und kalt war und ich lieber bei meiner R-B&B-Familie den Rest des Tages zubringen wollte.

Am Montag war nun der Marathon-Tag. Es waren ca. 30.000 Marathonis gemeldet, von denen dann 27.000 auch zum Start erschienen. Neben Läufern aus 107 Ländern waren auch über 260 Deutsche gemeldet.  Bei nasskaltem Wetter ging es mit Schulbussen wohlorganisiert zum 40 km entfernten Hopkinton. Dort waren wegen des Regen und teilweise auch Schnee  Zelte aufgebaut, in denen man die Wartezeit bis zum Wellen-weisen Gang in den Startbereich verbringen konnte. Die Zelte schützten zwar vor dem Regen, aber nicht vor nassen Schuhen im teilweisen Schlamm. Auf  den trockenen Abschnitten auf dem Boden drängelten sich stehend die vielen Läufer. Auch diese Wartezeit ging vorbei. Erfreulich war, dass es auf dem Weg zum Start nicht regnete, es war nur kalt und meine zusätzliche Wärmeschutzkleidung wollte ich erst ablegen, wenn mir wärmer würde. Dies sollte auf dem ganzen Marathon nicht der Fall sein. Regenponchos trugen fast alle, die aber durch die stürmischen Winde später oft zerissen.  Wahrscheinlich wegen der Kälte hatte ich mir auch noch eine Blasenerkältung zugezogen, die mich zu häufigen unfreiwilligen Pausen zwang. Unterwegs waren verschiedentlich Schulbusse aufgestellt, um aufgebende Marathonis wieder zurück nach Boston zu bringen. Erstaunlich, dass die meisten Marathonis (fast 26.000 oder 95 %) auch noch rechtzeitig das Ziel erreichten. Leid taten mir nur die ca. 10.000 Voluntäre, die dem Wetter trotzten, um uns Marathonis mit Getränken und Verpflegungn zu versorgen.  

In meiner „fortgeschrittenen“ Altergruppe hatten sich 19 Teilnehmer angemeldet, von denen nur 7 das Ziel erreichten. Ich wurde immerhin 5. und wäre ohne meine vielen Zwangspausen an diesem Tag locker 3. geworden. Meiner Altersgruppe hatte das nasskalte Wetter demnach besonders zugesetzt. Als Preis gab es für mich ein besonderes T-Shirt, welches ich dann bei zukünftigen Läufen mit Stolz tragen werde.

Am Dienstag nach dem Marathon kam ich wohlbehalten wieder zu Hause an, wurde von meiner Frau vom Flugplatz abgeholt und setzte meine am Freitag unvollendete Gartenarbeit fort. Abends wurden wir bei dem schönen Sommerwetter noch von Nachbarn zum Grillabend eingeladen. Ich berichtete, dass ich gestern noch den Boston-Marathon gelaufen sei. Daraufhin meinte mein Nachbar: Er wisse zwar, dass wir Läufer verrückte  Menschen seien, jedoch alles würde er nun wieder auch nicht glauben – nein sowas.