Von Uwe Wingerning:

4Daagse Nijmegen: Der Griff nach der Krone 👑

Im vergangenen Jahr sagte ich noch: Once in a lifetime (Einmal im Leben). Aber Ultraläufer kennen dieses Phänomen. Wenn alle Schmerzen abgeklungen und alle Blessuren verheilt sind, erinnert man sich nur noch an die gute Zeit mit einer besonderen Gemeinschaft, einer einmaligen Atmosphäre, Party ohne Ende (jedenfalls in der Erinnerung). Und bucht erneut eine Unterkunft!

Walk, Eat, Sleep, Repeat lautet das tägliche Motto. Vier Tage lang, an jedem Tag fünfzig Kilometer, morgens um zwei Uhr aufstehen, um pünktlich um vier Uhr durch den Startbogen zu gehen. Man trifft sich, man findet sich ... "Was, du bist auch hier!?" Bekannte Wanderbuddys finden sich hier ebenso wie neue Bekanntschaften. Eine kurze Begegnung, mehrere Kilometer oder alle vier Tage lang bestreiten friedlich Menschen aus insgesamt 77 Nationen den Distanzmarsch, die sich vorher gar nicht kannten. Private Einzelstarter und Gruppen sowie militärische Einheiten begegnen sich, um gemeinsam nur ein Ziel zu erreichen: am vierten Tag den königlichen Orden angeheftet zu bekommen!

Es gibt, gestaffelt nach Alter und Geschlecht, drei verschiedene Distanzen von 30, 40 oder 50 km. Ich, beziehungsweise meine Gruppe, bin auf der längsten Tour gestartet. Das war auch der Grund, warum ich ein paar Tage nicht ständig erreichbar war. Ich lebe im Hier und Jetzt und habe mich voll auf mich und meine Freunde konzentriert, die allesamt das erste Mal teilgenommen haben.

Die einzelnen Tage haben verschiedene Farben. So starteten wir am Blue Tuesday, am Pink Wednesday, am Green Thursday und dem Orange Friday jeweils passend gekleidet und gingen geschmückt an den Start. Und wir waren nicht alleine!

Das Einchecken ist am Sonntag und Montag vor dem Marsch zu bestimmten Zeiten möglich. Man bekommt ein Armband, welches täglich am Start und im Ziel abgescannt wird. Zusätzlich erhält man eine Kontrollkarte für den ersten Tag. Die Kontrollkarte für den Folgetag bekommt man, wenn man den jeweiligen Tag gefinisht hat. Diese werden täglich an verschiedenen mobilen Stationen abgeknipst, um Missbrauch vorzubeugen. Man darf eher seine Brieftasche verlieren, als die Kontrollkarte. Diese hütet man vier Tage lang wie seinen Augapfel. Da gibt man lieber sein Erstgeborenes ab, als seine Kontrollkarte. Und auch hier gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! Die Regeln werden militärisch strikt eingehalten und niemand stellt diese infrage. Verschlafen? Zu spät am Start? Das war's dann mit dem 4Daagse! Tschüss, war nett, bis zum nächsten Jahr ...

Die größte Party gab es am Donnerstag, die Stimmung war einfach nur super. Allerdings haben wir am Freitag auch durchgehend vom Start bis zum Ziel gefeiert, denn Bernd hatte Geburtstag. Dazu wurde er in der Farbe des Tages geschmückt, es gab ein orangefarbenes Shirt, eine orangefarbenen Hut, eine goldene Discokugel sowie orangefarbene Luftballons, mit denen wir seinen Rucksack dekorierten. Als Geburtstagskind so ausgestattet war er für alle knapp 40.000 Teilnehmer gut erkennbar und wurde überall gefeiert. Der Tag zog sich dennoch in die Länge. Während ich keine einzige Blase habe, hatte Bernd an jedem Fuß eine. Diese waren allerdings jeweils so groß, dass er gleich am Montag ins Rathaus geht, um für jede einzelne Blase eine eigene Postleitzahl zu beantragen ... Bernd, wir haben mit dir gelitten! Und wir sind stolz darauf, dass du es entgegen jeglicher Vernunft bis zum Ende durchgezogen hast! Am letzten Tag bricht man nur noch ab, wenn gar nichts mehr geht ... Du hast das Wettrennen im Kopf entschieden! Herzlichen Glückwunsch zum Finish!

Herzlichen Glückwunsch selbstverständlich auch an Annette, Elli und Christian, allesamt "Füchse", also das erste Mal dabei.

Danke an die Gemeinschaft mit Davor, Oliver, Stefan, Dieter, Uli, Niss Uwe ...

Herzlichen Glückwunsch auch an alle Finisher aus meiner Social Bubble!

 

Nach dem 4Daagse ist vor dem 4Daagse ...

Verkaufte Tickets: 47000

Gestartet: 43363
Gefinisht: 39019

Das entspricht einer Finisherquote von ziemlich genau neunzig Prozent!