An der Nordseeküste.....am plattdeutschen Strand....sind die Eisschollen im Wasser....und die Läufer an Land!...

Ein Erlebnisbericht von Thorsten Stohldreier

Am Sonntag, den 23.01.2016 lud FEM (Fun- und Erlebnismarathons), namentlich Christian Hottas zum 1. Eider-Sperrwerk Marathon in Wesselburenerkoog bei Tönning.
Die Anmeldung lief wie gewohnt problemlos über My-Race-Result, das Startgeld von 15 Euro musste überwiesen werden.

Die Wettervorhersage am Vortag war katastrophal, Glätte, Schnee und Eisregen mit Blitzeis  waren vorhergesagt. In der Nacht fielen dann auch drei Zentimeter Neuschnee, was für den Sauerländer nix, für den Norddeutschen aber schon eine ganze Menge ist. Der Start war für 11.00 Uhr angesetzt, so dass auch Auswärtige mit einer längeren Anreise noch am selben Morgen bequem anreisen konnten. Die Straßen waren bis dahin auch geräumt, so dass die gut einstündige Anreise von Hamburg problemlos über eine fast leere Autobahn verlief. Auf dem Besucherparkplatz am Südende des Sperrwerks gab es reichlich freie Stellplätze. Einige Läufer waren schon dort und mit Vorbereitungen beschäftigt. Die personalisierten Startnummern wurden vom Veranstalter persönlich ausgegeben.

Das Eider-Sperrwerk liegt auf der Grenze der Landkreise Dithmarschen und Nordfriesland in Schleswig-Holstein und ist das größte und bedeutendste deutsche Küstenschutzbauwerk. Es ist in den Nordseedeich integriert und schützt die Eidermündung vor den Sturmfluten der Nordsee. Die fünf riesigen, jeweils 40 Meter langen, stählernen Doppeltore sind horizontal beweglich. So kann ein- und ausfließendes Wasser gesteuert werden. Das Hinterland kann so bei Sturmfluten vor den Wassermassen geschützt werden, gleichzeitig kann der Fluss Eider, bei Niedrigwasser in in die Nordsee strömen.
An die Strömungstore schließt sich noch die Schleuse mit ihrem 75 x 14 Meter großen Schleusenbecken an, welches von den Läufern auch überlaufen werden musste. Mit dazugehörigem Deich, der zum größten Teil geteert ist, ist dass gesamte Bauwerk 4,9 Kilometer lang.
Die Bauarbeiten begannen im Jahr  1967 und kosteten 170 Millionen DM=87 Millionen Euro. Das Eider-Sperrwerk wurde als Jahrhundertbauwerk im März 1973 feierlich eingeweiht.

Der Lauf war für bis zu 50 Läufer ausgeschrieben. Mit 46 Meldungen war er also fast ausgebucht. Es starteten dann 33 Teilnehmer, einige scheuten wegen der widrigen Wetterverhältnisse wohl die Anreise. Alle Starter erreichten das Ziel, kein DNF!!! Internationales Flair gaben dem Lauf die Teilnehmer aus Dänemark, die auch den Herren-und Damensieg einfuhren.
Schnellster Mann: Thomas Steenberg von den Thoni Mara Runners in 03:13:48.
Schnellste Frau: Helle Poulsen ebenfalls von den  Thoni Mara Runners in 04:04:04. Helle Poulsen lief hier ihr Marathondebüt.
Der Autor lief trotz der Fotostopps erstmals in 2016 sub 04:00 Stunden und damit auf Platz drei. Die beiden letzten Finisher erreichten gemeinsam nach 06:35:45 das Ziel!
Interessant am Rande: Unter den 33 Sportlern waren zwei Ehepaare und noch zwei weitere Pärchen. Mal sehen ob ich meine Frau auch noch dazu bringen kann mich beim Marathonlaufen zu begleiten.

Der Eider-Sperrwerk Marathon firmierte unter den FEM-Label Brückenmarathon. Unter diesem Titel veranstaltet Christian Hottas Marathonläufe auf und über Brücken, wie über die alte Störbrücke in Itzehoe, die alte Rheinbrücke in Wesel oder die Freihafenbrücke im Hamburger Hafen.

Gelaufen wurde eine 3027 Meter lange Runde die 14 mal durchlaufen werden musste. Pro Runde wurde der Verpflegungsstand zweimal passiert. Die Strecke führte erst über das eigentliche Sperrwerk mit seinen riesigen Toren, über die Schleusenkammer, über den Deich, auf die Mole zum Tönninger Außenhafen, um das Leuchtfeuer, an der Hafenkante bis zum Deich, wieder über Deich, Schleusenkammer, Sperrwerk, auf den südlichen Deich. Dort schloss sich eine Wendepunktstrecke auf der Deichkrone an. Hier war meine größte Sorge, dass ich den auf dem Boden farblich gut markierten Wendepunkt übersehe und bis nach Büsum durchlaufe. Insgesamt eine sehr schöne, abwechslungsreiche und interessante Strecke mit unglaublichen Ein- und Ausblicken.
Mann konnte herrlich über die Nordsee auf die Halbinsel Eiderstedt blicken, die man am Horizont im Dunst erkennen konnte. Rückseitig glänzte die zum Teil mit Eisschollen überzogene, aufgestaute Eider in der Sonne. Der schneebedeckte Deich leuchtete in der Sonne. Nach und nach schmolz der Schnee, das Wasser lief zu beiden Seiten ab. Teilweise verdampfte der schmelzende Schnee auf dem schwarzen Asphalt.
Der Verpflegungsstand war, wie meist bei FEM-Events, zur Selbstbedienung mit Knabbereien, Süßem, Schokolade, Gummibärchen, Kuchen, verschieden Kaltgetränken und Ähnlichem bestückt. Warmen Tee gab es aus einer Thermobox. Übrigens, Thermoboxen und Thermoskannen gehören zu den technisch höchst entwickelten Geräten auf der Welt. Kaltes halten sie kalt, Heißes heiß. Ohne einen Schalter, ohne dass man irgendetwas einstellen muss! Woher weiß die Thermobox ob sie wärmen oder kühlen muss??? Wahnsinn!!!

Bei der Anreise war es noch zehn Kilometer vor der Küste neblig und regnerisch. Aber man sah schon, dass der Himmel über der See aufriss. An der Nordsee angekommen, erwartete uns gleißender Sonnenschein bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Während des Laufes erwärmte die Sonne die Luft merklich. Gleichzeitig frischte der Wind von See aber deutlich auf. So war es sehr angenehm, dass das Stück auf dem Deich ein Pendelstück war und man den kalten Wind immer nur etwa fünf Minuten auf jeder Schulter hatte.

Beeindruckend war auch der Wechsel der Gezeiten. Nach dem Start strömte die Nordsee mit der Flut in die Eiderbucht. Das Wasser führte gewaltige Eismassen mit sich. Zum Gezeitenwechsel senkten sich für eine Weile die gigantischen Tore in die Nordsee. Lautes donnern war zu hören, wenn die Eisplatten vor den Stahl knallten. Mit Einsetzen der Ebbe hoben sich die Stahlmassen wieder aus dem Wasser und das Eiderwasser floss mit Macht in die See zurück. Ein gigantisches Schauspiel! Von oben war es erstaunlich zu beobachten, mit welcher Geschwindigkeit die Wasser- und Eismassen durch den Bau glitten.
Im angrenzenden Binnenhafen lagen der Seenotrettungskreuzer und zwei Fischkutter an der Mole und liefen an diesem Tag auch nicht aus.

Jeder Finisher erhielt eine liebevoll gestaltete Medaille. Die Ergebnisse waren am nächsten Tag online. Die Ergebnisliste kann man sich auch als pdf-Datei über My-Race-Result ausdrucken. Urkunden sind wohl leider nicht vorgesehen.
Einige Ausdauersportler nutzten die Anreise in den hohen Norden um weiter nach Dänemark zu reisen und dort am nächsten Tag den kultigen Dr.-Nielsen-Vinterhygge-Marathon zu laufen
Am Ende des Tages hatten wahrscheinlich alle Frischluftsportler eine gesunde Gesichtsfarbe. Vier Stunden mit einem leichten Schweißfilm auf der Haut in strahlender Sonne, umgeben von reflektierendem Schnee sorgten dafür, dass ich sogar im Januar auf Meeresniveau leicht braun geworden bin!
Herrlich!!
Ein traumhafter Lauftag!!

Text: Stulle
Bilder: Stulle