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Da wir im April keine Zeit hatten, zum Almaty-Marathon zu reisen, wählten wir stattdessen den Astana-Marathon im September, um mit Kasachstan den nächsten „STAN“ zu erlaufen.
Als die Planung stand, fiel mir ein, dass Clubmitglied Franz aus Nürnberg sich schon im Kaukasus sehr wohl gefühlt hat. Also schnell gefragt, ob er mit will. Er wollte.
Wir flogen über Istanbul, Franz über Warschau. Während wir mitten in der Nacht mit einem vom Hotel organisierten Taxi im Hotel ankamen und der Fahrer erstmal die Rezeptionistin wecken musste, damit wir in unser Zimmer konnten, um noch eine Mütze Schlaf zu nehmen, kam Franz mit dem Bus. Da die Haltestelle nicht ganz Hotelnah lag, musste er sich noch durchfragen. Komischerweise kannte niemand das Hotel und alle Passanten mussten erst einmal googlen. Wir saßen somit schon beim Frühstück, als Franz im Hotel ankam. Er begann dann gleich mit dem Frühstück und bezog erst danach sein Zimmer. Anschließend gingen wir zur Marathonmesse, die in einem Hotel beim EXPO-Gelände an südlichen Stadtrand von Astana liegt. Astana stimmt allerdings nicht mehr, denn die Stadt wurde zu Beginn des Jahres in Nur-Sultan umbenannt, zu Ehren des langjährigen Präsidenten. Der hatte sich kurz nach der Unabhängigkeit dafür eingesetzt, dass die kasachische Hauptstadt von Almaty nach Astana verlegt wurde. Seitdem versechsfachte sich die Bevölkerungszahl und viele Regierungs- und Parlamentsgebäude wurde errichtet.
Wir holten also ganz unspektakulär unsere Startnummern ab, mussten feststellen, dass die Pastaparty restlos ausgebucht war und wir keine Karten mehr vor Ort kaufen konnten. Wir gingen nicht direkt wieder zum Hotel, sondern noch in eine Mall, um im Supermarkt Getränke und Essen zu kaufen. Bei Handgepäck-Reisen ist das nun mal obligatorisch. Dieser Zwischenstopp sorgte dafür, dass wir nicht sofort wieder einen Regenschauer erleiden mussten. Der vom Hinweg hatte uns gereicht. So erwischte es uns erst kurz vor dem Hotel, allerdings so heftig, dass wir in einer (leider undichten) Bushaltestelle abwarten mussten. Wg. des Regens fiel die nachmittags geplante Sightseeing-Tour aus. Erst abends wagten wir uns noch einmal nach draußen, um in einem nahegelegenen Restaurant unsere Kohlehydratspeicher aufzufüllen. Es schmeckte sehr lecker.
Danach ging es bald ins Bett, denn auf Nachtflügen schläft man nicht wirklich gut, so dass auch die Schlafspeicher aufgefüllt werden wollten. Franz vereinbarte an der Hotelrezeption ein Early-Bird-Frühstück, damit wir rechtzeitig zum Start um 8:00 Uhr am EXPO-Gelände sein konnten. Wg. des Wetters fuhren wir lieber Taxi. Überraschung: es waren derselbe, der uns schon vom Flughafen abgeholt hatte. Im Startzielbereich gab es einige Zelte und Pavillons, so dass wir uns einstellen konnten, um nicht zu frieren. Beim Umziehen fällt mir auf, dass Franz eine rote Startnummer hat, während unsere schwarz ist. Franz besucht also den Trouble Desk, denn rot bedeutet 10-Kilometer-Lauf und bittet freundlich um Umbuchung. Geht nicht . Seine Nummer wird stattdessen notiert  und man verspricht ihm, dass seine Zeit für den Marathonwettbewerb gezählt wird. Franz war freundlich. Die Einheimischen, denen das ebenso passiert war, haben dagegen sofort eskaliert, und wollten innerhalb von 2 Minuten eine Bestätigung des Veranstaltungschefs. Als ob der 40 Minuten vor dem Start nicht noch andere Dinge zu hat. Ich nehme das Ergebnis vorweg: es hat funktioniert. Am Nachmittag konnte sich Franz schon in der Marathonergebnisliste finden. Gut 700 Läufer liefen die Marathondistanz. Die Streckenführung glich einer Sightseeing-Tour, die vom neugebauten Regierungs-, EXPO-, und Dienstleistungsvierteln über den Fluss zur Altstadt führte, in der der größte Teil der Bevölkerung lebt. Es blieb bis zum Mittag trocken, so dass wir keinen Pfützen ausweichen mussten und die Polizisten hielten die Laufstrecke Autofrei, was aber nicht jedem Autofahrer gefiel. Nach ca. 25 Kilometern wurde gedreht, so dass mir die Führenden mit ca. 6km Vorsprung entgegen kamen. Nach den ersten 3 Männern kam die erste Frau. Respekt, denn sie hat in diesem Lauf ihre Olympiaqualifikation für Tokio erreicht. Glückwunsch! Während der schnellen Iuliia 2:28 h ausreichten, durfte ich die „Stadtführung“ eine gute Stunde länger genießen. Nach meinem Zieleinlauf zog ich mich um, kaufte noch ein paar Getränke, denn die Mall hat auch sonntags geöffnet. Dann ging ich zu dem Kreuzungspunkt, an dem die Läufer bei km 39 auf die letzten 1,5 km lange Wendepunktschleife gehen. Leider fing es wieder an zu regnen, so dass das Warten auf Doris und Franz, die in bewährter Yerevan-Strategie bis auf kurze Boxenstopps gemeinsam liefen. Als ich die beiden entdecke, sind sie schon auf dem Rückweg. Ich muss mich also beeilen, um den Zieleinlauf zu fotografieren. Da die Zielverpflegung nur aus Wasser besteht, zieht man sich schnell im freien Kleiderbeutelzelt der 10er um. Davor treffe ich einen 65jährigen Rumänen, der mir stolz erzählt, dass er Dritter seiner AK geworden ist. Ich scherze also mit Doris, sie soll an der Bühne fragen, ob sie auch etwas gewonnen hat. Aus Spaß wurde Ernst; Doris fragte, erfuhr, dass Iuliia die Quali geschafft hat und sie noch ein bisschen warten soll. Zwischenzeitlich versuchten Franz und ich auszurechnen, wie hoch die Prämie des Rumänen denn wohl in Euro ist. Im nächsten Moment wird Doris auf die Bühne gerufen und bekommt eine Silbermedaille, einen Blumenstrauß und einen überdimensionalen Check überreicht. Sie war die Zweitplatzierte in ihrer AK. Nachdem auch die Siegerin geehrt wurde, und beide wieder runtergingen, wurden sie gleich wieder aufgerufen, zusammen mit der AK60 und der AK70-Siegerin. Als die 4 zu „We are the champions“ jubelten, regnet es golden auf sie herab. Was für eine Show.
Nachdem die Veranstalterin mit Doris vereinbart hatte, dass die Siegprämie überwiesen wird (Gute Idee, denn soviel hätten wir bis zur nächtlichen Abreise gar nicht mehr essen, trinken und Taxifahren können!), erfragte sich Doris noch eine Verstaltungsflagge für unseren Partykeller. Das Argument, dass wegen der aufgedruckten Jahreszahl die Flagge sowieso nicht wiederverwendbar war, zog. Allerdings musste der fixierte Standfuß noch vom Straßenbelag abgeschraubt werden. Die Veranstalterin wusste sich zu helfen, besorgte aus dem Bordwerkzeug eines PKW, Schraubenzieher und Doris hielt ihr Souvenir in den Händen. Nun gings zu Fuß zurück ins Hotel, denn endlich war mal etwas angenehmes Wetter. Nach Dusche und etwas Erholung, gingen wir zum Bayterek-Turm, dem „Lebensbaum“ in der Innenstadt. Die Aussichtsplattform ist per Aufzug erreichbar und ganz oben ist ein goldener Handabdruck des ehemaligen Präsidenten. Hier kann jeder seinem Präsidenten die Hand geben. Als es dunkel wurde, kehrten wir in unserem bekannten Restaurant ein und speisten wieder lecker kasachisch. Nun gings ins Hotel zum Packen, denn um 2 Uhr war Abflug. Da wir nur Handgepäck hatten, musste der Scheck immer in die Flugzeuge getragen werden. Weder Boden- noch Kabinenpersonal fragten, was das sei oder ob das mit der Anzahl der Gepäckstücke vereinbar wäre. Es hinderte auch nicht, in der recht geringen Umsteigezeit von 40 Minuten in Helsinki, die EU-Einreise und die Sicherheitskontolle zu schaffen. Und so kamen wir bereits am Vormittag in Hamburg an, und nicht erst abends.
Soweit der Bericht aus Astana vom 81. Länderpunkt.