Sebastian beim 5. Kawasan Falls Marathon am 15.03.2015

Der Marathon wirbt mit folgenden 12 Gründen für eine Teilnahme:
1. The Waterfalls,
2. Scenic Coastal Route,
3. Water Stations every 2 Kilometer,
4. Power Drink Stations,
5. Post Race Snack,
6. Unique Medals for 12k, 21k and 42k finishers,
7. Lively Supportive Community of the 3 Towns,
8. Anticipated Catholic Mass on Saturday,
9. Local Delicacies at selected Stations,
10. Cold Water under the Falls in the Finish Area,
11. All out support of Police and Traffic Enforcers,
12. A Run For Sight Event.

Diese Merkmale machten mich neugierig und ich beschloss, den Marathon mit einem Besuch der Korallenriffe im 20 Kilometer entfernten Tauchparadies Moalboal zu verbinden. Diese Entscheidung hatte ich nicht umsonst getroffen, denn die Fülle der Eindrücke, welche hier in kurzer Zeit zu sammeln waren, übertrafen meine Erwartungen.

Der Marathonlauf an den Kawasan Wasserfällen fand bereits zum fünften Mal statt. Start und Ziel befand sich in Badian, einem kleinen Ort ca. 100 Kilometer südlich der zweitgrößten Stadt der Philippinen Cebu City. Fernab jeglicher Urbanisierung quartierte ich mich in einer Pension im 20 Kilometer entfernten Moalboal ein. Lange musste ich mich am Vortag nicht im Wasser aufhalten und wurde von abertausenden von Sardinen eingehüllt. Wenig später schwamm ich unter Wasser einer Schildkröte hinterher und die Farbenpracht der Korallen war sehr beeindruckend. Am Nachmittag fuhr ich mit dem Motorrad die Strecke ab. Es handelt sich um eine Wendepunktsrecke auf der durchwegs asphaltierten Küstenstraße. Eine Straße neben der sogenannten „Tanon-Wasserstraße“, welche die Visayas-See im Nordosten mit der Boholsee im Südwesten verbindet. Auf der gegenüberliegenden Seite war die Insel Negros zu sehen.

Der Marathon wird von der Run for Sight Foundation organisiert. Der Augenarzt, Dr. Potenciano Larrazabal III, welcher selber Marathonläufer ist und mir mit Stolz von seiner eigenen Teilnahme am Berlin-Marathon berichtete, kam auf die Idee, mit den jeweiligen Lauferlösen Augenoprationen konstenfrei zu finanzieren. So war es nicht verwunderlich, dass er am Morgen ein Bus mit der Aufschrift „Cebu Doctors University“ am Startbereich ankam welcher gleich noch eine ganze Mannschaft mit medizinischem Assistenzpersonal mitbrachte.

Früh um 04:00 Uhr hatte es 28 Grad Celsius. Nach dem Start war die Straße so dunkel, dass ohne Kopflampe kein sicherer Schritt möglich gewesen wäre. Orientierung leistete darüber hinaus nur das Blinken der kleinen Lampe, welche der Vorauslaufende an seinem Rücken befestigt hatte. Es war etwas winding und so war neben den Schritten nur das Meeresrauschen zu hören.

Im Rahmenprogramm war auch noch ein 12 Kilometer-Lauf sowie ein Halbmarathon organisiert. Nach der Hälfte der Strecke wurde die Kirche San Nicolas de Tolentino in Malabuyoc umrundet. Am Vortag hatte ich gesehen, wie in dem Ort Alegria eine andere  Kirche renoviert werden. Dort kletterten die Bauarbeiter ohne Sicherung in schwindelerregender Höhe auf einem Gerüst, welches ausschließlich aus Bambusrohren bestand und diese lediglich mit dünnen Stricken verbunden waren. Oft war zu sehen, dass auch breitere Straßen nur mit der Hand und kleineren Werkzeugen angerfetigt wurden. In diesem Kontext einen doch so gut organisierten Marathonlauf überhaupt zu planen und veranstalten zu können dies ist eine besonders große Leistung.

Durch die Dörfer laufend zeigte mir ein Einheimischer stolz seinen Hahn. Die Hühner sind teilweise die bedeutendsten Besitztümer vieler Menschen in der Provinz. Kinder kamen aus den Hütten und für solche Begegnungen lasse ich mir immer auch die Zeit um ein Foto zu machen. Bei Kilometer 32 gab es einen reinen Wassersegen von der Feuerwehr. Trotz der längeren strapazösen An- und Abstiege konnte ich meinen Platz halten und nach 40 Kilometern wurde die Straße verlassen und es ging einen Weg bis hinauf zu den Wasserfällen, an welchen sich das Ziel, welches ich als 10. im Gesamteinlauf erreichte, befand. Im Ziel gab es ein schönes Rahmenprogramm mit Volkstanz. Bei der Siegerehrung erhielt ich eine Medaille, ein Zertifikat von Dr. Larrazabal III (im Foto neben mir stehend) sowie einen Basketball denn Basketball ist die auf den Philippinen beliebteste Sportart. Dirk Nowitzki wird hier verehrt wie ein Heiliger.

Für die Bewältigung der Strecke gab es ein Zeitlimit von 6 ½ Stunden. Dies wussten auch die auffallend vielen Barfußläufer oder LäuferInnen mit Flip-Flops zu schätzen. Dass man es hier verstanden hat, die zuständigen Personen und Behörden mit „ins Boot zu holen“, zeigt diese Beschreibung des Veranstalters: „We also met with Badian Mayor Robert Librando with all his staff (Vice Mayor, Budget Officer, DECS head, and PNP Chief. Nearly the entire route will be secured during this event. They are all very excited about this event and pledged their full support to ensure its success.“ DECS ist das Department of Education und PNP bedeutet „Philippine National Police“. Nach der Siegerehrung blieb noch genügend Zeit um einen weiteren Tauchgang neben der kleinen vorgelagerten Insel namens Pescador Island mit seinen über 40 Meter tiefen Steilriffen in Angriff zu nehmen.