7 Marathons auf 7 Kontinenten in 7 Tagen (Triple7Quest)
Über die genaue Zahl der Kontinente bestehen bei vielen zu Recht Zweifel. Viele vergessen neben Australien, Asien, Europa, Afrika und Amerika die Antarktis, die größer als Europa ist. Aber der amerikanische Kontinent besteht bei den Amerikanern im Unterschied zu uns aus 2 Kontinenten: Nord- und Süd-Amerika. So kommt man auf die Zahl 7.
Ins Guinness-Buch der Rekorde war 2012 der in Dubai wohnende Deutsche Wendelin Lauxen mit einer Zeit von 28 Tagen, 23 Stunden und 25 Minuten als der schnellsten Zeit für insgesamt 7 offizielle Marathons auf den 7 Kontinenten eingetragen. Er hat diesen Rekord sogar ein 2. Mal in 2012 aufgestellt, nachdem dieser Rekord kurz nach seinem ersten Rekord gebrochen wurde und er ihn daher nochmals auf 21 Tage, 5 Stunden und 33 Minuten verbessern konnte z.T. unter abenteuerlichsten Bedingungen.
Nun wollte eine Gruppe von 35 unentwegten Läufern diesen Rekord unterbieten: 7 Marathons in 7 Tagen auf 7 Kontinenten (www.Marathon-adventures.com). Nur noch fliegen und laufen, für Hotelübernachtungen blieb keine Zeit mehr. Kompressionsstrümpfe für die langen Flüge wurden dringend empfohlen und auch benötigt. Jürgen (77) war dabei und machte sich vor Beginn der Reise intensiv Gedanken, ob er diese Strapazen überhaupt überstehen könne. Nun war es aber zu spät für einen Rückzieher. Ziel, war für ihn u.a. ein Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde als ältester Mensch, der dies innerhalb eines Jahres schafft. Bisher war der älteste Mensch ein Robert Rebello, 2011 - 74 Jahre und 281 Tage alt und er brauchte 7 Jahre für diesen Rekord.
Der erste Marathon sollte am 8. Februar 2015 in Melbourne starten. Treffpunkt für die 35 Läufer war ein Hotel in der Nähe der 4,2 km langen und vermessenen Strecke in dem sehr schönen Prinzess-Park, die 10-mal zu laufen war. Allein die Anreise über Atlanta, wo Jürgen ehemalige Geschäftsfreunde besuchte, war schon recht anstrengend. Ca. 10 Stunden Flug bis Atlanta und von dort noch einmal ca. 20 Stunden über Los Angeles und Brisbane bis Melbourne. Die Teilnehmer kamen aus der ganzen Welt: Amerika, Deutschland, Libanon, Portugal, Neuseeland, Nigeria, Schottland, Brasilien, Südafrika, VAE, Katar, England - eine Gruppe von verwegenen Läufern. Der Marathon war, wie auch die folgenden Marathons, von lokalen Sportvereinen professionell nicht nur für uns, sondern auch für einheimische und Gäste-Läufer organisiert. Nach dem Lauf und einem reichlichen Abendmahl ging es zum Flugplatz für unseren ersten Nachtflug von 14 Stunden mit Etihad Airways zum nächsten Kontinenten: Asien.
In Abu Dhabi wurden wir bereits erwartet und mit dem Shutlebus zu einem Sportcamp gefahren. Der dortige Tennisclub hatte uns seine Duschen und sein Restaurant zur Verfügung gestellt. Wir hatten wieder einen verkehrsfreien Rundkurs, der mehrmals zu absolvieren war. Zu Jürgens größter Freunde war auch Jürgen Sinthofen zu diesem Marathon angereist. Es ist eine sehr starke Motivation, Freunde fern der Heimat zu treffen und gemeinsam den Sport auszuüben. So fiel auch dieser 2. Marathon nicht allzu schwer. Eine geplante Stadtrundfahrt fiel der knappen Zeit zum Opfer. So ging es nach dem reichhaltigen Buffet im Tennisclub wieder zum Flugplatz und mit Etihad Airways in lockeren 7 ½ Stunden nach Paris/Europa.
In Paris landeten wir auf dem Charles de Gaulle-Airport. Der Marathon sollte hier um einen sehr schönen See verlaufen. Gastgeber war ein Kanu Club, der uns seine Räume sowie das Restaurant zur Verfügung gestellt hatte. Auch hier waren einige einheimische Läufer dabei. Der Start war wieder um 10 Uhr. Da Jürgen befürchtete, sich zu übernehmen, hat er sich besser als Helfer zur Verfügung gestellt und zwischendurch einen Café ole in einem einheimischen Lokal getrunken. Eigentlich war er für Europa schon beim 2.Sibirien-Marathon nahe Elmshorn bei Christian gestartet und konnte so auf diesen Lauf verzichten. Auch waren ihm 2 Marathons innerhalb von 24 Stunden auf einer 7 Tage-/7-Kontinente-Reise dann doch zu viel. Nach einem reichhaltigen Imbiss ging es abends zum Flugplatz für einen kurzen 2 ½ stündigen Flug nach Tunis/Afrika, wo der nächste Start bereits um 1 Uhr nachts sein sollte.
In Tunis wurden wir trotz fortgeschrittener Stunde nicht nur vom Renndirektor sondern auch vom Tourismus-Minister persönlich begrüßt. Hier wurden wir als VIP-Gäste empfangen, hatten bei der Einreise und auch sonst überall bevorzugte Behandlung. Tunis war stolz, bei der 7 Kontinente-Reise als Land stellvertretend für Afrika ausgewählt worden zu sein. Man hatte keine Mühen gescheut, um den Lauf so interessant wie möglich zu gestalten. Mehrere Runden waren bei nächtlicher Kälte zu laufen. Leid taten uns die sehr vielen Helfer an der Strecke. Verpflegung war bei eine Moschee, die immer schon weit vorher zu sehen war. Der Rückweg ging vorbei am Präsidenten-Palast und endete bei der Arena von Karthago, wo dann anschließend auch die Siegerehrung war. Besonders gefreut hatte ich mich über die Teilnahme des Viel-Läufers Klaus Westphal aus Frankfurt, der nun mit Tunis in 90 Ländern Marathon gelaufen ist. Nach der Dusche in einem typisch tunesischen Hotel ging es über Rom tagsüber weiter nach New York/Nord-Amerika. Alle waren dennoch froh, ein wenig im Flugzeug schlafen zu können und die Nacht nachzuholen.
In New York landeten wir um 19 Uhr und hatten so eine willkommene „technische Hotel-Übernachtung“. Es war kalt und es lag überall Schnee. Der nächste Start war in dem nahegelegenen Eisenhauer-Park und die Strecke bestand wieder aus mehreren Runden. Da Jürgen seine Kräfte für Südamerika und die Antarktis schonen wollte, fuhr er mit der Metro nach Manhattan und genoss in der 8. Avenue das dortige Großstadt-Leben. Den Lauf für Nordamerika kann er Anfang März in Florida nachholen, wo er vor dem Rückflug nach Deutschland noch einige Zeit bleiben wollte. Abends ging es dann in einem 14 stündigen Flug mit der chilenischen LAN nach Südamerika: über Santiago nach Punta Arenas im fernen Süden Chiles über eindrucksvolle Gebirgslandschaften mit vielen Seen und Gletschern.
In Punta Arenas landete die Maschine um 16 Uhr, so dass der Start zu diesem Marathon nach der Fahrt zum Hotel und dem Einchecken erst um 18 Uhr sein sollte. Es war eine Wendestrecke auf einer Promenade entlang der Küste, die beim Einschalten der Straßenbeleuchtung besonders malerisch aussah. Es waren Hotelzimmer für 6 Nächte gebucht, da der Überflug zum letzten Kontinent, der Antarktis, sehr stark vom Wetter abhängt. Die restlichen Tage sollten für Ausflüge zu den Magellan-Inseln und nach Patagonien genutzt werden. Es kam jedoch anders und der Flug zur Antarktis, der um 5 Uhr in der Frühe startete, sollte der Anfang eines eigenen Abenteuers werden...