In Hasbergen am Hüggel veranstaltet 100MC Mitglied Uwe Laig den Hüggel Marathon. Ortsunkundige Läufer lesen den Namen schnell falsch: Hügel – das klingt nach fast flach, nach einem Hügelchen, nach ein paar Höhenmetern. Doch wir Berliner ahnen Böses. Denn Höhenmeter können wir nicht! Die letzte Eiszeit hat vor 10.000 Jahren das heutige Brandenburg platt gewalzt und nichts als einen sandigen, glatten Boden hinterlassen. Und Berlin liegt in der Mitte Brandenburgs! Ja, wir haben ein paar Schutthaufen aus dem Nachlass des 2. Weltkriegs und mehr Brücken als Venedig. Zugegeben! Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Micha und ich bei echten Höhenmetern viel zu schnell schlapp machen.

„Die Strecke hat nicht einen Meter Asphalt.“ Uwe versucht, mir die Strecke trotz der weit über 800 Höhenmetern schmackhaft zu machen. Doch in der Vorstellung eines Berliner Läufers schrillen weitere Alarmglocken, wenn jemand das Vorhandensein von gut laufbarem Asphalt negiert. Mein Blick schweift auf den Hüggel. Ich sehe faustgroße Steine auf unebenem und mit Wurzeln durchzogenen Waldboden und viel zu viele Höhenmeter. „Für einen Doppeldecker ist das echt anspruchsvoll,“ erwidere ich. Ingo Kloss schaut mich verdutzt an. „Du läufst heute einen Doppeldecker?“, fragt der Bremer.

Es stellt sich heraus, dass das Szenewort „Doppeldecker“ bei den Ultrafriesen anders verwendet wird als bei uns Berliner. Ein Doppeldecker bezeichnet hier einen Tag, an dem jemand zwei Marathons läuft – und nicht zwei aufeinander folgende Tage, an denen jemand jeweils einen Marathon läuft.

Das wird ein harter Tag, denke ich. Doch dann kommt es anders.

Die gut 7 Kilometer lange Strecke wird auf der ersten Runde teilweise gelaufen. Dann stellen wir fest, dass wir zu schnell sind und wandern mit unserer Gruppe den Rest des Tages alle Bergauf-Passagen. Die Sonne scheint. Nach vier von sechs Runden tragen wir alle nur noch T-Shirt und/oder kurze Hose. Sind wir gestern noch bei Null Grad gestartet, klettert heute das Thermometer auf 17 Grad hoch. Plötzlich ist es Frühling. Und selbst, wenn wir bereits gestern in Wallenhorst gut 6,5 Stunden mit Gerd Junker, Ingo Kloss und Uwe Laig auf der Strecke verbracht haben, so quatschen und lachen wir an diesem Tag so viel, dass wir uns wahrscheinlich auch morgen weiter laufend unterhalten könnten.

Für die drei war unser „Doppeldecker“ nämlich wirklich nur der Auftakt zu einem sehr sportlichen Wochenende. Uwe und Gerd laufen Samstag und Sonntag einen Marathon und kleinen Ultra und Ingo läuft am Samstag einen Doppeldecker auf friesische Art (also zwei an einem Tag), bevor er am Sonntag dann den Ultra angeht.

Micha und ich hingegen haben genug und freuen uns auf gutes Essen und eine entspannte Zeit während unseres restlichen Kurzurlaubs im Osnabrücker Land. Aber wir sind auch sehr beeindruckt von den Läufern hier, von den sportlichen Strecken, von der Geselligkeit und nehmen neue Ideen mit zurück nach Berlin.

Kommentare

Submitted byMichael Turzynski on Mo., 20.03.2023 - 09:30

Ja, der Hüggel ist nicht so schlimm wie er aussieht.
Natürlich sind die 800 Hm nicht ohne aber noch größtenteils gut zu laufen.
Wenn man an derselben Stelle eine noch größere Herausforderung sucht, dann empfehle ich den Erzsteig - Marathon.
Gleicher Startpunkt, gleiche Streckenlänge.
Von der Zeit würde ich aber so 1-2 Stunden mehr einplanen.
Und dass, es in Berlin keine Berge gibt, halte ich für ein Gerücht.
Ich bin schon einige nicht flache Strecken dort gelaufen, z.B.
Kienberg - Marathon und die Brockenstrecken bei Sigrid.
Happy running!
Michael