Nachdem ich im Spätsommer des letzten Jahres den Termin für meinen 1.000 Marathon für Mitte 2024 festgelegt hatte, habe ich mir vorgenommen, vorher noch das 100. Land unter die Füße zu nehmen. So mussten also nach dem 94. Land im Juni noch 6 weitere Länder bereist werden. Es ging im Oktober nach Tadschikistan und in den Irak, im November nach Algerien, im Dezember nach Gabun und im Februar nach Nigeria.
Welches weitere Land passte in den Zeitplan und vor allem, wo war das Zeitlimit so definiert, dass auch Doris gern mit dabei wäre: es sollte der Da Nang-Marathon in Vietnam werden. Hier antwortete sogar der Veranstalter auf Fragen, die Anmeldung funktionierte online, man braucht kein Visum und es gab mehr als eine Flugverbindung dorthin. Wir buchten somit die Flüge und Hotels, meldeten uns für den Lauf an und drückten die Daumen, dass es weder eine Terminverschiebung, noch ein Streik des Sicherheitspersonals oder der Fluggesellschaft geben würde. Passierte alles nicht und wir flogen über Helsinki nach Hong Kong- die Strecke von Helsinki nach Hong Kong dauerte 13,5 Stunden, da Russland nicht überflogen wird, sondern über das Baltikum, Polen, den Balkan und dann nach Osten über die Türkei und Zentralasien nach Hong Kong. Dort wechselten wir die Fluggesellschaft und es ging weiter nach Da Nang in Vietnam. Die Einreise in Vietnam war unkompliziert und wir fuhren im Taxi ins Hotel. Am nächsten Tag gingen wir 15 min zu Fuß (Augen auf bei der Hotelauswahl!) zur Marathonmesse, um unsere Startnummern abzuholen. Dort sollte am Sonntag auch Start und Ziel sein. Samstag machten wir einen Ausflug zur sog. Goldenen Brücke. Diese ist nur über Seilbahnen erreichbar und wird von zwei Händen „gehalten“. Nach einer Pizza ging es zurück ins Hotel, denn wir wollten früh ins Bett, schließlich sollte der Startschuss um 3:00 Uhr morgens fallen. Trotz oder vielleicht auch wegen der frühen Nachtruhe konnten wir aber nicht schlafen. Ich schob es auf die Aufregung (ja, gibt es auch noch beim 993. Marathon) und so ging ich im Geiste immer wieder das Interview durch, dass der Veranstalter nach dem Zieleinlauf mit uns führen wollte. Mitten in der Nacht machten wir uns fertig, frühstückten in unserem Zimmer und gingen zum Startbereich. Dort war schon viel los. Das Aufwärmprogramm lief und ich gab meinen Kleiderbeutel ab. Darin hatte ich meine 100 (die gibt´s immer noch vom 100. Marathon im Jahr 2005) und das T-Shirt, das Doris extra für den Anlass des 100. Landes designt und realisiert hatte. Der Start der ca. 1.000 Marathonis fand pünktlich um 3 Uhr statt und wir liefen auf verkehrsfreien und abgesperrten Straßen. Zugläufer von 3:30 bis 5:00-Stunden-Zielzeit waren unterwegs und es gab alle 2 Kilometer Wasser, später noch Sportgetränke und Obst. Pünktlich um 5:30 Uhr gingen die Straßenlaternen aus und ich hoffte, dass keine Hindernisse oder Schlaglöcher auf der Straße auftauchen würden. 10 Minuten später war es jedoch schon taghell. Die frühe Startzeit hatte den Vorteil, dass die Hitze gerade uns Europäern nicht so stark zusetzte, denn tagsüber waren bis zu 30° Celsius angekündigt. Um 6:00 Uhr war ich schon fast bei km 30 angekommen und die Strecke führte jetzt wieder Richtung Küste, so dass die Läufer sich von einer frischen Brise etwas abkühlen lassen konnten. Die letzen 5 Kilometer führten an der Bucht entlang und inzwischen waren auch die Halbmarathonis und 10km-Läufer auf der Strecke. Der Kurs war breit genug und im Zielbereich gab es drei Gassen, in dem die unterschiedlichen Distanzen getrennt wurden. So konnte ich ungestört den Zieleinlauf in meinem 100. Land genießen. Nach der Medaillenüberreichung und einem „Beweisfoto“ kaufte ich Cola und ging entgegengesetzt auf die Strecke zurück, Doris entgegen. Die freute sich über die Cola und gemeinsam nahmen wir ihre Reststrecke in Angriff. Dabei konnte noch der eine oder andere Läufer eingesammelt werden. Nach Doris´ Zieleinlauf holte ich meinen Kleiderbeutel und konnte endlich stolz mein 100. Länder-T-Shirt anziehen, Fotos mit der 100 machen und wir gaben dem Veranstalter ein Interview. Danach ging es flott ins Hotel zum Kleidertrocknen, Spiegeleisandwich essen und packen. Denn abends sollte es zurück nach Hong Kong gehen, um bis zu dem teuren Rückflug via Helsinki nach Hamburg noch einen Tag Zeitreserve zu haben. Diese Reserve nutzten wir zu einem Kurzbesuch in Macao, das man von Hong Kong mit einer Schnellfähre erreichen kann. Dort buchten wir eine HopOn-HopOff-Tour, stiegen allerdings beim 233 Meter hohen Macao Tower aus, da wir uns spontan zu einem EdgeWalk entschlossen hatten. So endete dieser Trip mit einem Spaziergang ÜBER Macao.
Das war der Bericht von Doris 561. Marathon im 96. Land und meinem 993. Marathon im 100. Land.
Meine Auslandskarriere begann 2004 mit dem New York City-Marathon – und hätte mir damals jemand vorhergesagt, dass ich mal in 100 Ländern einen Marathon laufen werde, hätte ich ihn höchst ungläubig angeschaut. Die Reise führte
von A (wie Albanien) bis Z (Zypern),
von Nord (Grönland) nach Süd (Mauritius),
von Ost (Hong Kong) nach West (San Francisco),
von groß (Russland) nach klein (Monaco),
von vielen Einwohnern in Indien zu wenigen im Vatikan,
von alten Dynastien (Ägypten) in junge Staaten (Kosovo) und
von oben (dem Khunjerab-Pass in Pakistan) nach unten (zum Toten Meer in Jordanien).

Ein großes Dankeschön an Doris, die bis auf 3 Länder immer dabei war. Gemeinsam bringt diese inzwischen 20 Jahre dauernde Reise über den ganzen Globus viel mehr Spaß und hat uns eine Menge unvergessliche Momente gebracht. Wir haben Erfahrungen und Eindrücke sammeln dürfen, viele neue Freunde kennengelernt und so einiges erlebt - in der Regel positives.

Wer die Etappenziele genauer wissen möchte, kann hier nachlesen.

 

Kommentare

Submitted byChristoph Jaekel on Mo., 01.04.2024 - 06:46

Lieber Mario, mein Respekt vor dieser großartigen Leistung ist gar nicht in Worte zu fassen! Herzlichen Glückwunsch!

Submitted byArne.Franck on Mo., 01.04.2024 - 14:29

Hallo Mario (& Doris), herzlichen Glückwunsch zu dieser wirklich irren sportlichen Leistung und den ganzen logistischen Aufwand für die Hin- und Rückflüge. Wenn Doris bis auf drei Länder immer mit dabei war, wieso hat sie dann erst 96 und nicht 97 Länder in der Statistik. Einmal ein dnf, oder nur als Begleitperson mit von der Partie?

Ich denke, die drei oder vier noch fehlenden Länder für Doris Nr. 100 werdet ihr bestimmt auch noch in die Statistik bringen! 

Submitted byDietrich on Mo., 01.04.2024 - 19:38

Lieber Mario, Liebe Doris,

meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu dieser herausragenden Leistung, in 100 Ländern einen Marathon/Ultra gefinisht zu haben, auch im Namen von Gunla! Schön, daß ihr das alles gemeinsam erleben konntet, und Doris wird die "fehlenden" sicher auch noch finishen! Als ich vom Country Club zufällig erfuhr, hatte ich schon über 30 Länder, Karsten Köhler hat mich vor Jahren bei einem Lauf von Carsten Mattejiet in Lilienthal auf diesen genialen Club aufmerksam gemacht, ich bin mit Mail an John Wallace sofort eingetreten und konnte gemeinsam mit CC-Lauffreunden noch einige Länderpunkte finishen. Auch wenn mir das jetzt nicht mehr so leicht möglich ist, freue ich mich, dem Country Club anzugehören. Ich wünsche euch noch möglichst viele gemeinsame Länderpunkte!

Viele Grüße auch von Gunla und bis bald auf der Strecke!

Dietrich

Submitted byAndreas Leffler on Mo., 01.04.2024 - 22:09

Hallo ihr Beiden,

ganz großen Respekt und herzlichen Glückwunsch zum Erreichten.

LG Andreas

Submitted byStephan_B on Don, 04.04.2024 - 12:01

100 Länder, 1.000 Marathons .......

Dieses Jahr krönst Du eine lange Läuferkarriere, lieber Mario. Genieße die Augenblicke!

Und sehr schön, dass Doris Deine Begeisterung für den Laufsport teilt und stets mit Dir unterwegs ist und auch sehr viele Läufe gemeinsam absolviert. Aber wahrscheinlich ist es gemeinsam einfach besser.