Roskilde Fjord Rundt 50 Miles 2024


Die Anreise

Problemlose Anreise mit dem Regionalzug von Hamburg nach Flensburg (trotz GDL / Bahnstreik) per Deutschlandticket. In Flensburg habe ich direkten Anschluss an einen dänischen Intercity bis nach Kolding. Dort bekomme ich leider meinen Anschluss nicht und habe 55 Minuten Zeit, mir einen Eindruck von diesem Städtchen zu machen. Ich steige zum Koldinghaus auf und genieße bei Traumwetter die Aussicht. 

Von Kolding nach Roskilde habe ich dann einen durchgehenden InterCity. Erst passiere ich von Jütland nach Fünen den Kleinen Belt über die Brücke. Von Fünen nach Seeland geht es dann über die Brücke/Tunnel Kombination. In den dänischen Zügen gibt es ein interessantes Müllkonzept. Statt schmierigen Mülleimern gibt es in jeder Reihe aufgehängte, saubere Tüten, die man beim Aussteigen entsorgt. Und Zack, bin ich für 24€ auch schon komfortabel in der ehemaligen dänischen Hauptstadt Roskilde. 

Sowohl Mia, als auch mein Schwager Kristian haben mich vorher über richtige Aussprache des Namens der Stadt aufgeklärt. Roskilde [ˈʁʌskilə], das d wird nicht ausgesprochen, einfach weggelassen. Mia ist sehr Dänemark affin, hat hier schon diverse Urlaube verbracht und hat eine sehr gute Freundin in Kopenhagen. Kristian war auch schon in Roskilde. Nicht, weil er auf dem gleichnamigen Festival war, auch nicht, weil er gerne Urlaub in Dänemark macht. Nein, weil er als Kunsthistoriker die Kathedrale besucht hat. Die hat er mir sehr ans Herz gelegt. Dazu später mehr.

Das Festival 

Ich selber war 1995 schon mal in Roskilde. Zusammen mit Böddi waren wir auf dem Roskilde-Festival. Ein einmaliges Erlebnis. Unter anderem haben wir dort gesehen und gehört: Van Halen, Ice-T and Body Count, Jimmy Page & Robert Plant, Massive Attack, PJ Harvey, R.E.M., Sheryl Crow, The Black Crowes, D-A-D, Oasis, Sinéed O‘Connor, Supergrass, The Cure, The Offspring, Blur, Bob Dylan, NOFX, Testament, The Prodigy, Biohazard, Napalm Death, Weezer!

Die Stadt: 

Wer sich ein wenig für die Geschichte Dänemarks interessiert, kommt an Roskilde nicht vorbei. Gegründet wurde die Stadt vor etwa 1.000 Jahren, natürlich von den Wikingern. Etwa 500 Jahre war Roskilde dann Sitz der dänischen Monarchie.

Harald Blauzahn (nach dem ist übrigens der Funkstandard Bluetooth benannt), der als erster König ganz Dänemark unter einer Krone vereinen konnte, soll 985 eine Kirche in Roskilde gestiftet haben. Mit dem Bau des heutigen Doms begann man aber erst im 12. Jahrhundert. Es wurde die erste, gotische Backsteinkirche Dänemarks. Hier werden seit 1559 alle dänischen Monarchen bestattet.

In den vergangenen Jahrhunderten wurde der Dom ständig erweitert, viele Herrscher bauten sich eine eigene Gruft, die natürlich dem Baustil der jeweiligen Epoche entsprach. 1995 wurde der Dom für seine so entstandene, ungewöhnliche Architektur in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.

Aufgrund seiner ökonomischen und gesellschaftlichen Bedeutung hätte Roskilde dänische Hauptstadt bleiben können, doch als Bischof Absalon das bis dato unbedeutende Örtchen Havn geschenkt bekam und dort eine Festung errichtete, entwickelte sich dieser strategisch günstiger gelegene Fleck zum Handelszentrum København, dem heutigen Kopenhagen. Roskilde ist heute mit etwa 50.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt auf Seeland nach Kopenhagen und Frederiksberg. Entsprechend gut sind die Einkaufsmöglichkeiten und die Auswahl an Gastronomie.

Und jetzt der Dom:

Und guck dir unbedingt den Dom an, hat Kristian gesagt! Im 15. Jahrhundert zogen auch die Könige nach Kopenhagen um. Dem Roskilde Dom als königliche Gruft blieben die Monarchen treu, auch das Grabmal der heutigen Königin hat bereits seinen Platz bekommen. Noch ist es unter einer pastellfarbenen Hülle verborgen. Eine Schauwand zeigt aber, was sich darunter verbirgt. Margrethe II hat ihren Sarkophag vom Bildhauer Bjørn Nørgaard gestalten lassen. Es ist ein gläsernes Prachtstück, an dem der Künstler 15 Jahre arbeitete. Neben den verschiedenen Grabstätten und dem prächtigen Königsportal zwischen den Türmen, das nur für die letzte Ruhe der Monarchen geöffnet wird, sind auch der goldene Altar oder die Holzorgel aus dem 16. Jahrhundert sehenswert. 

Aber was soll ich sagen: Im Winter (und März ist in Dänemark nicht Winter) schließt der Dom bereits um 16:00 Uhr, ich konnte also weder am Anreisetag, noch am Lauftag, noch am Abreisetag hinein. Schade. Aber auch von außen war er beeindruckend. 

Und sonst noch: 

Kulturell hat Roskilde so einiges zu bieten, unter anderem ein Historische/Archäologische Museum, ein herausragendes Wikingermuseum mit Schiffsfunden, ein historisches Klostermuseum und ein Rock ‚n‘ Roll Museum. 

Und dann ist da noch das gigantisch Heizkraftwerk/ Müllverbrennungsanlage zu erwähnen, welches die Stadtsilhouette prägt. Auf einem der Panoramabilder sieht und erkennt man das sehr gut. Dort kann man auch die Dimensionen erahnen. Die Bürger von Roskilde, waren nicht mit einem profanen Zweckbau in Industrieoptik einverstanden. So entstand eine moderne Sehenswürdigkeit. Das Bauwerk, nach einem Entwurf des holländischen Architektens Erick van Egeraat, ist mit perforiertem Eisen verkleidet. Aus den unzähligen Löchern leuchtet die Hülle des Nachts wie ein Sternenhimmel. Schornsteine sind nicht als solche erkennbar, sondern Türme, insgesamt wirkt es eher wie ein großer Wohnkomplex. Als eine Industrieanlage ist es von weitem nicht zu erkennen. Fenster sind eingebaut, nachts beleuchtet.

Außerdem gibt es noch einen Nationalpark nördlich von Roskilde, durch den das Rennen auch teilweise ging. 

DerLauf:

Ein ganz klassisches Rennen über 50 Meilen!

Letztes Jahr hatte es wohl noch 75 km und ging anders herum, dieses Jahr wollen sie aber den Fünfziger. 

Also 50 mi / 81 km bei 835hm ⬆️ und 835hm⬇️.

Von meinem Quartier im DanHostel waren es nur 200 m bis Start/Ziel. 

Auf der Starterliste stehen circa 65 Personen. Knapp 60 starten. 50 Läufer/innen stehen dann als Finnischer auf der Ergebnisliste. Ein Schwede, ein Norweger, ein Ire, ein Engländer, ein US Amerikaner, ein Franzose, ich als einziger Deutscher; ansonsten Dänen.

Ab 6:30 Uhr ist zum Frühstück und Abholung der Startunterlagen in ein Pfadfinderclubheim geladen. Alles problemlos, top vorbereitet und liebevoll gemacht. Startnummer angepinnt, mit Kaffee, Brötchen und leckerem Süßgebäck gefrühstückt. Außerdem deponiere ich meinen DropBag. Um 7:20 Uhr geht es raus, vor das Haus, dort liegt eine elektronische Zeitmessmatte. Hier gibt es erst noch ein Briefing, allerdings nur auf Dänisch, so dass ich nichts verstehe. 

Das Rennen

Pünktlich um 7:30 Uhr werden wir auf die Strecke geschickt. Es ist jetzt schon kalt, ein ganz fieser Ostwind. eigentlich sind die Temperaturen gar nicht so dramatisch, leicht über dem Gefrierpunkt, aber der Wind wird mich noch mürbe machen. Wir laufen an der Marina aus Roskilde heraus und dann gleich Richtung Norden. Nett angelegte Radwege, ein Stück Landstraße und traumhafte Wanderwege, ein ganzes Stück am steinigen Strand lang. 

Schon sind wir bei VP1 km11/Salvadparken. Dort gibt es, wie an alle Depots Getränke, Süßes, unterschiedliche Dreieck-Sandwiches, alles was man braucht. Jetzt geht es durch die berüchtigten Salzwiesen. Hier zahlt sich die Kälte aus, teilweise sind die Wiesen so gefroren, dass man nicht einsinkt. Aber dann kommt natürlich ein Stück, wenn auch nur kurz, das man nicht umgehen kann. Fünf Schritte, knöcheltief in Eiswasser. Schuhe, Socken, Füße - alles klitschnass. 

An VP2 km20/Jyllinge gibt es wieder das volle Verpflegungsprogramm. Auch die DropBags liegen hier aus. Ich entscheide mich dazu, meine Trailschuhe, wenn auch nass, anzubehalten. Das nächste Teilstück teilt sich in zwei Hälften, die erste führt durchs Hinterland, die zweite direkt am Wasser lang. 

Der VP3 km32/Frederikssund liegt malerisch im Hafen der gleichnamigen Stadt. Nun wechseln wir über die Kronprins Frederks Bro von der Ostseite auf die Westseite des Roskilde Fjords. Auf der Westseite laufen wir deutlich mehr im Hinterland, durch Felder und Wiesen, an wunderbaren Gutshäusern und Kirchen vorbei. 

Am VP4 km41/Skuldelev gibt es zusätzlich Gels und Riegel, sowie wirklich heiße Tomatensuppe. Lecker und tut gut. Wir werden auch aufgefordert uns gut einzudecken, bis zum nächsten VP sind es 16 km.

Das sind dann sehr wenig befahrene, kleine Landstraßen, die sich durch das hügelige Gelände ziehen. Die Sonne kommt zwar raus, aber der Ostwind ist richtig fies. Die Straßen ziehen sich, lassen sich dafür aber sehr gut laufen. Kirchen und Herrenhäuser sorgen für etwas Abwechslung. 

Am VP5 km57/Sæby liegen wieder die DropBags aus, hier wechsel ich von Trail- auf Straßenschuhe. Meine Füße sind unterwegs wohl ein bisschen gewachsen und drücken mittlerweile vorne. Weiter geht es über gepflegte Schotterwege und kleine Sträßchen. Bis Kilometer 57 lief ja alles super rund, jetzt leide ich ein wenig. da ich nun alleine unterwegs bin, nutze ich die Zeit um ein wenig zu telefonieren. Herr Wurm und Ultra-Meier sorgen für etwas kurzweil und Abwechslung. 

Der nächste VP6 km66/Gevninge übersetz der Google Translator mit „Werbegeschenke“. Ich weiß auch nicht, was das soll. Dann bin ich wieder mit einem dänischen Pärchen unterwegs, die ich schon stundenlang, immer mal wieder, vor mir gesehen habe. Sie erzählte mir, dass sie im Juni den ZUT laufen möchten. 

Dann endlich der letzte VP7 km74/Kattinge Værk, übersetzt der Google Translator mit „Katzen funktionieren“! Ich weiß jetzt auch nicht?!  Jetzt geht es noch durch einen etwas mystischen Wald, sehr trailig, immer in Sichtweite vom Fjord. Auf diesem Stück begleitet mich ein dänischer Läufer, für den es die längste Strecke ist, die er jemals gelaufen ist. An der Marina schließt sich der große Kreis ⭕️ und es geht nur noch 500 Meter zum Ziel. Ich lasse meinem dänischen Laufpartner den Vortritt, das erste Mal 50 Meilen zu finnischen, muss ja belohnt werden.

 

Drei Dinge, die mir aufgefallen sind:

  • aus dem Zugfenster unterscheidet sich die Landschaft nicht so sehr von der, wie in vielen Teilen Deutschlands. Die Agrarwirtschaft ist augenscheinlich kleinteiliger und weniger von gigantischen Monokulturen geprägt.
  • Frauen tragen gerne One-Piece-Anzüge. Da wüsste ich nicht, wann ich die zuletzt mal in Hamburg gesehen habe. Um den Roskilde Fjord trug diese Anzüge jede zweite Frau.
  • In allen Supermärkten und Kiosken wird ein günstigerer Preis angeboten, wenn man 2 Stück (von irgendwas) kauft. Take2!

 

Meine  drei wichtigsten und / oder besten dänischen Bands:

  • D-A-D
  • VOLBEAT 
  • Aqua


Epilog

Nach der zweiten Nacht gibt es dann noch ein gutes Frühstück für 95DK im DanHostel. 15 Minuten Fußweg durch die Innenstadt zum Bahnhof. Von dort mit einmal Umsteigen in Ringstedt, inklusive 50 Minuten Aufenthalt, geht’s dann in insgesamt knapp 5 Stunden, wieder zurück in die Hansestadt Hamburg; für 24€.

Fazit: Hat sich gelohnt, der Ausflug! 

Laufempfehlung: Wer es schafft, sollte diesen Lauf mal unbedingt mitmachen!

Ein ganz ganz herzliches Dankeschön (mange tak) an die Organisatoren und Helfer‼️

 

Ergebnisse und Informieren: https://my.raceresult.com/265272/results

Informationen, auch über ähnliche Läufe: https://www.lnbk.nu/ 

Ganz besonders ans Herz gelegt wurde mir der: 

(Achtung - Werbung)

Rngkøbing Fjord - Summer Edition 2024

Deltag i 8. udgave af Ultraløbet Ringkøbing Fjord Rundt lørdag den 24. august 2024

Distancerne i 2024 bliver 60km og 100km

 

Zähler M/U Gesamt: N° 480

Ultras: N° 144

Zähler in DEN: N° 1; @Gruß an Arne ;)

Länderpunt: N° 8; Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Tschechische Republik, Spanien, Niederlande, Dänemark; @Gruß an Mario ;)

Alliterationen bei den Fotos; @Gruß an Inka und Stephan ;)


Die Strecke: 

https://connect.garmin.com/modern/course/227886897

Roskilde Fjord Rundt 50 Miles 2024 – Google My Maps

 

LG

Der Stulle 🍀❤️🆓